ASGAARD Brauerei
Schleswig
DEU

Es sind bald dreißig Jahre, dass 1994 in Schleswig im alten Güterbahnhof die ASGAARD Brauerei eröffnet wurde. Ronald T. Carius hatte hier ein kupfernes Sudwerk in die große Halle gestellt und einen schönen Betrieb drumherum komponiert. Das alte Ziegelgebäude, das dabei in seiner Anmutung gut erhalten blieb, strahlte damals schon so etwas wie Industrial Chic aus.

2010 zog dann die Gastronomiekette Luzifer in die Gasträume rund um die Kupferkessel ein, und zwei Jahre später wurde auch die Brauerei selbst durch den Luzifer-Geschäftsführer Reiner Wegner übernommen; Carius ging in den Ruhestand. Seit zehn Jahren ist ASGAARD damit zum Standardbier der Luzifer-Kette geworden.

Als wir am 3. Oktober 2021 mit dem Auto aus Dänemark kommen und über Land Richtung Kiel fahren, bietet es sich an, die Mittagspause hier zu verbringen. Direkt vor dem alten Gebäude gibt es Parkplätze, man kann quasi bis an den Eingang zum Gastraum fahren.

das kupferne Sudwerk steht im Mittelpunkt

Drinnen ist der erste Eindruck sehr schön: Das alte kupferne Sudwerk steht dominierend mitten im Raum; auf verschiedenen Ebenen und in großen und kleinen Räumen finden sich Tische mit Blick auf die Sudkessel, kleine, heimelige Ecken und Winkel, helle Räume zum Speisen und Tische wie auf dem Präsentierteller für die, die aller Welt zeigen müssen, dass sie auch gerade hier sind.

Die bienenfleißigen und freundlichen Servicekräfte wuseln umher, sind aber wegen corona-bedingter Personalknappheit hoffnungslos überlastet, so dass es eine Weile dauert, bis wir bedient werden. Zeit genug, die Karte zu studieren. Erste Verwunderung kommt auf: Es ist eine Brauerei, man hat sein eigenes Bier, aber irgendwie wird es nicht richtig in Szene gesetzt. Man macht zwar viel Wind darum, aber ohne echte Informationen. Große Bilder und leere Schlagworte prägen unseren ersten Eindruck.

Schon der Satz „Die Brauerei im Luzifer Schleswig ist Urstätte der Bierspezialitäten ASGAARD ‚Das Göttliche‘ und ASGAARD Premium Pils.“ stößt mir auf. Was soll „Das Göttliche“ denn sein? Ein Helles oder ein Dunkles? Eher bitter oder eher malzig? Obergärig? Untergärig? Nichts davon erfahre ich auf den ersten Blick. Stattdessen lese ich, dass das Bier „selbstverständlich nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 mit kristallklarem Wasser, Malz aus bester zweizeiliger Sommergerste, Tettnanger Naturdoldenhopfen und feinster Bierhefe“ gebraut wird. Selbstverständlich nach dem sogenannten „Reinheitsgebot“? So, so!

Ist es nicht eher selbstverständlich, dass die Brauerei kein trübes, schlammiges Wasser zum Brauen nutzt? Warum wirbt sie mit kristallklarem Wasser? Genauso offensichtlich auch, dass sie nicht Malz aus schlechterer Gerste nutzt, sondern nur aus bester? Und was ist feinste Bierhefe? Wird anderswo etwa weniger feine Hefe genutzt, grobe Bäckerhefe gar?

„Das Göttliche“

Neugierig bestelle ich ein Glas des „Göttlichen“, auf dass mir vielleicht zu meinen Fragen eine göttliche Erleuchtung kommen möge. Bernsteinfarben, gleichmäßig trüb und mit einer schönen Schaumkrone steht es dann vor mir. Würzig. Malzig. Mit einer recht ordentlichen Bittere. Aber göttlich? Ach, eher ein Gasthausbrauereibier, wie es hunderte andere in Deutschland gibt. Sauberer Durchschnitt.

Ich bin nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert, wundere mich eher über den merkwürdigen Stellenwert, den das Bier hier genießt: Man macht einen Riesen-Aufriss, bietet aber nur zwei Sorten, und die dann auch nur dem Standard entsprechend, denn dass das Premium Pils – oh, je, die Premiumisierung ist also auch hier angekommen – etwas anderes als Standard sei, das muss mir niemand erzählen, auch wenn ich, weil ich noch fahren muss, dieses Bier heute nicht verkosten kann.

Tja, es ist immerhin völlig in Ordnung, dass wir hier unsere Mittagspause verbringen. Das Bier rinnt beiläufig zum schmackhaften, aber auch nicht nachhaltig in Erinnerung bleibenden Essen hinunter; die Preise korrelieren mit dem, was geboten wird. Wir haben einen weiteren weißen Fleck in unserer Bierlandkarte gefüllt und können sagen: „Wir waren vor Ort!“

nette Durchschnittsgastronomie

Aber müssen wir hier nochmal hin? Nö, eigentlich nicht. Nette Durchschnittsgastronomie in angenehmer Atmosphäre. Wenn man gerade da ist, kann man da hin, aber extra einen Ausflug hierher planen? Och, das lohnt nicht.

Achselzuckend setzen wir uns wieder ins Auto und rollen weiter.

Die ASGAARD Brauerei im Luzifer in Schleswig ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet, sonnabends schon ab 10:00 Uhr und sonntags gar ab 09:00 Uhr. Kein Ruhetag. Mit dem Stadtbus kommt man bis an die Brauerei heran (Haltestelle Strandweg); kommt man mit dem Auto, kann man direkt vor der Tür parken.

Bilder

ASGAARD Brauerei
Königstraße 27
24 837 Schleswig
Schleswig-Holstein
Deutschland

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