Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
„Ich wette mit Ihnen, dass Sie dieses Bier noch nicht kennen“, grinst Herr M. mich an. „Es stammt von den Jungs der Schwarzen Rose!“
„Och, die Jungs kenn‘ ich aber – die habe ich auf der Braukunst Live! 2020 getroffen – direkt vor Corona. Hach, das waren noch Zeiten ohne das Scheiß Virus!“
„Weiß ich doch, haben Sie mir erzählt, aber dieses Bier kennen Sie trotzdem noch nicht. Wetten?“
Ich nehme die Flasche vorsichtig in die Hand. „Santa Muerte“, sagt das Etikett, und rotes Wachs über dem Kronkorken zeugt von großer Wertschätzung durch die Brauer. Wer den Aufwand betreibt, sein Bier so zu versiegeln, der schätzt den Inhalt wirklich außerordentlich. Auch wenn ich die Krümelei beim Öffnen einer solchen Flasche hasse …
„Aged on Ancho-, Pasilla- & Chipotle-Chilis, Cocoa-Nibs & Vanilla Beans, then aged for 10 months in Tequila Oak Barrels“, lese ich auf dem Rückenetikett der Flasche und bin beeindruckt.
Dieses Bier kenne ich in der Tat noch nicht, und um so mehr freue ich mich auf die Verkostung.
Verkostung
Schwarze Rose Craft Beer – Tequila Barrel Aged Santa Muerte
Mexican Hot Chocolate Imperial Stout (9,5%)
Schwarze Rose Craft Beer: Vier junge Männer aus Mainz (drei davon heißen Simon …), die erst 2019 den Sprung vom Hobbybrauen zur kommerziellen Produktion gemacht hatten und dann bei der Braukunst Live! 2020 gleich den Sieg als Festivalbier eingefahren haben, brauen ihre Biere bei Kühn Kunz Rosen ebenfalls in Mainz. Sude nach ihrer eigenen Rezeptur, aber in einer kommerziell verwertbaren Größenordnung, die sie vorher auf ihren kleinen Anlagen getestet haben. Mit dem Tequila Barrel Aged Santa Muerte – Mexican Hot Chocolate Imperial Stout präsentieren sie ein exklusives Bier, das schon durch das edel gestaltete Etikett und den mit Siegelwachs verschlossenen Kronkorken auffällt.
Leicht viskos fließt das Bier ins Glas und bildet einen üppigen, sehr kremigen, beigefarbenen Schaum, der allerdings nicht zu lange hält. Bereits in diesem Moment machen sich intensive, leicht säuerlich erfrischende Aromen vom Tequila-Fass breit, in dem dieses Bier gelagert worden ist. Doch bevor ich intensiver schnuppere, betrachte ich mir das Bier erst näher. Es ist pechschwarz und absolut blickdicht. Anhand des Bodensatzes in der Flasche weiß ich, dass es trüb ist, ich kann es aber optisch nicht verifizieren. Dann rieche ich noch mal intensiver. Die fruchtigen Aromen des Tequilas werden ergänzt durch feine, an rotes Paprikapulver erinnernde Noten. Der Antrunk ist schön weich und bestätigt die Viskosität, die ich beim Einschenken schon bemerkt habe. Auf der Zunge spüre ich eine dezente Schärfe, die wohl von den Chilis kommt, ein bisschen aber auch durch den Alkohol verstärkt wird, der relativ deutlich zu spüren ist (ohne zu spritig zu wirken). Retronasal sind wieder die Rote-Paprika-Noten da, begleitet vom Tequila. Holzige Aromen von der Fasslagerung und Vanillenoten (egal, ob von der Fasslagerung oder den zugegebenen Vanilla Beans) spüre ich nicht, und auch die Cocoa-Nibs sind äußerst dezent und gehen im Stout-Charakter unter. Im Abgang wird der Alkohol noch mal eine Spur deutlicher; er wärmt den Rachen leicht an. Röstbittere, die ich ob der dunklen Farbe vermutet habe, finde ich fast gar nicht – das Bier bleibt auch nach dem Schluck extrem weich.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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