Nachruf
Gerhard Schoolmann

Ach, Gerhard, Dein Name wird für immer mit dem von Dir betriebenen Café Abseits verbunden bleiben – der „Craft-Bier-Bar, die schon Craft-Bier-Bar war, als es eigentlich noch gar kein Craft-Bier gab“, wie Du selbst geschrieben hast.

Unvergessen, wie ich einst kurz vor Mitternacht noch mit einer „Horde“ polnischer Hobby- und Craftbierbrauer unangemeldet zur Bockbierprobe bei Dir eingefallen bin und wir bis in die frühen Morgenstunden Bockbiere mit Dir verkostet haben – bis hin zum EKU 28 oder dem Schneider Aventinus Weizen Eisbock. Und wie wir all diese Spezialitäten im Morgengrauen mit einem perfekt gezapften Fränkischen Hellen herunterspülen konnten.

Unvergessen auch unser gemeinsamer Ausflug mit Martin Droschke im ersten Corona-Sommer, als wir kreuz und quer durch Franken fuhren, auf der Suche nach einem trotz Pandemie geöffneten Biergarten, und wie wir schließlich beim Kundmüller in Weiher landeten … brav mit Sicherheitsabstand im Garten sitzend. Zu viel Sonne, zu viel und zu starkes Bier haben wir dort abgekriegt, aber unsere Gespräche waren Sonnenbrand und Kater wert.

Unvergessen schließlich die vielen zufälligen Begegnungen zu bierigen Anlässen, bei denen Du ein unerschöpflicher Quell an Bierwissen warst und wir Abende lang fachsimpeln konnten. Du wusstest immer noch ein paar mehr Details als alle anderen.

Im Herbst 2020 hast Du das Café Abseits aus gesundheitlichen Gründen abgeben müssen; es wurde zwei Jahre später endgültig geschlossen.

Und nun bist Du von uns gegangen. Keine bierigen Nachtsitzungen mehr. Keine Diskussionen, an deren Ende ich immer zugeben musste – ja, Gerhard, Du hast Recht, Du hast es besser gewusst. Keine internationalen Reisegruppen mehr, die geradezu ehrfürchtig Deinen Geschichten und Geschichtchen über das fränkische Bier lauschen konnten.

Wo immer Dich Deine letzte Reise hinführt – möge es am Ziel stets ein gutes fränkisches Lagerbier für Dich geben. Ich nehme einen letzten Schluck auf Dich. Es war mir eine Ehre, Dich gekannt zu haben.

Ruhe in Frieden.

8 Kommentare

  1. Sehr treffend beschrieben! Danke, lieber Volker. Er wusste so viel mehr, weil so gute Menschen ihm zuhoerten und dann auch erzaehlen durften. Er konnte auch zuhoeren. Ich habe ihn sehr gemocht.

  2. Sehr schön geschrieben Volker – ach herje ich wünschte sehr ich hätte Gerhardt nicht nur online so viel kennengelernt sondern auch im real life – das das c sag e Abseits komplett dicht ist wusste ich garnicht – Heerscharen von amis und Bier Touristen werden seinen Namen und die Kneipe und dass Schnitzel Sandwich in Ehren halten.

  3. Ach Mensch, wie traurig! Ich weiß gar nicht genau, wann wir Gerhard zuletzt getroffen hatten — schon vor Corona waren wir eine Weile nicht in Bamberg gewesen, und die Zeiten, als sich gefühlt die gesamte neu(gierig)e Bierszene auf Festivals traf (v. a. Köln und München) und wo man sich berechtigte Hoffnung machen durfte, Gerhard zu sprechen, sind auch schon ein bisschen her. Aber seine freundliche Zugewandtheit und die Hilfsbereitschaft, mit der er spontan versuchte, uns unbedarften Neulingen Führungen bei Weyermann (erfolgreich) und Heller/Schlenkerla (erfolglos) zu besorgen — daran erinnere ich mich noch Jahre später dankbar und gern. Ich glaube, einen besseren Botschafter für fränkisches Bier als diesen herzensguten Nicht-Franken kann man sich kaum vorstellen. Er hat ja amerikanische Bier-Enthusiasten teilweise höchstpersönlich zu seinen liebsten Dorfbrauereien gefahren! Vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass man sich weit über Bamberg und Franken (bis an die US-Westküste!) gern an ihn erinnern wird. In Hamburg jedenfalls ganz sicher.

  4. Wir haben ihn zwar nur einmal kennen gelernt, haben den langen Abend mit ihm am Tisch im Café Abseits aber in guter Erinnerung. Es gab fast kein Thema, zu dem er nicht sein fundiertes Fachwissen beisteuern konnte. Ich stimme Gerrit zu. In Hamburg wird man sich gern an ihn erinnern.

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