Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Eine Stunde ist das Kommando ENDEX her – eine zweiwöchige multinationale Großübung ist zu Ende gegangen. Ein guter Grund, jetzt noch mal schön mit dem Schlüsselpersonal essen zu gehen, bevor morgen das große Aufräumen und die Abreise auf dem Plan stehen.
Ich bin ein bisschen spät dran, die anderen sitzen schon am reservierten Tisch und warten. Gerade, als ich mich setzen will, kommt Frau H. aus einer der Einheiten, die mit geübt haben, zu mir und drückt mir eine Flasche in die Hand: „Ein kleiner Gruß aus Oldenburg!“
„Ein kleiner Gruß aus Oldenburg!“
Tatsächlich – ein Bier aus ihrer Garnisonsstadt! Und ich wusste bis gerade eben noch nicht einmal, dass es in Oldenburg überhaupt eine Brauerei hat!
Ich studiere das Etikett etwas genauer und stelle fest: Oldenburg scheint nach wie vor keine Brauerei zu haben, denn es heißt auf dem Etikett „Entwickelt durch die Ols Brauerei GmbH (…) gebraut und abgefüllt in Norddeutschland.“ Aber egal, der nette Gedanke zählt.
Verkostet wird trotzdem – ist doch klar!
Verkostungsnotizen
Ols Brauerei – Ols Pilsener (4,9%)
Das Bier hat eine kräftig goldene Farbe, ist blank gefiltert und trägt einen schönen, schneeweißen Schaum, der sich zwar nicht so richtig üppig entfaltet, aber recht lange hält.
Der Duft ist dezent malzig, und erst beim zweiten Schnuppern vermag ich hinter diesen Keksteig-Noten auch ein wenig Hopfenherbe zu identifizieren.
Ols Pilsener
Der frische, spritzige Antrunk bringt dann aber von Beginn an einen festen, herben Eindruck mit. Auf der Zunge ist das Bier schön schlank, die malzigen Keksteig-Noten sind verflogen, und stattdessen erspitze ich ein paar dezente Heu-Aromen vom Hopfen und … einen winzigen Hauch Diacetyl. Letzterer wird nach dem Schluck, der ansonsten eine schöne trockene Herbe hinterlässt, noch etwas präsenter. Nicht stärker, aber er rückt stärker in den Mittelpunkt.
Und er stößt mich in einen Konflikt: Eigentlich mag ich so einen feinen Hauch Diacetyl ja ganz gern – in den Jahren, während derer ich in Tschechien gewohnt habe, habe ich ihn schätzen und lieben gelernt. Uneigentlich hat Diacetyl in einem deutschen Pilsner aber nichts verloren – nur in einem böhmischen, und von böhmisch steht auf der Flasche nix drauf. Im Gegenteil, man betont ausdrücklich „typisch norddeutsch“.
Tja …
P.S.: So, und jetzt kommt noch ein kleines post scriptum. Kurz nach Veröffentlichung dieses Blogbeitrags hat mich der Herr K., ein echter Kenner der deutschen Brauereiszene, darauf aufmerksam gemacht, dass Oldenburg sehr wohl über eine eigene Brauerei verfügt. Sogar mehr als eine. Am besten, ich zitiere ihn einfach mal:
„Noch was zu deinem Blog über das Oldenburger Ols Bier: Die haben eine eigene Testbrauerei in Oldenburg, Stau 25, Inhaber ist der Josef Herzog. Gewerbliche Mengen wurden mal gebraut in Springe-Eldagsen. Ausserdem gibt es in Oldenburg noch folgende Brauereien:
- Flo’s Craftbeer- Ausschank auf Gut Imhorst
- Olden Bräu – www.oldenbrew.de (ziemlich große Brauerei)
- Olds Gardens Biermanufaktur – www.oldsgardens.de
Gab natürlich in den letzten 10 Jahren noch viel mehr aber die haben nach und nach aufgegeben.“
Soweit also der wissende Herr K. Nach der Lektüre seines Zitats gehören wir dann auch zu den Wissenden!
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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