Der Sage nach ist der Basajaun ein haariger Riese, der in den baskischen Wäldern lebt. Wenn er auch grundsätzlich gutmütig ist und den Menschen das Feuer gebracht hat, sie gelehrt hat, Eisen zu verarbeiten, und gelegentlich auf ihre Viehherden achtet, so sollte man sich doch nicht ohne Not mit ihm anlegen.
Jetzt stehe ich in einem Neubaugebiet und betrete eine Bierbar, die im Erdgeschoss einer der Betonburgen eingerichtet ist und wahlweise von der Straßenseite oder vom Innenhof her betreten werden kann: Die Cervecería Basajaun. Aber die nette Barfrau, die hier hinter dem Tresen steht, hat überhaupt nichts gemein mit dem Basajaun – weder riesig noch behaart oder furchteinflößend. Ganz im Gegenteil!
Einladend lacht sie uns an und fragt nach unseren Wünschen. Ich schaue auf die schwarze Tafel hinter der Theke und stelle fest: Nur vier Zapfhähne. Davon zwei mit richtig schweren Bieren, jenseits der Sieben-Prozent-Grenze, bestückt, die ich nicht probieren kann, weil ich noch fahren muss.
„Ist das alles?“, rutscht es mir raus – irgendwie bin ich ein bisschen enttäuscht.
„Alles?“, echot die Barfrau und zeigt auf den Kühlschrank. „Die Auswahl ist riesig; lediglich vom Fass können wir nicht so viel anbieten!“
Nur vier Hähne? Aber ganz viele Dosen und Flaschen!
Ich schaue auf den Kühlschrank und leiste innerlich Abbitte. In der Tat – die Auswahl ist schon beeindruckend. Viele regionale Brauereien, spannende und kreative Biere aus der ganzen Welt und auch ein paar bekannte Marken, um die Menschen anzusprechen, die sich in der neuen Bierszene noch nicht auskennen oder sich nicht heimisch fühlen wollen.
Ich blicke zu meiner holden Ehefrau, und gemeinsam entscheiden wir uns für das Paseo Session IPA sin Gluten der Cervecera Península und das Fantasma Gluten Free IPA von Magic Rock Brewing.
„Drinnen oder draußen?“, frage ich noch, bin aber zu spät – sie ist schon rausgeflitzt und sitzt hinter dem Haus auf der Terrasse. Und sie hat recht, denn drinnen wären wir jetzt, am späten Nachmittag, die einzigen Gäste. Und dafür ist es dann doch etwas zu kahl hier.
drinnen ist es sehr schlicht, trotz der schönen Fotografien
Einfache Holztische und –stühle auf nackten Fliesen und mit nur zurückhaltend geschmückten Wänden – das wird erst gemütlich, wenn der Laden knallvoll ist, aber nicht, wenn wir da ganz alleine säßen … Da hilft es auch nicht, dass in diesem Schankraum alle paar Wochen wechselnd Bilder und Fotografien von lokalen Künstlern ausgestellt werden.
Also Terrasse – kein Problem.
„Für mich ist das fast schon meine Nachbarschaftskneipe“, erzählt uns unser baskischer Freund Txomin, der uns durch die ganze Stadt geführt und schließlich hierher geleitet hat. „Ich komme hier regelmäßig her und finde immer wieder neue Biere, die ich noch nicht kenne.“
„Und natürlich meine eigenen GaragArt-Biere auch“, fügt er noch hinzu.
zwei interessante Biere – unbeabsichtigt beide glutenfrei
Ich nehme einen Schluck vom 5,1%igen Península Paseo – es schmeckt ein wenig süßlich, sonst aber ganz charmant und gut zur Nachmittagshitze passend.
Aber auch das Fantasma von Magic Rock Brewing gefällt. Zwar ist es mit 6,5% deutlich alkoholstärker, aber ansonsten durchaus ähnlich.
Langsam verstreicht die Zeit. Die ersten anderen Gäste kommen, stellen sich für einen Moment an die Theke, trinken ein kleines, schnelles Feierabendbier und bummeln weiter. Noch ist es zu früh, als dass sich die Menschen hier niederließen, und irgendwie bedauern wir es, dass wir gleich weiter müssen, zurück in die Großstadt, in unser Hotel. Bestimmt wird es hier nachher urgemütlich.
der gutmütige Riese Basajaun findet sich im Logo der Bierbar wieder
Aber auch so ist es ein netter Barbesuch. Nette Gespräche, ein netter Service, nette Biere. Passt!
Die Cervecería Basajaun ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Die Straßenbahnlinie 46 hält zwei Minuten von der Bar entfernt, die Haltestelle heißt Forondako Atea.
Cervecería Basajaun
Portal de Foronda Kalea, 20
01 010 Vitoria-Gasteiz
Spanien
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