Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
„Sie hatten doch neulich Geburtstag“, stellt die weitgereiste Frau H. fest und überreicht mir eine große Tasche mit bierigen Überraschungen.
Geburtstag? „Oh, das ist doch schon zwei Monate her“, antworte ich, aber uns beiden ist bewusst, dass Reisen sowie berufliche Zwänge, Pandemie und Abwesenheiten tatsächlich dazu geführt hatten, dass wir uns nur mal kurz aus der Ferne gesehen, aber seit meinem Geburtstag noch nicht wieder richtig miteinander gesprochen haben.
Umso mehr freue ich mich jetzt „besser spät als nie“ über die Aufmerksamkeit und auf die detaillierte Verkostung der Spezialitäten, bei denen zumindest eine der Flaschen von der langen und exotischen Reise der Frau H. zeugt.
Verkostungsnotizen
General Investment Company (Jordan Brewery Co.) – Petra – Lager Beer (5,0%)
Das Bier ist goldgelb und blank filtriert; der Schaum ist schneeweiß und hält recht lange. Der Geruch ist leicht herb und weist eine ganz leichte, metallische Note im Hintergrund auf. Nach einem spritzigen und erfrischenden Antrunk tut sich auf der Zunge zunächst mal gar nichts. Für einen Moment stutze ich, aber dann identifiziere ich eine ganz leichte Malzsüße, einen Hauch von Hopfenbittere und eine leicht glitschige Textur weiter hinten auf der Zunge; retronasal kommen ein paar Getreidearomen zum Vorschein – alles aber nur ganz zurückhaltend, um nicht zu sagen, dünn. Im Abgang kommen die Getreidearomen, ein Eindruck von frischem Korn, etwas deutlicher heraus. Hopfenbittere ist fast gar nicht zu spüren. In der Summe ein erfrischendes Bier für den großen Durst bei sommerlicher Hitze. Und genau dafür ist es auch gebraut.
Rügener Insel Brauerei – Baltic Dubbel (8,5%)
Die dunkelbraune Farbe und die gleichmäßige Trübung gefallen; ebenso der sehr üppige und laaange haltbare, beigefarbene Schaum. Der Duft ist malzig und weist ein paar weinartige, aber auch leicht dumpfe Noten auf. Der Antrunk ist etwas pfeffrig scharf und rau. Gleichermaßen macht sich auch auf der Zunge ein rauer Eindruck breit. Nur geringe Restsüße, etwas brenzlige Aromen, eine angebrannt wirkende Bittere und eine leicht kratzige Textur wetteifern miteinander um die Oberhand. Im Abgang nach dem Schluck gewinnt die Textur und macht einen etwas kratzigen Hals, gefolgt von einer leichten alkoholischen Wärme. Wettbewerb der Aromen anstatt Harmonie.
Der Hirschbräu – Privatbrauerei Höß – Holzar-Bier (5,2%)
Die Flasche hat ein schönes anlassbezogenes Etikett: Geburtstagsbier. „Alles Gute zum Geburtstag“ ist draufgedruckt. Der Inhalt ist natürlich das ganz normale Holzar-Bier, aber der Gag ist trotzdem sehr nett. Das Bier hat eine schöne, kastanienbraune Farbe und ist blank gefiltert. Der Schaum ist beigefarben, sahnig-kremig und fest. Ein dezent-röstiger Geruch gefällt und lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der Antrunk ist mild, auf der Zunge macht sich das Malz deutlich mit röstigen, dezent karamelligen Noten bemerkbar, ohne dass eine Malzsüße zu dominant wird. Der Schluck ist mild, weich und nur zurückhaltend herb, während retronasal wieder etwas Karamell und Toffee zu spüren ist. Durch seine Weichheit und niedrige Spundung bei ausgewogenem Aromenspektrum sehr durchtrinkbar.
Rügener Insel Brauerei – Baltic Ale (7,5%)
Das Bier hat eine recht hellgelbe Farbe mit nur leichter Trübung. Der weiße Schaum ist üppig und langehaltbar, obwohl er verhältnismäßig rasch großblasig wird. Ein fruchtig-säuerlicher Duft nach grünen Früchten (Stachelbeeren? Weintrauben? Grüne Äpfel?) schwebt über dem Glas. Der Antrunk ist spritzig und ein wenig pfeffrig-scharf. Auf der Zunge spüre ich eine schwache Restsüße, die sich aber mit einer leichten rauen Empfindung paart, die vielleicht von Phenolen oder Tanninen herrührt. Retronasal kommen kräuterige und weinige Aromen hervor, während beim Schluck ein gewisser phenolischer Charakter und höhere Alkohole deutlicher werden. Auch eine gewisse alkoholische Wärme spüre ich.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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