Verkostung von
fassgelagerten Giesinger Bockbieren

So fangen spannende Abende an:

„Hallo Zusammen, ich hätte da ne Idee für einen neuen gemeinsamen Termin … hab gerade bestellt …“, hieß es in einer Facebook-Gruppe, und schnell war eine Handvoll Interessenten zusammen. Vier fassgereifte Bockbiere der Giesinger Brauerei – alle schön einheitlich in der Etikettengestaltung, aber farblich doch gut unterscheidbar. Das schrie ja geradezu nach einer Parallelverkostung!

„Mein Paket ist da!“

Wenige Tage dauerte es nur, bis die ersten Meldungen eintrafen: „Mein Paket ist da!“ – „Meins auch …“

Heute, am 18. April 2023, treffen wir uns virtuell zur Online-Verkostung. Nicht alle, die wollten, haben es geschafft, sich zuzuschalten – der Alltag ist manchmal gnadenlos. Aber immerhin sechs kleine Fensterchen poppen auf. Lauter alte Bekannte.

Eine kurze Diskussion und Abstimmung, mit welchem Bier wir anfangen wollen, und schon geht es los. Es beginnt eine Verkostung, die uns manchmal deutlich aus unserer Erwartungshaltung herausholt, Licht und Schatten zeigt, Freude und Enttäuschung hervorruft und – und das ist das besonders Schöne heute Abend – in einer wunderbaren Atmosphäre von Spaß und Respekt stattfindet.

Bildergalerie

Giesinger – Très Bier – Innovator im Cognac-Fass gereift (8,9%)

Très Bier

Das Bier ist dunkelkupferfarben, hat einen schöne Rotstich und ist leicht trüb. In der Nase zeigt es eine feine Säure, einen Hauch von Bieressig. Auf der Zunge ist es ebenfalls leicht säuerlich, ein paar rote Früchte sind zu spüren, und eine leicht holzige, adstringierende Bittere findet sich am Zungenrand. Erstaunlich wenig Süße weist das Bier auf, finden wir. Der Abgang ist recht kurz, der Cognac-Charakter nur zurückhaltend, aber es entwickelt sich eine schöne alkoholische Wärme im Rachen und in der Speiseröhre, die dann doch einen leichten Weinbrand-Eindruck erzeugt.

Wir sind uns einig: Wir hätten bei diesem – durchaus angenehmen Bier – mehr Charakter, mehr Cognac-Aromen und mehr Fülle erwartet.

Giesinger – GlenMarx – Innovator im Whiskey-Fass gereift (8,9%)

GlenMarx

Die Bezeichnung des Biers lässt uns ein wenig ratlos zurück. Der Biername GlenMarx deutet auf ein Glennfiddich-Fass hin (Steffen Marx ist der Gründer der Giesinger Brauerei), die Schreibweise Whiskey mit „e“ eher auf ein Fass irischen oder eventuell US-amerikanischen Whiskys. Hm …

Was auch immer …

Optisch ist dieses Bier dem vorherigen sehr ähnlich, aber schon beim Schnuppern offenbaren sich Unterschiede. Nur wenig Säure, dafür eine leicht phenolische, an Torf-Rauch erinnernde Whisky-Note. Im Antrunk nur noch ein Hauch von Säure (aber noch spürbar!), ein weiches, rundes, geradezu kremiges Mundgefühl mit spielerischen, geradezu farbigen und leichten Aromakomponenten, kaum Bittere und im Abgang nur eine sehr zurückhaltende alkoholische Wärme.

Viel ausgewogener, viel runder, harmonischer und letztendlich auch gelungener als das Bier vorher.

Giesinger – Arrrr! – Innovator im Martinique-Rumfass gereift (8,9%)

Arrrr!

Schon sind wir beim dritten Bier angelangt – die Zeit vergeht wie im Flug.

Die Optik? Wieder sehr ähnlich, allerdings entwickelt dieses Bier deutlich weniger Schaum als die ersten beiden, und der wenige Schaum fällt auch signifikant schneller zusammen.

Wir schnuppern und schauen überrascht. Cola-Noten, heißt es. Aber auch etwas Modriges. Fast schon ein bisschen wie schlecht gelüfteter Toilettenraum. Auf der Zunge spüren wir ein bisschen Säure, die modrigen Noten und die phenolischen Akzente verstärken sich. Wirkt das irgendwie faulig? Könnte das mit Fäulnisbakterien infiziert sein? Wir rätseln rum und einigen uns schlussendlich auf eine dezente „Sanitär-Note“.

Nee, das war nix. Nicht untrinkbar, aber auch kein Genuss. Schade!

Giesinger – Rumms! – Sternhagel im Rumfass gereift (10,0%)

Rumms!

Den Abschluss der heutigen Verkostung bildet der Ausreißer in der Kleinserie – das einzige Bier, das nicht auf Basis des Innovator-Doppelbocks, sondern aus dem Triple-Weizenbock Sternhagel entstanden ist und dementsprechend auch etwas mehr Prozente hat.

Die Nase identifiziert sofort ein kräftiges Isoamylacetat-Aroma: „Banane!“ Und zwar von der kremigen, joghurtartigen Sorte. „Fruchtzwerge“, heißt es, und alle stimmen zu. Ein paar dezente Azeton-Noten sind zu spüren, und ein feiner, kräuteriger Hintergrund macht sich auch bemerkbar.

Der Antrunk ist weich und rund, im Mund setzen sich die Bananenaromen fort und werden von etwas Mandel oder Marzipan ergänzt. Das Bier schäumt auf der Zunge ein wenig auf, wirkt für einen kurzen Moment etwas spritig (vielleicht von der Azeton-Note?) und wärmt schön im Rachen und in der Speiseröhre.

Insgesamt setzt es sich sensorisch stark von den anderen drei Bieren ab. Spannend!

Bildergalerie

Eine sehr harmonische und in der Diskussion hochklassige Online-Verkostung geht zu Ende. In aller positiven und negativen Kritik an den Bieren waren wir uns erstaunlich einig und haben viel gelernt, wie fassgereifte Biere auch schmecken können.

Bierbatterie

Dank an Marco für die Initiative, diese Verkostung zu machen, und Dank an Frank für das Bereitstellen der Online-Plattform. Schön war’s!

Giesinger Biermanufaktur & Spezialitätenbraugesellschaft mbH
Martin Luther Straße 2
81 539 München
Bayern
Deutschland

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