Stolz steht sie da, inmitten des kleinen Örtchens Isny im Allgäu, die Brauerei Stolz. Entstanden im Jahr 1919, kurz nach dem ersten Weltkrieg, als Johann Stolz die Brauerei Engel übernahm und ihr seinen Namen gab. Es war damals wohl eine Tradition in der Familie Stolz, dass jeder der Söhne eine eigene Brauerei Stolz hatte – und es waren, so erzählt es die Chronik der Brauerei Stolz GmbH & Co. KG, seinerzeit immerhin fünf Stück. Neben der Brauerei in Isny gab es noch vier weitere mit dem Namen Stolz, jede einem anderen Bruder von Johann gehörend: in Kempten, Nesselwang, Maria Hilf und Kraiburg / Inn.
Blick auf die kupfernen Kessel
Heute ist nur noch die eine Brauerei in Isny übriggeblieben. Ein schlichtes, rechteckiges Gebäude beherbergt die großen Kupferkessel, die durch zwei große Schaufenster von der Straße aus eingesehen werden können. Sieben verschiedene Biere entstehen hier rund ums Jahr, und dazu ein paar saisonale Biere. Das Blaubändele (Helles), Export, Hopfen Perle, Isnyer Weizen, Isnyer Leichtes Weizen, Isnyer Hefeweizen, Isnyer Zunftrat Dunkel, und saisonal ein Jahrgangsbier, das immer am 23. April, dem Tag des deutschen Biers (und des sogenannten Reinheitsgebots…) gebraut wird, und das Josefi-Märzen zum Josefi-Tag. Klassische deutsche Bierstile, und durchaus ein beeindruckendes Portfolio.
Man ist stolz auf die Stolz-Biere, und man hält das Reinheitsgebot in Ehren. Sagt man zumindest. Und bietet doch gleichzeitig ein Radler an, verhunzt das schöne Blaubändele also bereits in der Flasche mit Zitronenlimonade. Ist ja schön. Wem’s schmeckt. Aber konsequent ist das für die Verfechter des Reinheitsgebots natürlich nicht. (Wenn auch juristisch korrekt …) Mögen sie doch bitte aufhören, uns mit diesen 500 Jahren angeblicher Reinheit des Biers zu nerven.
Brauereigasthof Engel
Nachdem wir im Allgäuer Nieselregen lange genug vor den Schaufenstern mit den Kupferkesseln gestanden haben, zieht es uns jetzt aber doch in den direkt nebenan liegenden Brauereigasthof Engel. Gleich im Eingangsbereich ein schöner Stammbaum der Brauerfamilie Stolz, und dann empfängt uns auf der rechten Seite ein gemütlich mit viel hellem Holz eingerichteter Schankraum. Die Lampen über den Tischen sind mit alten Messing-Zapfhähnen und anderen Brauerei-Utensilien verziert, auf den Tischen liegen Prospekte mit ausführlichen Informationen über die Brauerei, und in der Speisekarte sind die Biere detailliert beschrieben. Sehr schön!
Noch schöner, als ich entdecke, dass man die drei hier vom Fass angebotenen Biere auch in kleinen Probiergläsern verkosten kann. Das Blaubändele erweist sich als leckeres, süßliches und sehr durchtrinkbares Helles, das Zunftrat Dunkel erfreut mit schönen Dunkelmalzaromen. Beides sind Biere gerne auch für den großen Durst. Das Hefeweizen hingegen vermag uns nicht zu überzeugen. Ein merkwürdiges, fast schon chemisch wirkendes phenolisches Aroma stört, und auch nach dem Schluck bleibt ein Nachgeschmack, der uns nicht wirklich gefällt.
Bierprobe
Die Speisekarte verspricht neben den Stolz-Bieren eine Reihe von leckeren regionalen Gerichten und, saisonal, auch zahlreiche Spargelgerichte. Was an unseren Nachbartischen serviert wird, sieht richtig appetitlich aus, und wir finden es schade, dass wir nur kurz vorher schon anderswo gegessen haben. Man kann nicht immer alles im Leben haben …
In der Summe ein sehr netter Brauereigasthof, den wir mit Sicherheit einmal wieder besuchen werden. Dann aber mit leerem Magen und auch mit mehr Durst, so dass wir auch die anderen Biere der Brauerei Stolz Brauerei Stolz ausgiebig verkosten können.
Der Brauereigasthof Engel ist täglich von 11:00 bis 14:00 Uhr und ab 17:30 Uhr geöffnet; mittwochs und donnerstags sind Ruhetage (im Sommer von Juli bis September ist donnerstags aber abends geöffnet). Zu erreichen ist er problemlos mit dem Auto (Parkplätze gibt es auf dem Brauereigelände). Mit den Öffis wird es schwieriger. Es gibt keinen Bahnhof, und der Bus fährt nur selten.
Brauerei Stolz GmbH & Co. KG
Rotenbacher Weg 2
88 316 Isny / Allgäu
Baden Württemberg
Deutschland
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