BrauQuadrat
Mannheim
DEU

Vor ein paar Wochen erst habe ich ein Probierpaket zugesandt bekommen. Der Absender: Die noch blutjunge Brauerei BrauQuadrat aus Mannheim.

Unter dem Motto „Mannheim bekommt ein neues Quadrat“ haben vier Männer, die alle mit der kreativen Bierszene schon seit Jahren eng verbunden sind, diese Brauerei verwirklicht: Dennis Fix, auch Bier Baron genannt, ist Bierautor und Bierkenner, Benjamin Vivell betreibt seit einigen Jahren den Taproom Jungbusch am anderen Ende der Innenstadt, Ben Herrmann leitet das Craftbier-Geschäft upper glass direkt neben der neuen Brauerei, und Andreas Dietrich ist … Brauer, und zwar einer mit viel und abwechslungsreicher Erfahrung, wie er als Braumeister Dietrich dokumentiert.

Die Biere waren spannend, und so habe ich mich heute mit Dennis und Andreas verabredet, mir die Brauerei mal anzusehen. „Ganz fertig ist sie aber noch nicht“, warnte mich Dennis noch vor. „Macht nix. Schließlich ist sie ja schon in Betrieb, oder?“, lautete meine lapidare Antwort, und jetzt stehe ich im Quadrat R6 vor der Brauerei.

das Sudwerk stammt von BrauKon, das Bier ist ein Rhein-Neckar-Pils

„Komm rein, aber brich Dir nicht die Haxen“, warnen mich die beiden, und gemeinsam betreten wir die überraschend große, ebenerdige Halle. Rechter Hand sehe ich das nagelneue Sudwerk von BrauKon. „Zehn Hektoliter entstehen hier pro Sud“, erklärt Andreas und zeigt mir die Anlage im Detail. Wie bei allen neuen BrauKon-Anlagen sind Maischebottisch und Sudkessel von innen beleuchtet, und in den Glasdeckel ist nicht nur der BrauKon-Schriftzug, sondern auch das BrauQuadrat-Logo eingeätzt. Sehr schön.

Wenn doch … ja, wenn doch nur nicht die dicke Staubschicht wäre. „Habt Ihr seit Monaten nicht mehr gebraut?“, frage ich ein bisschen provozierend. „Doch, natürlich, aber Du kannst Dir nicht vorstellen, wie schnell hier auf der Baustelle alles wieder zustaubt. Hier wird noch schwer gearbeitet.“

Brauen auf der Baustelle

Ich sehe mich um. Andreas hat recht. Es ist ja alles noch ein Rohbau. Hut ab vor dem Ehrgeiz, hier in diesem Dreck schon zu produzieren. Aber es klappt. Wichtig ist ja, dass die Gerätschaften innen blitzsauber sind. Und außenrum? Das wird in den nächsten Monaten alles noch Formen annehmen. Brewery in the Making, gewissermaßen.

Aber das Bier schmeckt schon. Das ist das Wichtigste, und dessen kann ich mich vergewissern, denn Dennis hat mir eine Dose Mannheimer Hell in die Hand gedrückt. Frisch und höchst durchtrinkbar läuft es die Kehle hinunter. Ein schönes Zischbier!

Mannheimer Hell

Dennis erklärt mir, wo die Grenze zwischen Taproom und Brauerei verlaufen soll, wo die Theke hinkommen wird, und wie die sechs Lagertanks und die vier Ausschanktanks dahinter in das Gesamtkonzept einbezogen werden sollen. Seine Schilderungen sind plastisch, und rasch kann ich mir vorstellen, auf einer Bierbank zu sitzen, über die Theke auf die Tanks zu schauen und ein frisch gezwickeltes Bier zu trinken.

Noch plastischer wird die Vorstellung, als Andreas mir ein kleines Glas vom Rhein-Neckar-Pils zwickelt. Noch viel zu jung ist es, natürlich, es liegt ja noch im Lagertank, und so hat es eine leichte Schwefelnote. Ansonsten schmeckt es aber schon fein, und die Schwefelnote wird sich im Laufe der Lagerung immer weiter verflüchtigen, bis sie unter der Wahrnehmungsschwelle verschwunden ist.

Andreas zwickelt mir ein kleines Glas vom Rhein-Neckar-Pils

Dennis erzählt derweil ein wenig davon, wie die vier Jungs bis hierhin gekommen sind. Über die Kredite, die sie aufnehmen mussten, über die unendlich viele Arbeit, die sie mit dem Umbau der Räumlichkeiten hatten, und natürlich auch von der unfassbaren Bürokratie, die es zu bewältigen gibt. „Obwohl“, fügt er hinzu, „die Ämter durchaus konstruktiv mitgeholfen haben. Die Stadt hat ein Interesse an der handwerklichen Produktion, und so gab es noch nicht einmal ernste Probleme mit einer Ausschankgenehmigung.“

Big Bro West Coast India Pale Ale

Ausschank ist ein gutes Stichwort, und Andreas zwickelt uns eine Probe vom Big Bro, einem West Coast India Pale Ale. „Das ist aber noch nicht gestopft, da fehlt noch der ganze Hopfenpunch. Deswegen dominiert noch das hefige Aroma.“ Es ist trotzdem schon ein gefälliges Bier. Trotz noch fehlendem Hopfenstopfen spüre ich fruchtige Aromen und kann mir sehr gut vorstellen, wie diese nach dem Stopfen noch viel, viel prägnanter werden. Die Dose mit diesem Bier vor einigen Wochen hatte mir auch ausnehmend gut gemundet.

