Über 460 Jahre Brauereitradition – seit 1550, um genau zu sein – machen diesen schönen fränkischen Brauerei-Gasthof zu einer der ältesten Brauereien in der Region. Direkt an der Durchgangsstraße gelegen, kann ihn eigentlich niemand verpassen, der durch den Ort fährt, zumal hinter großen Panoramafenstern die kupfernen Sudkessel schon von weitem zu sehen sind.
schon von weitem sieht man die Kupferkessel
Der Brauerei-Gasthof Hartmann hat vor einiger Zeit begonnen, auf Qualität zu setzen und überzeugt mit interessanten, teilweise auch recht exotischen Bieren und einer ausgezeichneten Küche. Neben den üblichen, in der Region weit verbreiteten Biersorten (Hell, Pils, Dunkel, Weißbier) gibt es mit dem Erbschänk 1550 ein aromatisches Schwarzbier, mit einem alkoholreduzierten Bier in kleinen Flaschen versucht man, Auto- und Motorradfahrer zu ködern (Stichwort „Bikerbier“), und im Sommer gibt es ein mit Whiskymalz gebrautes Felsenkellerbier. Die Küche setzt auf regionale Spezialitäten, aber von allerhöchster Qualität. Ein simpler Salat wird mit einem selbstgekochten Orangen-Ingwer-Rosmarin-Chutney zur Raffinesse; die örtlichen Jäger liefern ausgezeichnete Fasanen, und auf der Speisekarte finden sich zahlreiche weitere kulinarische Überraschungen.
Hartmann Edelpils
Während unseres Besuchs am 31. Dezember 2011 war es in der Mittagszeit ungewöhnlich ruhig – man bereitete sich auf das große Silvesterbüffet vor. Und so hatte die Chefin einen Moment der Muße, sich mit uns zu unterhalten. Begeistert berichtete sie von ihren Plänen für das Silvesterbüffet und davon, dass im Jahr 2012 gefeiert wird: 100 Jahre wird die Brauerei dann in den Händen der Familie Hartmann sein – wenn das kein Grund ist, stolz zu sein.
Insgesamt also ein angenehmer, schöner Brauereibesuch – insbesondere in einer wesentlich freundlicheren Atmosphäre als etwa 20 Jahre zuvor, denn bisher hieß es in meinen Aufzeichnungen über diesen Brauereigasthof wie folgt:
„Zu einer Zeit, als ich noch gar nicht so intensiv und systematisch nach Brauereien Ausschau hielt, nämlich am 7. Mai 1992, trudelten wir mehr oder weniger zufällig in den Brauerei-Gasthof Hartmann – der Hunger hatte uns auf der gemütlichen Fahrt von Bamberg nach Bayreuth ausgebremst.
Zufallsfund im Jahr 1992
Und genau für den Hunger erwies sich die Brauerei auch als Ideallösung: Das ländliche Essen (gekochte Ochsenbrust und Schweinebraten) war ausgezeichnet zubereitet und schmeckte hervorragend – und das Weißbier dazu erwies sich als rund, sämig, bananig, aromatisch. Herrlich!
Wenn doch nur die Bedienung nicht so arg muffelig und abweisend gewesen wäre – fast schon vermittelte sie uns den Eindruck, wir würden ihr als Gäste nur zur Last fallen. Das war leider schon deutlich mehr als die auf dem Lande gelegentlich noch anzutreffende Brummigkeit. Und das gerade hier in Franken, wo die Menschen sonst so nett sind …“
Brauerei-Gasthof Hartmann
Fränkische Schweiz Straße 26
96 110 Würgau
Bayern
Deutschland
Ein Beitrag voller Nostalgie. Das Essen war immer ein bischen über dem Niveau der Region, d.h. auch jenseits des Schäuferlas wurden Wünsche erfüllt. Die beiden Rauchbiere Felsenkeller und Felsentrunk waren exquisit, nicht so abschreckend für Anfänger wie das Schlenkerla. Nun ist alles vorbei (?). Vor zwei Jahren gelang es mir nicht mehr, in der Brauerei Bier abzuholen, es wird wohl woanders gebraut. Aus informierten Kreisen hörte ich damals, Gasthaus und Brauerei stünden zum Verkauf (VB 2 Mio). Ich werde im Sommer wieder vorbeifahren und Ausschau halten.
Hallo, Ludger,
Beiträge voller Nostalgie entstehen bei mir derzeit eine Menge. Dadurch, dass ich hier in Kabul keine neuen Biererlebnisse habe, gelegentlich aber ein bisschen Zeit am Rechner verbringen kann, kann ich auch die alten Erlebnisse von früher aufarbeiten und längst verschollene Blogbeiträge rekonstruieren.
Ob in Würgau allerdings alles vorbei ist? Die Website ist aktiv, und auf dem Facebook-Account sucht man mit Datum 10. Februar 2021 einen Koch. Ganz zu ist also nicht. Ob noch Bier vor Ort gebraut wird, kann ich allerdings nicht sagen … Die Website erweckt zumindest den Eindruck, dass man noch fleißig selbst braut.
Vielleicht finde ich im Spätsommer Zeit und Gelegenheit, endlich mal wieder durch Franken zu touren, dann versuche ich, das zu verifizieren.
Mit bestem Gruß,
VQ