Zoiglstube „Lugert“
Mitterteich
DEU

Viele, viele Monate hatte es beim Lugert in Mitterteich keinen Zoiglausschank mehr gegeben. Pandemie, Lockdown, Unberechenbarkeit – wie hätte der Lugert Hans denn einen Sud vorbereiten und planen sollen? Erst brauen, dann vergären, dann Zutaten für die Brotzeit kaufen, nur um anschließend zu erfahren, dass die Infektionsschutzmaßnahmen ihm immer noch keine Öffnung erlauben?

Aber jetzt, Ende Juli, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Zum ersten Mal im Jahr 2021 öffnet die Zoiglstube „Lugert“ im Boozhaus in Mitterteich ihre Pforten und schenkt frischen Zoigl aus. Und was haben wir für ein Glück: Ausgerechnet heute sind wir mit Freunden aus der Oberpfalz ganz in der Nähe unterwegs!

der ausgesteckte Baum zeigt an, dass Zoiglausschank ist

Wir stellen den Wagen in der Altstadt ab und gehen ein paar Schritte die Bachstraße runter. Rechter Hand sehen wir schon das Boozhaus, von dem niemand so recht weiß, warum es so heißt. Im Internet findet man zwar irgendwo einen Hinweis, dass „der erste Hausherr ein recht a ‚bouzerter‘“ gewesen sein soll, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Was soll denn ein „bouzerter“ sein? Da hilft auch eine ausgiebige Recherche im Netz nicht,

„Jetzt steh‘ da nicht rum und daddel auf Deinem Telefon, wir wollen da jetzt rein“, heißt es mahnend, und so stecke ich meinen diesmal gar nicht so schlauen Begleiter in die Hosentasche und gehe unter dem ausgesteckten Baum, der anzeigt, dass gerade Ausschank ist, hindurch und passiere die Toreinfahrt in den Innenhof. Dicht an dicht stehen die Bierbänke, und dicht an dicht sitzen die Menschen am Zoigl. Man merkt, wie sie den Zoigl vermisst haben – vor wenigen Stunden ist erst wieder eröffnet worden, und schon sind alle Plätze belegt.

durch die Toreinfahrt geht es in den gut besetzten Innenhof

„Hinten findet Ihr noch was“, ruft uns die freundliche Bedienung zu, und als wir den Hof überquert haben, finden wir tatsächlich hinten im Stall noch einen Platz. Vorsichtig rutschen wir an die Banknachbarn heran – nicht zu nahe, ein bisschen Corona-Abstand soll es schon noch sein, aber dass jeder seine eigene Bank bekommt, so ist es dann auch wieder nicht. Es pendelt sich ein mittlerer Abstand ein, und es herrscht auch schon wieder eine gewisse Gemütlichkeit.

In einem simplen Becherglas wird uns der Zoigl serviert. Fast schon orangefarben leuchtet er uns an, leicht trüb ist er, und die Schaumschicht ist zwar nur dünn, aber lange haltbar. Appetitlich sieht er aus, und der erste Schluck bestätigt diesen Eindruck: Ein wunderbar aromatisches Bier – kernig, ohne zu bitter zu sein, malzig, ohne zu süß zu sein. Wir setzen das Glas an und lassen es erstmal laufen. Ein tiefer Zug, so dass das Glas fast schon leer ist. Tut das gut!

der Zoigl leuchtet in der Sonne

Die großzügige Brotzeit dazu macht sofort Lust auf ein weiteres Glas, und so sitzen wir hier und lassen es uns gut gehen, bis es irgendwann heißt „Heh, ich muss Euch noch fahren, und das ist noch ein ganzes Stück. Jetzt ist Schluss für heute!“

So soll ein Tag am Zoigl eigentlich nicht enden, es ist ja noch nicht einmal dunkel. Aber unsere Chauffeurin hat recht, der Weg zurück ist weit, und noch ein, zwei oder gar drei weitere Zoigl täten uns ehrlicherweise auch nicht wirklich gut. Auch wenn er noch so gut schmeckt.

Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg. Die Zeche ist nicht der Rede wert – Zoigl und Brotzeit sind in der Oberpfalz noch sehr preiswert. Und die Gemütlichkeit rundherum ist sogar gratis!

schön, wenn die Zoiglstuben wieder gut besucht sind

Im Boozhaus in Mitterteich ist auch früher schon Zoigl ausgeschenkt worden, aber irgendwann schien das nicht mehr in die Zeit zu passen. Die Menschen des Wirtschaftswunders orientierten sich anders. Fabrikbiere und Kommerz waren in; alte Tradition zählte nicht mehr. Erst seit 1999 gibt es wieder Mitterteicher Zoigl im Boozhaus, nachdem Christa und Hans Lugert das Boozhaus umgebaut und ertüchtigt haben. Ein Bierkeller wurde eingerichtet, Gaststube, Küche und Toiletten saniert, und seit Mai 1999 gibt es alle paar Wochen wieder einen Zoiglausschank. Wenn nicht gerade Pandemie ist …

Die Öffnungszeiten der Zoiglstube „Lugert“ entnimmt man am besten dem Internet. Wenn Zoiglwochenende ist, dann geht’s von Freitag bis zum darauffolgenden Donnerstag rund. Zur Anreise ist man in der Oberpfalz eigentlich auf das Auto angewiesen; der ÖPNV ist hier schlecht. Am besten, man sucht sich eine Unterkunft am Ort, damit man dem Zoigl gut zusprechen kann.

Bilder

Zoiglstube „Lugert“
Bachstraße 12
95 666 Mitterteich
Bayern
Deutschland

4 Kommentare

  1. Wie es im Moment ist weiß ich nicht, aber jahrelang gab es in Mitterteich im Ort selber keine Übernachtungsmöglichkeit. Es blieb nichts anderes übrig als mit Bahn und Bus anzureisen und mit der letzten Verbindung wieder zu verschwinden. Was aber der Gesundheit durchaus zuträglich war, weil der Aufenthalt und die Biermenge dadurch automatisch begrenzt waren.

    • Ich kenne da auch nur das Hotel direkt an der Autobahnausfahrt, also nicht wirklich im Ort. Das ist eine lange Wanderung bis dorthin, oder man muss ein Taxi nehmen. Keine schöne Situation.

      Aber vielleicht gibt es Privatquartiere? Ich weiß es nicht.

      Zum Glück hatten wir eine Fahrerin, die uns chauffiert hat.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

  2. Hallo Herr Wildung und Herr Quante,
    es gibt den Brauereigasthof Hösl im Stadtgebiet in dem man übernachten kann. Außerdem div. Ferienwohnungen/Privatquartiere, zu finden unter Ferienregion http://www.ferienregion-stiftland.de und dann Mitterteich eingeben. Alle kann man zu Fuß in kurzer Zeit erreichen.
    Viele Grüße
    Richard Braun

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