Reklame?*
So, wie Karlsruhe die Fächerstadt ist, weil die Straßen der Stadt fächerförmig verlaufen, so ist Mannheim die Quadratestadt, weil die Innenstadt von den Straßen in Quadrate aufgeteilt wird. Ist zwar in jeder zweiten Stadt in den USA auch so, aber in Deutschland ist das was Besonderes. Da ist es dann auch nur konsequent, dass es seit Neuestem (und zwar wirklich erst seit ein paar Tagen) eine Brauerei namens BrauQuadrat gibt – so wie in Karlsruhe, wo es eine Brauerei namens Fächerbräu gibt.
BrauQuadrat – genau diese Brauerei ist der Absender eines schönen Verkostungspakets, das jetzt vor mir steht und das ich neugierig öffne.
Überraschung: Ein Verkostungspaket!
Seit einigen Monaten habe ich die Aktivitäten rund um die Gründung und den Aufbau dieser Brauerei verfolgt. Vier junge Männer, die alle mit der kreativen Bierszene schon seit Jahren eng verbunden sind, haben ihre Vision einer eigenen Brauerei mit Taproom verwirklicht. Dennis Fix, auch Bier Baron genannt, ist Bierautor und Bierkenner, Benjamin Vivell betreibt seit einigen Jahren den Taproom Jungbusch am anderen Ende der Innenstadt, Ben Herrmann leitet das Craftbier-Geschäft upper glass direkt neben der neuen Brauerei, und Andreas Dietrich ist … Brauer, und zwar einer mit viel und abwechslungsreicher Erfahrung, wie er als Braumeister Dietrich dokumentiert.
Gemeinsam haben sie dieses Projekt gestartet und über dreieinhalb Jahre vorangetrieben. Zunächst eher im Verborgenen, dann im Kampf gegen Baubürokratie und gegen die CoViD-19-Pandemie, und schließlich, seit einigen Monaten, mit einer bunten Werbekampagne in den Social Media. „Mannheim bekommt ein neues Quadrat“ – das war der Slogan, der sich von einem Tag auf den anderen in den Channels und Feeds zum Thema Bier fand.
„Mannheim bekommt ein neues Quadrat“
Hut ab vor Mut und Professionalität, ebenfalls Hut ab vor dem und Gratulation zum fünften Platz beim Gründerpreis Baden-Württemberg 2020, der dem Team eine enorme Hilfe war.
Jetzt stehen fünf frisch abgefüllte Dosen vor mir. Und ein schönes Bierglas. Das simple, aber eingängige BrauQuadrat-Logo und am unteren Rand des Glases umlaufend die Silhouette der Stadt fallen sofort ins Auge.
In den Dosen finden sich klassische Stile (Helles und Pilsener) genauso wie neue, in Deutschland immer noch nur in Nischen bekannte (American Pale Ale, West Coast IPA). Und ein Weihnachtsbier.
fünf sehr individuelle Biere
Ich verstaue die Dosen im Kühlschrank und zwei Tage später ergibt sich die Gelegenheit, gleich alle fünf Sorten nach und nach zu verkosten – und zwar mit einem weiteren Bierliebhaber-Pärchen, das zufällig bei uns zu Besuch ist. Wir verzichten also auf das mitgelieferte Glas, weil es – so schön es auch ist – zur Verkostung zu viert natürlich viel zu groß ist. Stattdessen kommen klassische TeKu-Pokale zum Einsatz, und gemeinsam testen wir uns durch die fünf Biere.
Spannend und vielfältig, und ich sage an dieser Stelle einen herzlichen Dank an das BrauQuadrat-Team für dieses Verkostungspaket und die fünf sehr individuellen Biere.
Verkostungsnotizen
Mannheimer Hell – Aus dem Herzen Mannheims (5,1%)
Die Farbe ist ein dunkles Goldgelb, das Bier deutlich und gleichmäßig trüb. Der Schaum entwickelt sich nur sparsam und hält auch nicht allzu lange. Der Geruch ist dezent malzig mit ein paar feinen Biskuit-Noten. Der Antrunk ist angenehm weich, die Spundung niedrig. Auf der Zunge ist das Bier weich und malzig süß, hält sich ansonsten sensorisch sehr zurück. Lediglich retronasal ist ein bisschen blumiges Aroma zu spüren. Der Abgang zeigt kaum spürbare Bittere. Ein unauffällig-gefälliges Bier, das abklingt, ohne bemerkenswerte Erinnerungen zu hinterlassen. Gut für den Durst.
