Wie plant man ein Überraschungspaket?
„16 kg“ steht vorwurfsvoll und mit großen Kugelschreiber-Buchstaben auf das Paket geschrieben.
Ich habe einen fürsorglichen Arbeitgeber, der mich für ein paar Jahre ins Ausland versetzt hat, gleichzeitig aber auch darauf achtet, dass es mir dort gut geht. Beispielsweise dadurch, dass ich mir Pakete an eine deutsche Adresse meines Arbeitgebers schicken lassen kann und diese dann von dort abgeholt und zu mir gebracht werden. Einzige Bedienung: Die Pakete dürfen nicht schwerer sein als 15 kg, andernfalls müssen sie vorher angemeldet werden, damit eine zweite Person mitfährt und tragen hilft. Unsere Mitarbeiter sind offensichtlich nicht so leistungsfähig wie die DHL-Bediensteten, die bis zu 32 kg tragen dürfen.
Aber wie soll ich ein Paket anmelden, wenn ich ja gar nicht weiß, dass es kommt?
Gedanklich zucke ich mit den Achseln, ignoriere den vorwurfsvollen Schriftzug und freue mich über das, was ich dem Paket finde – nämlich eine bunte und reichhaltige Auswahl von interessanten und teils auch seltenen Bieren aus Deutschland.
fünfzehn spannende Biere
Ein herzlicher Dank geht also an meinen Freund M. aus Traubing, der nun schon zum wiederholten Mal ein solches Paket als schöne Überraschung auf den Weg gebracht hat. Super!
Verkostungsnotizen
Higgins Ale Works – Basecamp Mild Brown Ale; Dachsbräu – Weizenbock [2021 – 1 Jahr alt]; Giesinger – Festbier
Higgins Ale Works – Basecamp Mild Brown Ale (3,6%)
„Follow the Flavor Trail …“, heißt es auf der Dose, untermalt von einem Fußabdruck, der eine Hopfendolde und eine Ähre im Profil hat. Ein nettes Logo! Aber müsste es bei einem Mild Brown Ale, also einem britischen Bierstil, nicht eigentlich „Flavour“ heißen? Ach, egal … Paul Higgins, der Brauer, ist Amerikaner …
Das Bier ist kräftig braun und ziemlich klar; der altweiße Schaum entwickelt sich zurückhaltend und zerfällt schnell wieder. Letzteres ist für einen englischen Bierstil aber keine Schande.
Der Duft ist verhältnismäßig schwach. Ich rieche ein paar Malznoten, ein bisschen Brotkruste und etwas Keksteig. Von allem aber nur ein Hauch.
Der Antrunk ist weich und rund, und wenn das Bier auf die Zunge kommt, macht sich sofort ein rundes Malzaroma bemerkbar. Erneut ein bisschen Brotkruste, ein Hauch Schokolade und etwas Kakao. Dazu eine nur ganz leichte Malzsüße. Hopfenbittere finde ich nur sehr wenig; ein bisschen kräuteriges Hopfenaroma hingegen schon – allerdings auch nur dezent.
Insgesamt hält sich das Bier mit all seinen sensorischen Eigenschaften angenehm zurück. Nicht, dass es wässrig wirken würde, aber in seiner dezenten Intensität ist es davon nicht weit entfernt. Auch der Alkoholgehalt ist ja nicht der Rede wert, so dass das Bier in der Summe höchst durchtrinkbar wird.
Brown Ale ist nicht mein Lieblingsstil, aber dieses Bier ist deswegen angenehm, weil es von allem nur sehr wenig einsetzt. Hochwertige Zutaten, aber die Brauer bei Higgins Ale Works haben der Versuchung widerstanden, von allen Zutaten gleichzeitig die Charakteristik in den Vordergrund zu schieben. Weniger ist mehr.
Dachsbräu – Weizenbock [2021 – 1 Jahr alt] (7,0%)
Formal ist er ja schon abgelaufen, dieser Weizenbock. Aber wenn eine Brauerei ihre Hygiene im Griff hat, dann sind Starkbiere (und insbesondere Weizenböcke) auch weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus gut trinkbar. Ja, manchmal entwickeln sie sich sogar positiv weiter und schmecken „überlagert“ besser als frisch.
Dieser hier ist seit vier Monaten „drüber“.
Der Weizenbock hat eine hellbraune Farbe, ist leicht und ganz gleichmäßig trüb (ich habe ihn aber auch vorsichtig eingeschenkt), und er trägt eine dünne und nicht allzu lange haltbare, leicht eierschalenfarbene Schaumschicht.
Der Duft ist recht dezent und könnte durchaus etwas intensiver sein, aber er geht in die richtige Richtung: Wie es sich für einen Weizenbock geziemt, weist er komplexe Fruchtnoten auf, eine Mischung von unterschiedlichen Estern, die meisten davon gehen in Richtung Aprikose oder überreifer Pfirsich.
