Jan Brücklmeier
Bier verstehen: Sorten, Verkostung, Rezepte

Reklame?*

Bisher konnte man in Diskussionen, Internetforen oder bei Facebook immer sehr nachdrücklich argumentieren: „Steht so im Brücklmeier!“

„Im Brücklmeier?“

„Ja, in DEM Brücklmeier!!!“

Damit ist es jetzt leider vorbei.

Schade? Keineswegs, denn jetzt gibt es zwei Brücklmeiers.

Nach dem im Nu zum Quasi-Standardwerk avancierten Buch Bier brauen: Grundlagen, Rohstoffe, Brauprozess, das sich in bis dahin ungekannter Qualität und Detailfreude an den gerne auch schon fortgeschrittenen Hobbybrauer richtete, gibt es nun ein zweites, ähnlich gut ausgestattetes und umfangreiches Werk von Jan: Bier verstehen: Sorten, Verkostung, Rezepte.

Jan Brücklmeier
Bier verstehen: Sorten, Verkostung, Rezepte

Gleiches Format, ähnliches Gewicht, über 400 Seiten. Gewichtige Lektüre. Nicht nur, was die physikalischen Daten dieses Mehrpfünders anbelangt, sondern auch inhaltlich. Ein Buch, das sich hervorragend und flüssig liest und das dennoch nicht an der Oberfläche bleibt, sondern sorgfältig recherchiert, hervorragend aufbereitet, eingängig gestaltet und übersichtlich gegliedert eine Fülle von Wissen vermittelt.

Bei alledem ist es diesmal auch noch hervorragend lektoriert – mir sind nur zwei (!) Fehlerchen aufgefallen. Einmal ein Adjektiv im falschen Kasus, und einmal … ach, habe ich vergessen. Winzige Kleinigkeiten. Wie angenehm angesichts vieler Bücher, auf denen ich pro Seite ein halbes Dutzend Orthografiefehler finde, die mir beim Lesen manchmal geradezu körperliche Schmerzen bereiten.

In seiner Einleitung „Was Dich erwartet“ schreibt Jan: „Mein Wunsch war es, ein Buch zu schreiben, das die Faszination an Bier vermittelt, aber auch die Leidenschaft, die dahintersteckt.“ Und das ist ihm gelungen.

Im ersten Abschnitt des Buchs beleuchtet er kurz die Grundzutaten und den Brauprozess. Aber wirklich nur kurz – gerade so viel, wie man wissen sollte, um Bier noch besser genießen zu können. Wer’s genauer wissen will, kann sich schließlich Jans erstes Buch zulegen.

Es folgt der Abschnitt „Bierkultur – Bier ist Kult(ur)“, in dem uns der Autor von der deutschen, durch das sogenannte „Reinheitsgebot“ eingeschränkten Sichtweise wegführt und unsere Augen dafür öffnet, was Bier anderswo auch bedeuten kann.

Dann geht es weiter mit der Bierverkostung. Was sich im ersten Moment anfühlt, als solle durch systematisches Riechen, Schmecken und Trinken der Spaß am Bier genommen werden, öffnet doch eigentlich erst alle Dimensionen des Genusses. Beeindruckend, wie Jan Präzision und Leichtigkeit miteinander verbindet.

ein umfangreicher Abschnitt zur Stilkunde

Der umfangreichste Abschnitt dieses Buchs, der vierte ist es schon, beschäftigt sich mit Bierstilen. Manchem mag eine stilistische Strukturierung des Universums seines Lieblingsgetränks zuwider sein, aber ohne wenigstens eine ungefähre Stilbindung versandet jede intensivere Beschäftigung mit Bier im Ungefähren – was übrigens schon beim Einkauf beginnt, wenn das, was auf dem Etikett angekündigt ist, vielleicht nur wenig mit dem zu tun hat, was sich in Flasche oder Dose tatsächlich befindet. Oder was der Käufer glaubt, was sich dort befinden sollte … Sehr wichtig also, dieser Abschnitt. Und für mich persönlich der am spannendsten geschriebene.

Systematik soll aber den Spaß am Bier weder trüben noch ersetzen, und so lautet die Überschrift des fünften Abschnitts nur folgerichtig „Bierspaß“. Kochen mit Bier, Foodpairing, Biercocktails und vielleicht auch irgendwann der Sprung zum zertifizierten Verkoster. Bier kann mehr als nur ein Durstlöscher sein!

Am Ende des fünften Abschnitts sind noch mindestens sechzig Seiten übrig. Noch ein paar Stunden weiterer Lesespaß!

Doch halt, was ist das? Auf Seite 337 lautet die Zwischenüberschrift schon „Zu guter Letzt“?

Ach, viel zu früh endet die unterhaltsame Lektüre! Das, was jetzt noch folgt, sind Anhänge. Tabellen, Übersichten, Farbtafeln, Rezepte. All das, was in ein umfassendes Nachschlagewerk gehört, aber mittendrin den Lesefluss stören würde. Hier hinten, im Anhang, zweckmäßig zusammengefasst.

„einige hilfreiche Adressen im Internet“

Besonders schön: Die Seite „Good to know“, auf der „einige hilfreiche Adressen im Internet“ aufgelistet sind. Unter anderem ein ganz netter Blog, der mit den Worten beworben wird „sehr umfangreicher Blog rund ums Bier und um Brauereien, mit einer großen Datenbank mit Brauereien, die der Autor besucht hat, und Bieren, die er verkostet hat; ein tolles Feature ist die Landkarte mit Brauereien und Bierläden“.

Alles in allem: Ein neues Standardwerk. Ohne Übertreibung. Sofort zum Buchhändler um die Ecke gehen und kaufen. Einmal für sich selbst, einmal zum Verschenken zu Weihnachten. Los, auf geht’s!

Jan Brücklmeier
Bier verstehen: Sorten, Verkostung, Rezepte
Eugen Ulmer KG
Stuttgart, 2021
ISBN 978-3-8186-1345-7

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Bewertung von Produkten, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame sei. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Nun denn: Ich habe dieses Buch unaufgefordert und kostenlos vom Verlag zu Rezensionszwecken zugeschickt bekommen. Meine Leser und Leserinnen wissen, dass ich mich davon nicht beeindrucken lasse. Aber in diesem Fall bin ich vom Buch tatsächlich begeistert. Seht es also als Reklame aus Überzeugung an!

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