Der Tauschhandel blüht (8)
Sonthofen
DEU

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz

Herr M. schaut mich an. „Ich habe jetzt auch angefangen, zu brauen. Zusammen mit einem Freund. Die Ergebnisse sind zwar noch durchwachsen, aber es macht einen großen Spaß.“

„Wollen Sie auch mal eine Flasche probieren, auch auf die Gefahr hin, dass sie Ihnen nicht mundet?“, fährt er fort.

Die Antwort hätte sich Herr M. denken können – wir arbeiten bereits lange genug zusammen, als dass er meine Begeisterung für neue und unbekannte Biere kennt. Rasch habe ich also eine Bügelflasche ohne Etikett, lediglich mit einem kleinen, mit Bleistift beschriebenen Zettel versehen, auf dem Schreibtisch stehen.

Verkostungsnotiz

Herr M. – Dunkler Weizenbock 1.0 (7,0%)

Das Bier bereitet mir schon vor dem Einschenken großen Spaß. Mit einem lauten Knall öffnet sich der Bügelverschluss, reißt aus der Verankerung und zischt raketengleich davon – quer über die Weide vor unserem Balkon. Gleichzeitig ergießt sich der leicht beigefarbene Schaum über das Balkongeländer.

Also:

Erst den überquellenden Schaum ins Glas laufen lassen, dann den Bügelverschluss wieder einsammeln, dann zu Ende einschenken und dann erst verkosten.

Die Farbe ist kastanienbraun, das Bier leicht trüb. Der Schaum ist, nun ja, üppig. Mehr als üppig. Und leicht beigefarben. Und ewig lange haltbar. Und großblasig. Der Duft ist kräuterig mit phenolischen Noten, etwas Umami (fleischiges Aroma) spüre ich ebenfalls. Vielleicht etwas Hefeautolyse. Das könnte auch das Temperament erklären. Der Antrunk ist sehr spritzig und sprudelig, der Mund füllt sich mit Schaum. Weizenaromen, weinige Akzente, etwas Dunkelmalz und recht ausgeprägt fleischige Umaminoten prägen den Charakter des Biers. Der Abgang hat eine etwas glitschige Textur; die sehr dezente Herbe klingt rasch ab. Ungewöhnliche, ein wenig an Gummi erinnernde Noten begleiten den Abgang retronasal.


Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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