Man kann zu Großbrauereien durchaus ein distanziertes Verhältnis haben, sie anonyme Bierfabriken nennen und ihnen vorwerfen, die kleinen und mittelständischen Brauereien durch ihre Marktmacht zu erdrücken. Man kann auch ihre Biere schlicht und einfach nicht mögen oder nicht mögen wollen. Was man nicht kann, ist, ihnen vorzuwerfen, Bier von schlechter Qualität zu brauen. Und so zeigt es sich immer wieder, dass – wenn man vorurteilsfrei herangeht – auch ein Besuch im Brauereiausschank einer Großbrauerei ein herrliches Geschmackserlebnis sein kann.
Am 26. Januar 2013 kehrten wir im Paulaner Brauereiausschank am Nockherberg ein – eine große, eindrucksvolle Traditionsgaststätte, die insbesondere mit ihren großen Hallen eine jahrelange Tradition auszustrahlen scheint. Doch halt, das täuscht – ist doch der Ausschank „Paulaner am Nockherberg“ erst im Jahr 2003 neu errichtet worden, nachdem der berühmte Salvatorkeller im November 1999 wegen Brandstiftung komplett vernichtet worden war. Es ist offensichtlich aber gelungen, erneut eine angenehme, zeitlos-traditionelle Atmosphäre zu schaffen.
Blick auf den Thekenbereich
Hier kann man die Produkte der Paulaner Brauerei wunderbar frisch probieren und feststellen, dass die Biere wesentlich mehr Aroma aufweisen, als wenn man sie irgendwo in Deutschland in einem Getränkemarkt kauft und das Bier bereits Wochen bei zu hoher Temperatur und hellem Licht hat leiden müssen. Wunderbar malzig und rund schmeckt das Paulaner Dunkel und lässt leichte Röstaromen erkennen, die in Bier aus alten Flaschen gar nicht zu identifizieren sind. Kräftig hefearomatisch, mit runden Bananennoten das Weißbier – auch im Winter lecker und erfrischend. Dann das Nockherberger Kellerbier, ein Bier, das es nur hier auf dem Nockherberg gibt: Naturtrüb und ungefiltert, leicht süßlich und erfrischend. Und natürlich darf ein Keferloher (Steinkrug) mit Salvator nicht fehlen. Der Urahn aller bayerischen Bockbiere, malzig, süffig, stark. Ein Gedicht.
Ein Loblied auf den Ausschank einer Großbrauerei also. Warum aber auch nicht, wenn sich Münchner Bierhallenatmosphäre mit guter Bierqualität paart.
Paulaner Dunkel
Im Jahr 2014 soll die Paulaner Brauerei von ihrem angestammten Areal in der Stadtmitte in den Münchner Westen umziehen, lediglich Verwaltung und Betrieb sollen am Fuße des Nockherbergs in der Ohlmüllerstraße an der Au verbleiben. Und natürlich der Ausschank auf dem Nockherberg selbst. Das neue Brauereigelände wird sich gerade noch innerhalb der Stadtgrenzen befinden, so dass das hier produzierte Bier auch weiterhin auf dem Münchner Oktoberfest ausgeschenkt werden darf.
Paulaner Brauereiausschank am Nockherberg
Hochstraße 75
81 541 München
Bayern
Deutschland
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