BrauQuadrat Verkostungspaket
Mannheim
DEU

Eine Einladung zu einem schönen Vergleichstest.

Ein paar Monate ist es her, dass ich ein Verkostungspaket der niegelnagelneuen Brauerei BrauQuadrat aus Mannheim bekommen habe und die allerersten auf der neuen Anlage entstandenen Biere verkosten konnte. Fünf verschiedene Biere waren es gewesen – jedes für sich sehr individuell. Professionelles Dosen-Design, schöne Anmutung, spannende Aromen.

Nur wenige Wochen später, Anfang Dezember 2021, war es mir vergönnt, die Brauerei „in the making“ zu besichtigen: Das voll funktionsfähige (und natürlich auch schon in Betrieb befindliche) Sudwerk stand inmitten einer Baustelle, und bis zum Taproom direkt neben den Braukesseln war’s noch ein Weg …

vier „alte“ Biere und ein neues

Wie bei allen neuen Brauereien stehen auch die Jungs von BrauQuadrat vor der Herausforderung, sich behutsam an das Optimum ihrer Biere heranzutasten und vorsichtig an dem einen oder anderen Parameter ihrer Bierrezepte noch herumzufeilen. Konsequenterweise steht jetzt erneut ein Verkostungspaket vor mir. Vier Biere, die beim letzten Mal schon dabei waren und sich seitdem evolutionär verändert haben, und ein neues, und zwar ein Collab mit dem Craft Beer Project Schwarze Rose. Das Weihnachtsbier vom letzten Jahr ist aus naheliegenden Gründen diesmal nicht dabei …

Eine Verkostung, die mich herausfordert. Ohne auf die Notizen vom letzten Mal zu spicken, versuche ich also, die Biere zu beschreiben, und ich bin gespannt, ob sich Unterschiede in der Bewertung zeigen. Und wenn ja, wird natürlich die Frage offenbleiben: Liegt’s an den weiter optimierten Rezepten und Verfahren? Oder liegt’s an mir und an meiner Tagesform beim Verkosten?

Verkostungsnotizen

Mannheimer Hell – Aus dem Herzen Mannheims; Headquarter – American Pale Ale – Everyday Pale Ale; Blocks‘n’Roses – American Red Ale; Big Bro – Braumeister Dietrich – West Coast India Pale Ale – Braumeisters Liebling; Rhein-Neckar Pils – Aus dem Herzen Mannheims

Mannheimer Hell – Aus dem Herzen Mannheims (5,1%)

Das Bier leuchtet goldgelb, ist glanzfein filtriert* und trägt eine schneeweiße Schaumkrone, die allerdings recht schnell zusammenfällt. Der Duft ist sehr zurückhaltend. Ein feiner Hauch Malz, der etwas ins Keksige geht, weht mir in die Nase, dazu eine ganz dezente und blitzschnell vorübergehende blumige Note. Der Antrunk ist angenehm weich, die Spundung ist sehr zurückhaltend. Auf der Zunge breitet sich eine deutliche, aber nicht mastige Malzsüße aus, die einen durchaus zuckrigen Charakter hat; Bittere ist nur ganz fein an den Zungenrändern zu spüren, sie ist allerdings kaum stärker als nötig, nur um zu beweisen, dass der Brauer die Zutat nicht ganz vergessen hat. Aber so soll und darf das bei einem Hellen ja auch sein. Der Abgang setzt diese Eindrücke stetig fort. Es bleibt bei einer süßlichen Malznote, kaum Hopfenbittere und einem etwas ins Estrige gehenden, blumigen Aroma. Und ein leichtes, viskoses Gefühl bleibt auf den Schleimhäuten für einen kurzen Moment haften.

* Ätsch, filtriert ist es gar nicht. Braumeister Andi weist mich bei Facebook sofort zurecht. Dann ist es aber hervorragend lange und kalt gelagert und dann sorgfältig abgefüllt worden. Blitzblank ist blitzblank – egal, wie dieses Resultat erreicht worden ist!

Headquarter – American Pale Ale – Everyday Pale Ale (5,3%)

Das Bier ist hellgelb und gleichmäßig trüb, und es wird von schönem, weißem Schaum gekrönt. Könnte vielleicht etwas üppiger ausfallen, ist aber absolut okay. Der Duft ist klassisch für ein Pale Ale: Herbe Zitrusschalenaromen mit einer feinen kräuterigen Note im Hintergrund. Der Antrunk ist nicht zu spritzig und leitet über zu einer feinherben Wahrnehmung auf der Zunge. Erneut spüre ich die Zitrusschalenaromatik. Der Abgang nach dem Schluck ist zwar spürbar hopfenbitter, aber recht weich, fast schon samtig. Das gefällt gut.

