Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
„Waren Sie das, der letzte Woche eine Flasche Bier vor meine Bürotür gestellt hat?“, frage ich Herrn R., als ich ihn auf dem Gang treffe.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, antwortet er, kann aber ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Aha! Sie also! Dann sage ich ganz lieb Dankeschön.“
„Ach, Sie wissen doch: Ich war einige Wochen dienstlich in Hannover und bin angesichts der Spritpreise an den Wochenenden nicht nachhause gefahren. Und wie ich so durch die Stadt spaziere, komme ich zufällig an einem unauffälligen Bierladen vorbei, dem Craft Beer Kontor. Da dachte ich, ich bringe Ihnen was mit!“
Ich schaue verblüfft: „Wie bitte?“
Wobei sich die Verblüffung weniger auf die Tatsache des mitgebrachten Biers bezieht, sondern darauf, dass man am Craft Beer Kontor nicht zufällig vorbeikommt.
„Wie bitte? Sie sind zufällig am Craft Beer Kontor vorbeigekommen? Wirklich zufällig? Da ist doch nix. Rein gar nix. Wer durch diese Straße läuft, will gezielt ins Kontor. Oder wohnt dort. Sonst ist da nix!“
„Doch! Irgendwo in der Nähe ist eine Physiotherapiepraxis. Deswegen war ich da. Aber gut, dass ich da vorbeigekommen bin, oder?“
Oh, ja! Herr R. hat recht. Gut, dass er da vorbeigekommen ist.
Und an mich gedacht hat.
Verkostungsnotizen
Mashsee – Hafensänger – Baltic Porter (6,1%)
Mashsee – Kolja Giglas kleine Brauerei in Hannover.
Boah, ey! Ich schaue auf den Schaum. Er steht … und steht … und steht. Üppig, geradezu überreichlich hat er sich entwickelt und krönt jetzt, sich in appetitlichem Dunkelbeige himmelhoch auftürmend, das pechschwarze, völlig blickdichte Bier, von dem ich mehr weiß, als dass ich es sehen könnte, dass es leicht trüb ist. Eindrucksvoll. Aber es fordert auch Geduld. Viel Geduld sogar, bis ich endlich schnuppern kann und einen ersten Schluck nehmen … Der Duft ist intensiv röstig, aber niemals brenzlig, und er wird ergänzt durch schöne, süßlich wirkende Dunkelmalzaromen. Der Antrunk ist weich, und auf der Zunge macht sich ein malzig-röstiger Geschmack breit. Feine runde und süße Malznoten spielen die erste Geige, und sie werden ergänzt durch einen schönen und lang anhaltenden, röstigen Nachgeschmack nach dem Schluck. Sowohl auf der Zunge als auch im Rachen steigen retronasal noch schöne Malzaromen auf, die ein kleines bisschen ins Fruchtige changieren. Ein sehr angenehmes, rundes und volles Bier. Es könnte vielleicht noch einen Ticken mehr Alkohol haben, aber nicht zwingend – auch so ist es schon vorzüglich.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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