Mitbringsel
sind immer willkommen! (2)

Wenn Besuch aus der Ferne kommt …

Es ist schon einige Jahre her, dass wir uns zum letzten Mal getroffen haben, und um so mehr freue ich mich, eine kurze Notiz von Martin Zuber im Messenger zu lesen: „Servus Volker, Ich bin zur Zeit oft im Allgäu unterwegs. Vielleicht können wir uns ja mal auf ein Bier treffen?“

Martin war lange Jahre bei Paulaner in München und hat dort insbesondere die kleine Experimentalbrauerei Brauerei im Eiswerk geleitet. Oh, wie gerne erinnere ich mich an unseren Besuch dort im März 2015, als wir nicht nur jede Menge spannende Biere verkostet haben, sondern Martin uns auch die alte Kältemaschine aus dem Jahr 1881, nach der die Brauerei benannt ist, gezeigt hat. Ach, was heißt gezeigt? Er hat sie sogar für ein paar Minuten für uns in Betrieb genommen und uns gezeigt, wie die oberschenkeldicken Pleuelstangen mit Hilfe der Wasserkraft die großen Kompressoren mit dem Kältemittel antreiben. Was für ein Erlebnis!

Vor ein paar Jahren hat sich Martin mit einer kleinen Beratungsfirma selbständig gemacht: Martin Zuber Brew Consulting MZBC. Seine Tätigkeit hat ihn ganz zu uns in die Nähe geführt, und so konnten wir uns nach rund vier Jahren endlich mal wieder treffen.

Ehrensache, dass dieses Treffen in unserem „zweiten Wohnzimmer“, der Bier Alp beim BernardiBräu stattfinden musste – wir haben Martin einfach dorthin entführt.

Genauso aber Ehrensache, dass Martin uns ein paar Flaschen Bier zum Verkosten mitgebracht hat – Biere, die im weitesten Sinn mit seiner Beratertätigkeit zu tun haben.

Sehr schön, dass die Erinnerungen an einen netten Abend in der Bier Alp dann in den Folgetagen noch bei der Verkostung des einen oder anderen Biers aufgefrischt werden können.

Verkostungsnotizen

Bräu z’Loh – Bräu Mare Hell (4,9%)

Glanzfein und goldgelb strahlt das Bier der Brauerei Bräu z’Loh im Glas, gekrönt von einer schönen, schneeweißen Schaumschicht mittellanger Haltbarkeit. Der Duft ist malzgeprägt mit feinen Kuchenteignoten und einem winzigen Hauch Schwefel – letzterer weit entfernt von dem, was eine beliebte Münchner Brauerei als stiltypisch und noch zumutbar empfindet. Der Antrunk ist durchaus spritzig und ganz leicht kohlensäurescharf, und er leitet elegant über zu einem mild-malzigen, schlanken Eindruck auf der Zunge. Die malzigen Kuchenteignoten bleiben retronasal schön erhalten, dahinter spüre ich aber noch einen leicht zitronigen Akzent, der dem Bier eine sympathische Frische verleiht. Balanciert und harmonisch geht es dann mit dem Schluck in einen feinherben Abgang über – das Bräu Mare gibt sich durchaus die Ehre, den Hopfen als Zutat nicht zu vernachlässigen und erfreut mit einer feinen Hopfenbittere, zu der sich viele andere Helle nicht so recht bekennen mögen. Noch weit entfernt von einem Pilsner, aber dennoch schön akzentuiert. Mir gefällt’s!

St. Pauls Braugesellschaft – Märzen (5,7%)
gebraut beim Tölzer Mühlfeldbräu

Was für eine schöne Farbe – dunkelglänzendes Kupfer, nach vorsichtigem Einschenken ganz klar (später dann mit dem leichten Bodensatz in der Flasche ganz dezent getrübt), darüber ein leicht cremefarbener, üppiger und lange haltbarer Schaum, der leichte Trinkränder hinterlässt. Der Duft ist märzentypisch malzbetont, mit ganz leicht brotigen Noten, einem feinen metallischen Hauch und etwas Karamell im Hintergrund, aber er ist lange nicht so dick und aufdringlich wie bei vielen anderen Märzenbieren, sondern bleibt spielerisch und elegant. Der Antrunk ist dezent spritzig, und auf der Zunge wirkt das Bier angenehm rund. Der Malzkörper ist gut zu spüren, aber er wirkt nicht pummelig und übergewichtig, sondern ausgewogen mit einer schönen Restsüße, die weder klebrig noch zuckrig wirkt und schon gar nicht mastig ist. Eine feine Herbe ist zu spüren, aber sie ist sehr zurückhaltend – sehr darauf bedacht, die malzige Ausgewogenheit des Biers nicht zu stören. Ein bisschen Karamell ist retronasal noch einmal zu spüren, aber es ist helles, frisches Karamell, gerade so viel, als wenn der Zucker in der Pfanne beginnt, braun zu werden – noch weit entfernt vom oft schon recht röstig wirkenden Aroma dunkler Karamellbonbons. Zu dieser schönen Ausgewogenheit passt auch der Abgang: Weich und rund, nur eine feine Herbe, damit es nicht zu süß wird – alles ist auf Harmonie ausgelegt. Wie schön! Oder nein, gar nicht schön, denn viel zu hastig und viel zu groß sind meine Schlucke und viel zu schnell ist das große Glas leer … Die Kehrseite der Medaille namens „Durchtrinkbarkeit“. Da ist beim Tölzer Mühlfeldbräu wirklich etwas Feines entstanden!

(Und während ich noch so vor mich hin trinke, lese ich die Ergebnisse des Meininger’s International Craft Beer Award 2022 und sehe, dass es dort eine Goldmedaille bekommen hat. Glückwunsch!)

St. Pauls Braugesellschaft – Braunbier (5,2%)
gebraut beim Tölzer Mühlfeldbräu

Der Name dieses Biers, das ebenfalls im Tölzer Mühlfeldbräu entstanden ist, beschreibt schon nahezu perfekt, wie dieses Bier aussieht: Eine kräftig-braune Farbe zeichnet es aus. Es ist ungefiltert, kräftig und gleichmäßig trüb, und es trägt eine leicht beigefarbene Schaumkrone, deren Kremigkeit und Haltbarkeit überzeugen. Ein dezent brotiger und leicht röstiger Duft wirkt gehaltvoll und macht Appetit auf den ersten Schluck. Dieser überzeugt mit einem milden und weichen Antrunk und einem kräftigen Malzgeschmack auf der Zunge. Die dezent röstigen und etwas an frische Brotkruste erinnernden Aromen füllen den Mundraum; eine leichte Restsüße bleibt auf der Zunge, und eine feine Bittere ist vorrangig an den Zungenrändern zu spüren. Nach dem Schluck bleibt dieser Eindruck bestehen, und die milde Bittere klingt dann sanft ab. Ein Bier, das sowohl zu einer schönen, herzhaften Brotzeit passt, als diese auch problemlos ersetzen kann.

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