Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Mit den Schwiegereltern auf Campingurlaub in Italien? Der Eichhorn-Verlag könnte aus diesem Thema ein ganzes mit skurrilem Humor gefülltes Taschenbuch machen. Mein Arbeitskollege P. hingegen zuckt nur unaufgeregt mit den Schultern: „War okay. Schöner Urlaub, alle sind gut erholt. Auch die Schwiegereltern.“
„Und ich habe Ihnen etwas mitgebracht“, fährt er fort und drückt mir zwei Flaschen Bier in die Hand. „In dieser Region waren Sie bestimmt noch nicht. Lassen Sie es sich also gut schmecken!“
Oh, das werde ich ganz bestimmt. Herzlichen Dank!
Verkostungsnotizen
Mastri Birrai Umbri – Cotta 37 – Rossa Artigianale (5,6%)
Rossa. Also ein Rotbier. Sehr rot ist es allerdings nicht, da gibt es in Nürnberg rötere Rotbiere. Aber es hat einen schön rotgoldenen Farbton, eine ganz feine Trübung und einen schönen, kremigen und auch lange haltbaren Schaum. Der Duft ist malzig, mit feinen Biskuitnoten. Nicht zu intensiv, sondern dezent und unaufdringlich. Der weiche Antrunk und die milde Rezens gefallen und verleiten zu einem größeren Probierschluck als beabsichtigt. Rasch füllt sich der Mund, und auf der ganzen Zungenbreite schmecke ich die malzigen Noten. Eine dezente Herbe passt vorzüglich dazu, und vor allem: Entgegen meiner Erwartung an diesem Bierstil ist hier nichts massig, übermäßig vollmundig oder mastig. Angenehm weich, angenehm rund zeigt sich auch der Schluck, und ganz am Schluss wird die feine Hopfenherbe noch ein bisschen deutlicher. Ein sehr ausgewogenes Bier.
Und was ist mit den in diesem Bier verbrauten Platterbsen, die auf dem Etikett erwähnt sind? Ich bin ratlos. Sensorisch habe ich da nix Besonderes identifiziert. Mal eine etwas andere, ungewöhnliche Zutat, ein besonderer Stärkelieferant, aber im Geschmack scheinen sie sich nicht wirklich auszuwirken.
Birrificio La Grada – Vita! – Season Wild (6,0%)
Das Bier ist dunkelgelb mit einem leichten Graustich, und es ist weist eine leichte, gleichmäßige Trübung auf. Der Schaum ist schneeweiß, üppig, sehr fest und ewig lange haltbar. Irgendwann hat er sich aber doch so weit gesetzt, dass ich den Duft des Bieres richtig erfassen kann. Ein paar fruchtig-estrige Noten erschnuppere ich, ebenso einen feinen phenolischen, etwas rau wirkenden Hauch, wie er für ein Saison so typisch ist.
Der Antrunk ist spritzig, fast schon ein bisschen scharf, und auf der Zunge zeigt sich die Hefe recht dominant. Ein leichtes Adstringieren, eine raue, ungestüme und leicht phenolische Aromatik, die von Fruchtestern retronasal ergänzt wird und eine an Wacholder erinnernde, leichte Bittere ergänzen sich ganz vorzüglich zu einem komplexen, aber trotzdem gut durchtrinkbaren Bier. Insbesondere nach dem Schluck bekommt das Bier einen hochinteressanten, an Wacholder und Wermut erinnernden Charakter, der ihm eine ganz eigene Note verleiht. Sehr schön!
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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