Der Tauschhandel blüht (26)
Sonthofen
DEU

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

„Ich wollte Ihnen mal meine neuen Sportschuhe zeigen“, kommt Herr G. freudestrahlend in mein Büro und stellt einen Schuhkarton auf meine Ablage.

„Sportschuhe? Na, das müssen aber ganz besondere Sportschuhe sein“, stelle ich vielsagend fest und grinse wissend. „Haben Sie die in Österreich oder Italien gekauft?“ Herr G. hat nämlich ein verlängertes Wochenende hinter sich.

„Genau. In Österreich. Ein tolles Fabrikat!“ Er öffnet den Karton und zaubert drei Flaschen österreichisches Märzenbier hervor – aus drei unterschiedlichen Brauereien. „Bitteschön. Ein kleiner Urlaubsgruß!“

In der Tat – ein sehr netter Urlaubsgruß. Ich freue mich. Ein paar feine Zischbiere, so denke ich. Der österreichische Märzenstil hat ja mit dem, was in Deutschland als Märzen bekannt und beliebt ist, nicht sooo viel zu tun, ist also nicht kräftig kupferfarben, malzig und vollmundig, sondern hell, spritzig und erfrischend.

Ich bin sehr gespannt auf die Unterschiede zwischen diesen drei Flaschen. Auf geht’s zur Querverkostung!

Verkostungsnotizen

Zillertal Bier – Märzen (5,1%)

Ganz stiltypisch hat das Bier eine hellgelbe Farbe und ist blank filtriert. Der Schaum ist üppig, schneeweiß und lange haltbar. Nach einem rasch verfliegenden, leichten Merkaptan-Hauch entwickelt das Bier einen klassisch „bierigen“ Geruch, also eine feine, ganz leicht ins kräuterige gehende Hopfennote mit einer Ahnung eines metallischen Hintergrunds. Der Antrunk ist spritzig und ein bisschen spitz, dann leitet das Bier über zu einem ausgewogenen, leicht malzigen und nur dezent bitteren Eindruck auf der Zunge. Ebenso zurückhaltend im Charakter bleibt das Bier auch nach dem Schluck – glatt verschwindet es im Rachen, nur leichte Heuaromen machen sich retronasal noch bemerkbar. Ein unauffälliges Bier zum eher achtlosen Nebenbeitrinken.

Starkenberger – Märzen (4,9%)

Die Optik passt: Hellgelb, glanzfein, mit schneeweißem Schaum. Wobei letzterer ein bisschen reichhaltiger ausfallen und länger halten könnte, aber für den ersten Eindruck reicht es allemal. Der Geruch ist etwas metallisch, dahinter verbergen sich dezente Heunoten. Der spritzige Antrunk leitet über zu einem schlanken und frischen Eindruck auf der Zunge, bei dem dann retronasal die metallischen Aromen zwar noch vorhanden sind, aber rasch abklingen und einem feinen Biskuitaroma des Malzes Platz machen – beides aber sehr zurückhaltend. Eine ganz leichte Bittere ist an den Zungenrändern zu spüren, und auch eine dezente (Kohlen-)Säure – Tribut an die hohe Spundung. Der Schluck ist glatt und unauffällig, mit langsam wärmer werdendem Bier wird hier noch eine ganz schwache Hopfennote spürbar, leicht grasig ist sie. Stiltypisch ein Bier zum Wegzischen nebenher.

Gösser – Märzen (5,2%)

Ein bisschen dunkler, ein bisschen kräftiger ist das Gelb dieses Märzens. Wie die anderen ist es glanzfein und trägt einen schönen, schneeweißen Schaum, der sehr lange hält. Der Duft ist malzig mit leichten Kuchenteignoten und einer dezenten, kräuterig-würzigen Hopfennote. Der Antrunk ist etwas milder und weicher als bei den beiden vorhergehenden Bieren, und auf der Zunge wirkt das Bier ein bisschen runder und vollmundiger. Ein ebenso runder Abgang mit einer sehr dezenten Hopfenbittere gefällt. Durch den runderen, weicheren Charakter ist das Bier noch ein bisschen besser für den großen Schluck geeignet als die beiden vorherigen Zischbiere – weniger ein Rülpswasser, als eher eines für die widerstandslose Flüssigkeitszufuhr.


Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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