Headquarter American Pale Ale

„Eine letzte Zwickelprobe noch, und dann sind wir durch“, sagt Andreas. Es gibt ein kleines Gläschen vom Headquarter American Pale Ale. „Das ist das Bier mit der Schatzkarte auf dem Label“, lässt sich Dennis vernehmen. In der Tat: Eine Karte der Mannheimer Innenstadt ohne Straßen- und Ortsbezeichnungen, und ein einziges Feld ist rot eingefärbt, nämlich das Brauquadrat. Das Feld R6. Auch bei dieser Zwickelprobe dominiert noch der hefige Geschmack, aber das ist ja normal. Trotzdem schon ein Genuss.

„Tja, und dann haben wir noch das Tropen Tango. Ein Hazy India Pale Ale. Double Dry Hopped. Das schmeckt aber ganz anders als wir das geplant hatten.“ Dennis und Andreas erzählen gemeinsam, wie sie quasi noch in der Experimentierphase mit dem neuen Equipment waren und offensichtlich für dieses Bier das Malz nicht fein genug geschrotet hatten. Statt vollmundig und mächtig mit 6,0% Alkohol kam das Bier knochentrocken und schlank und mit gefühlt höchstens halb so viel Alkohol raus. Ich öffne mir eine Dose und probiere. „Es schmeckt als Session IPA ganz hervorragend. Null Geschmacksfehler, schön fruchtig, ganz trocken. Eine Art Session Brut IPA“, scherze ich.

„Aber es ist eben etwas anderes drin als auf dem Etikett steht, und deswegen können wir es nicht verkaufen. Es schmeckt prima, und so trinken wir es jetzt selbst“, sind sich die beiden einig.

Tropen Tango Hazy India Pale Ale DDH

Recht haben sie. Ein gutes Bier zum Zischen nach harter Arbeit. Und harte Arbeit liegt noch genügend vor ihnen. Die ganze Brauerei ist ja noch Rohbau, und es ist ein Wunder, wie es Andreas gelingt, in diesem Chaos schon so feine Biere zu brauen.

„Wir planen auch jetzt in der Chaosphase schon die ersten Collabs“, erzählt Dennis und zeigt mir einen noch geheimen Entwurf für das dazugehörige Etikett. „Aber bitte noch nicht verraten, was das wird!“

Nein, Ehrenwort. Mache ich nicht. Aber ich hoffe natürlich, dass ich dann, wenn das Bier fertig ist, davon ein Pröbchen bekomme, und dann werden es auch meine Leser erfahren, wer mit wem was gebraut haben wird.

Andreas führt mich noch in den „Dark Room“. Ein Nebenraum, in dem im Moment noch keine Beleuchtung installiert ist und der ob seiner dunklen Fliesen dann auch gleich ganz besonders dunkel wirkt. Hier stehen noch zwei weitere Gär- und Lagertanks sowie eine HopGun, mit der bis zu zehn Kilogramm Hopfendolden extrahiert werden können. „Ich habe auch schon zwölf Kilo reingestopft, aber ich glaube, da wird dann nicht mehr alles richtig ausgelaugt. Das ist dann wohl zu dicht gepresst“, grinst Andreas. „Aber versuchen kann man es ja mal!“

die HopGun im noch etwas unaufgeräumten „Dark Room“

Der „Dark Room“ und das eigentliche Sudhaus ergeben zusammen schon eine beachtliche Fläche. „Unten drunter haben wir noch Keller- und Lagerraum. Die gleiche Fläche noch einmal“, erzählt Dennis. „Genug Platz für den Dosenfüller, den wir in den nächsten Wochen kriegen werden, und natürlich für die fertig abgefüllten Dosen. Irgendwo müssen wir die lagern. Hier, wo sie jetzt stehen, kommt ja der Taproom hin.“

Eine tiefen Einblick in die Brauerei und in die Pläne ihrer Eigner habe ich bekommen. Im März soll es mit dem Ausschank losgehen. Ein Vierteljahr harte Arbeit liegt vor ihnen. Ein Vierteljahr, in dem wir hoffentlich als Gesellschaft auch die Pandemie so weit in den Griff kriegen werden, dass man sich auch wirklich wieder völlig unkompliziert auf „ein“ Bier treffen kann. Hoffen wir es mal für uns alle!

Die Brauerei BrauQuadrat ist vor wenigen Wochen erst in Betrieb gegangen; ein Schankraum ist in Planung. Derzeit sind die Biere am einfachsten im Bottleshop upper glass direkt nebenan zu bekommen; sie sollen in naher Zukunft aber auch bei den größeren Supermärkten gelistet werden. Zu erreichen ist die Brauerei in zwei Minuten zu Fuß von der Straßenbahnhaltestelle Nationaltheater (Linien 2 und 4).

Bilder

BrauQuadrat
R6 6
68 161 Mannheim
Baden-Württemberg
Deutschland

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