Blocks‘n’Roses – American Red Ale (6,6%)

Das ist es, das Collab mit dem Craft Beer Project Schwarze Rose – vermarktet mit dem Hinweis „Mannheim x Mainz“ auf die Heimatorte von BrauQuadrat und der Schwarzen Rose, und die Straßenblocks Mannheims standen mit den Rosen der Schwarzen Rose Pate für das gemeinsame Bierprojekt „Blocks’n’Roses“.

Das Bier ist dunkelbraun mit einem kräftigen Rotschimmer, fast schon kastanienfarbig. Obwohl unfiltriert, ist es so gut wie klar. Und der beigefarbene Schaum hält sich sehr schön lang. Ich schnuppere und erwarte Aromen vom Wiener Malz oder vom Melanoidinmalz. Stattdessen: Pampelmuse und ähnliche herbe Zitrusnoten. Der Antrunk ist weich, aber mit Erreichen der Zunge legt das Bier den Schafspelz ab und präsentiert sich deftig hopfenbitter. Zwar ist ein schöner Malzkörper zu spüren, der ist aber deutlich schwächer ausgeprägt als die Bittere. Der Zweikampf auf den Papillen ist also rasch entschieden. Die feinen Zitrusschalenaromen, die darüber tänzeln und sich retronasal bemerkbar machen, nehmen keinen entscheidenden Einfluss auf die Auseinandersetzung. Mir taugt das so, denn bei klassischen Rotbieren empfinde ich die Malzintensität meistens als zu sättigend. So bleibt es auch nach dem Schluck. Die kernige Bittere belegt die Schleimhäute noch eine ganze Weile lang. Fast denke ich, sie hätte ein bisschen weicher sein können. Aber dann überlege ich und fürchte wieder die malzige Mastigkeit eines Rotbiers. Insofern: Als American Red Ale gut gelungen.

Big Bro – Braumeister Dietrich – West Coast India Pale Ale – Braumeisters Liebling (6,7%)

Das Bier ist ja kaum wiederzuerkennen. Zumindest nicht, solange es noch in seiner Dose ist. Hatte die erste Serie nämlich noch ein tiefschwarzes Dosenetikett, so kommt das Bier jetzt in neuer Montur, mit hellem Etikett. Die Grafik ist unverändert, aber der Hintergrund nicht mehr schwarz, sondern weiß.

Und nach dem Einschenken?

Da zeigt sich das Bier zunächst in einer dunkelgoldenen Farbe, fast schon helles Kupfer. Nur eine ganz, ganz leicht opalisierende Trübe ist zu erkennen. Der Schaum ist recht ordentlich, schön weiß und hält sehr, sehr lange. Der Duft ist leicht harzig-hopfig, weist aber auch ein paar Pampelmusenaromen auf. Nicht so obstkorbmäßig, wie es derzeit in Mode ist, sondern schön ausgewogen. Ein Duft wie ein Bier, nicht wie ein Multivitaminsaft. Der Antrunk ist weich, lässt aber sehr schnell eine kräftige Hopfenbittere spüren, die sich auf der Zunge deutlich breit macht. Kernig, kernig. Der Malzkörper ist ebenfalls deutlich ausgeprägt, steht hinter der Bittere aber zurück – allerdings nur so weit, dass er noch mühelos die Ecken und Kanten des Hopfens auffangen kann und alles in eine schöne Balance bringt. Ein paar kräuterige Aromen steigen retronasal auf und werden nach dem Schluck noch ein wenig deutlicher. Sie garnieren die lange anhaltende, deutliche Bittere im Rachen und machen sie angenehm. Schön!

Rhein-Neckar Pils – Aus dem Herzen Mannheims (4,8%)

Oha, was ist das? Ich vermag das Bier, das ich im November letzten Jahres verkostet habe, kaum wiederzuerkennen. Die Farbe ist gleich, das ja, aber schon bei der Trübung geht es los: Dieses Anfang April 2022 auf Dosen gefüllte Los ist überhaupt nicht trübe, sondern wirkt fast klar, so, als ob es leicht gefiltert wäre (was es aber, siehe oben, nicht ist). Nur ein ganz leicht opalisierender Schleier ist zu erkennen, wenn ich das Glas gegen das Licht halte. Der Schaum ist schön weiß und recht fest. Der Duft ist herb, geht ein  bisschen ins Metallische, und dahinter verbergen sich ganz feine Liebstöckelaromen. Der schon beachtlich herbe Antrunk leitet über zu einer recht breiten, etwas rau wirkenden, brachialen Bittere auf der Zunge, die sich als hartnäckig und lange haltbar erweist. Retronasal kommt der metallische Eindruck noch einmal leicht hervor, er klingt allerdings im Gegensatz zur Bittere recht rasch wieder ab. Letztere hingegen hält sich schier ewig und wird aufgrund ihres rauen Charakters ein wenig anstrengend, fast schon nervtötend.

Auspacken und Verkostung

BrauQuadrat
R6 6
68 161 Mannheim
Baden-Württemberg
Deutschland

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