Rhein-Neckar Pils – Aus dem Herzen Mannheims (4,8%)
Mittelgelbe Farbe, eine leichte Trübe, schneeweißer Schaum. Der Duft ist herb und weist kräuterige Noten auf. Ein spritziger und schon kernig-hopfiger Antrunk wird von einer sehr schönen Hopfenherbe auf der Zunge gefolgt. Retronasal entwickeln sich leicht heuartige Aromen, während die Herbe auf der Zunge eher neutral bleibt. Nach dem Schluck wird die Bittere durchaus prägnant und erzeugt ein leicht trockenes Gefühl im Rachen, das Lust auf den nächsten Schluck macht.
Headquarter – American Pale Ale – Everyday Pale Ale (5,3%)
Das Bier ist von hellgelber Farbe und weist nur eine leichte Trübung auf. Der schneeweiße Schaum hält sich stark zurück. Die Aromatik ist interessant: Primär spüren wir Pampelmuse, sekundär erschnuppern wir aber auch etwas Liebstöckel im Hintergrund. Der Antrunk ist spritzig, und auf der Zunge entfaltet das Bier eine angenehme Herbe. Retronasal kommen die Pampelmusenaromen hervor, paaren sich mit etwas Mandarine (Mandarinenschale) und bekommen dann eine etwas künstlich wirkende Limonencharakteristik, die uns an den gelben Badezusatz unserer Kindheit erinnert. Nach dem Schluck macht sich im Abgang eine schöne, intensive, aber weiche Bittere breit, die einen leicht trockenen Rachen hinterlässt. Die Folge: Durst auf den nächsten Schluck.
Big Bro – Braumeister Dietrich – West Coast India Pale Ale – Braumeisters Liebling (6,7%)
Das Bier ist dunkelgelb, honigfarben, und es ist fast klar. Der Schaum ist üppig und weiß, aber nur in kleineren Resten lange haltbar. Im Aroma erschnuppere ich Pampelmuse, ein paar Tropenfrüchte im Hintergrund und – passend zur Farbe – auch ein wenig Honig. Der Antrunk ist überraschend weich, aber das ändert sich schlagartig, wenn sich auf der Zunge sofort eine kernige Bittere breitmacht. Sie wird aber begleitet von einem schönen und ausgeprägten Malzkörper, so dass sie nicht unangenehm wirkt, sondern ordentlich ausbalanciert wird. Retronasal zeigen sich in dieser Phase ein paar kräuterige Aromen (Thymian?). Nach dem Schluck verbleibt eine intensive, langanhaltende Bittere, die aber sehr sauber ist und schön gleichmäßig abklingt. Sehr gelungen!
Special X-mas and a Happy New Beer – Dunkler Bock mit Best Special X (7,2%)
Die Farbe ist kräftig braun, das Bier leicht trüb. Der leicht beigefarbene Schaum hält sich zurück. Der Geruch ist malzig, leicht röstig und weist ein paar interessante, weinige Noten auf, die ein bisschen auch an Rosinen erinnern. Der Antrunk ist weich, sämig und süß. Auf der Zunge erweist das Bier als intensiv malzig, ein wenig zuckrig und klebrig, ein paar Röstnoten sind retronasal zu spüren, ebenso wieder die Rosinenaromen und ein paar an Rotwein und Zimt erinnernde Akzente. Nach dem Schluck erweist sich das Bier als sehr malzig und süß, geradezu schon klebrig. Eine Hopfenbittere ist nicht zu spüren.
BrauQuadrat
R6 6
68 161 Mannheim
Baden-Württemberg
Deutschland
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Bewertung von Bieren, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame sei. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Nun denn: Ich habe die fünf Biere und ein Bierglas unaufgefordert und kostenlos von der Brauerei BrauQuadrat zugeschickt bekommen. Na klar: In der Erwartung, dass ich darüber schreibe und dass dies einen Werbeeffekt haben wird. Ich habe natürlich versucht, mich in meiner Bewertung davon nicht beeinflussen zu lassen. Trotzdem: Reklame!
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