Probierpäckchen
aus Limburg

spannende Biere aus Limburg an der Lahn

Ein paar Wochen ist es her, dass ich eine Nachricht von Herrn E. aus Limburg an der Lahn bekommen habe: „Kennst Du die schon?“ Auf dem beigefügten Bild eine Bierdose mit viel Himmelblau und Rosa.

„Nee, kenne ich nicht, habe ich noch nicht mal von gehört“, textete ich eben schnell zurück.

„Dann schicke ich Dir mal ein paar Proben …“

Einen Monat später steht ein Päckchen im Hausflur. Ich hatte fast schon nicht mehr dran gedacht und mich damit abgefunden, dass das Bier vielleicht schon ausverkauft gewesen war. Aber nein: Herr E. hat sich nur etwas verspätet: „Leider hatte ich einige Beschaffungsprobleme in Limburg …“

Ach, als ob eine Entschuldigung nötig gewesen wäre. Wenn ich Bier zum Verkosten geschenkt bekomme, wer wäre ich, dass ich dann ungeduldig würde? Nein, lieber E., das ist doch völlig in Ordnung. Auch wenn es ein Jahr gedauert hätte, würde ich mich nicht minder über diese schöne Überraschung freuen.

Zwei Flaschen, eine Dose – alles Biere, von denen ich in der Tat noch nicht mal gehört, geschweige denn, sie getrunken habe. Insofern gehe ich mit Dankbarkeit und großer Neugier ran an die

Verkostung

Yayle – Nays – Hazy Pale Ale (5,5%)

Das Bier hat eine sattgelbe Farbe und ist milchig trüb. Der üppige Schaum ist zunächst kremig, bildet dann aber recht rasch große Blasen aus, die wie Seifenschaum aussehen und komischerweise ewig lang halten. Angenehme Tropenfruchtaromen steigen in die Nase und werden von einem feinen metallischen Akzent im Hintergrund begleitet. Der spritzige Antrunk ist erfrischend. Auf der Zunge macht sich eine kräftige Bittere breit, die von einem nicht allzu starken Malzkörper nicht ganz maskiert wird. Das Bier wirkt weniger vollmundig, als es ob seiner milchigen Farbe und des fast viskosen Eingießens erwarten lässt. Retronasal treten die Tropenfruchtaromen wieder in den Vordergrund (hauptsächlich Maracuja); die metallische Note ist verschwunden. Stattdessen kommt eine an Badezusatz erinnernde Zitronennote hinzu. Nach dem Schluck entwickelt sich eine feine Herbe, die gleichmäßig und sauber abklingt.


Bier & Geister GmbH – Brauminator – Hopfenkuss Gold Amarillo – kaltgehopftes Obergäriges (4,9%)

Mit Schmackes schießt das Bier aus der geöffneten Flasche und ergießt sich über den vereisten Balkon. Ich überlege: Ob es ein Bier wohl mal schafft, mit so viel Druck aus der Flasche zu schießen, dass es bis an den Balkon über uns reicht? Der kleine Rest, der sich schlussendlich im Glas wiederfindet, hat eine trübe-gelblich graue Farbe und unendlich viel großblasigen Schaum, der nur ganz, ganz langsam zusammenfällt. Der Geruch ist hopfig-herb mit einer leicht ledrigen Note im Hintergrund. Der Antrunk ist etwas dumpf, ebenso der erste Eindruck auf der Zunge. Eine gewisse Malzsüße ist zu spüren, die mit einer recht kräftigen Bittere einhergeht. Aber auch hier: Ledrige Noten, die ein bisschen an die Medizinbälle im schlecht gelüfteten Geräteraum der Turnhalle meiner Kindheit erinnert. Die ledrig wirkende Bittere bleibt auch nach dem Schluck recht lange im Rachen haften.


Bier & Geister GmbH – Brauminator – Hopfenbock Monroe – kaltgehopfter Doppelbock (8,0%)

Im Gegensatz zum vorherigen Bier schäumt dieser Hopfenbock immerhin nur langsam aus der Flasche. So langsam, dass ich die Flasche rechtzeitig zum Glas bringe. Dort, im Glas, schäumt er aber munter weiter. Und schäumt. Und schäumt. Und schäumt. Die Schaumkrone türmt sich immer höher, und geduldig muss ich auf den ersten Schluck warten. Zeit, den optischen Eindruck zu bewerten: Das Bier ist hellbraun und milchig trüb; der Schaum ist schwach eierschalenfarben und, da er von hoher Spundung genährt wird, ewig lang haltbar. Der Duft ist für ein kaltgehopftes Bier verhältnismäßig zurückhaltend. Ich rieche ein bisschen frisch geschnittenes Gras, dahinter ein paar ganz leichte Fruchtnoten. Irgendwann kann ich dann trinken. Der Antrunk ist sehr bizzelig, der Mund füllt sich sofort mit Schaum, so dass es schwer ist, einzelne Aromen und Effekte zu identifizieren. Die Bittere ist prägnant, macht sich dominant breit. Retronasal spüre ich ein paar alkoholische Noten und etwas rote Früchte. Fast schon wie ein Kirschlikör. Der Abgang nach dem Schluck ist von einer recht lange anhaltenden Bittere geprägt, die etwas im Rachen kratzt. Gleichzeitig spüre ich eine leichte Spritigkeit und etwas alkoholische Wärme.


Angesichts der recht vielfältigen sensorischen Erlebnisse mit diesen drei Bieren bekommt die Aussage des Herrn E. in seinem kleinen Briefchen eine ganz besondere Bedeutung:

Auspacken und Verkostung

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