Der Antrunk ist spritzig und ist nicht frei von pfeffriger Schärfe. Auf der Zunge zeigt sich einerseits ein voller und runder, süßlicher Malzkörper, andererseits spüre ich aber auch eine leicht adstringierende Herbe – ob hier wohl die Hefe schon ein wenig autolysiert ist? Oder sind irgendwoher ein paar Gerbstoffe ins Bier gekommen und jetzt schon oxidiert? Aber es ist nur ein dezenter Eindruck, also halb so schlimm.
Der Abgang ist ebenfalls von dieser fast gerbstoffartig wirkenden Herbe geprägt. Einerseits macht sie trockene Schleimhäute und damit Lust auf den nächsten Schluck, andererseits wirkt sie ein kleines bisschen rau.
In der Summe aber ein schöner Weizenbock, der vom Überlagern jetzt vielleicht nicht profitiert hat, dem das lange Lagern aber auch nicht groß geschadet hat.
Giesinger – Festbier (5,8%)
Giesinger Bräu – neben der Augustiner die einzig ernstzunehmende Münchner Brauerei. Alles andere ist von Gewinnstreben und Kommerz bestimmt. Das diesjährige Festbier gibt sich auf dem Etikett selbstironisch: „Stimmungsvoll so ists, unser Festbier. Und so schmeckt’s. Ganz einfach. Die sensorische Beschreibung von wegen vollmundig, kräftig, voll sonnengereifter Hopfen Aromen und mit einem unterhaltsamen Hauch von gebrannten Mandeln im Abgang können wir uns sparen. Es stimmt zwar alles, aber was soll’s: Lassen wir es uns lieber einfach gut gehen und feiern wir die Feste wieder, wie sie fallen. Ach und wie es sich gehört – stimmungsvoll. Logisch.“
Das Bier hat eine schöne hellkupferne Farbe, ist ganz blank und trägt einen sehr schönen, altweißen Schaum. Der Duft ist kräftig malzig mit ein paar leichten Karamellnoten und einem Hauch von Brotrinde. „Melanoidinig“ würde ich ihn irgendwie nennen.
Der frische Antrunk leitet über zu einem warmen, runden Eindruck auf der Zunge, bei dem das Malz im Vordergrund steht. Zwar spüre ich eine feine Hopfenbittere, aber sie hält sich vornehm im Hintergrund und ist einfach nur da, damit das Bier nicht zu mastig wird. Retronasal bestimmen erneut die runden und warmen Malzaromen den Eindruck – ein bisschen Kuchenteig- und Keks-Aromen kommen hinzu und geben das Gefühl, dass dieses Bier eine ganze Mahlzeit ersetzen könnte.
Ebenso rund geht es auch nach dem Schluck weiter. Ein sehr schön ausbalanciertes und warmes, vollmundiges Bier – genau richtig als Festbier.
Munich Brew Mafia – Mordsgaudi – Festbier; Unser Dorfbräu – Unser Frühling – Kaltgehopftes Weißbier; Unser Dorfbräu – Unser Herbst – Traditionelles Märzen
Munich Brew Mafia – Mordsgaudi – Festbier (5,8%)
Das Bier ist dunkelgelb, schön gleichmäßig trüb und trägt einen recht ordentlichen, kremigen weißen Schaum. Der Duft ist leicht fruchtig-zitronig mit einer feinen, würzig-aromatischen Note im Hintergrund.
Der Antrunk ist spritzig, weist eine fein pfeffrige Note auf und leitet über zu einem runden und trotzdem frischen Eindruck auf der Zunge. Ein bisschen Malzcharakter, eine erneut leicht zitronige Aromafrische darüber, und im Hintergrund eine Bittere, die etwas würzig wirkt und fast schon ein paar holzige Noten aufweist. Angenehm. Im Abgang wird die holzig-würzige Note etwas intensiver, erinnert fast schon ein wenig an Wacholder, während die fruchtigen Aromen rasch abklingen. Die gegen Ende stärker werdende Hopfenbittere hält noch einen Moment an und klingt dann ohne Hast ab – sie bleibt bis zum letzten Moment angenehm weich.
Unser Dorfbräu – Unser Frühling – Kaltgehopftes Weißbier (4,7%)
Das Bier ist ganz hellgelb, fast schon blass, ist nur ganz leicht trüb und trägt eine schöne, reichliche und schneeweiße Schaumkrone, die auch schön lange hält.
Der Duft ist spannend – einerseits rieche ich die feinen Bananenaromen eines Weißbiers, andererseits eine kräftige herb-zitronige Hopfennote. Sehr schön!
Der Antrunk ist zu spritzig und zu sprudelig, das Bier ist etwas überspundet. Das kann natürlich daran liegen, dass es schon ein geraumes Vierteljahr über dem Mindesthaltbarkeitsdatum ist – es ist ein Frühlingsbier vom schon längst vergangenen Frühling … Auch auf der Zunge bizzelt es kräftig weiter.
Davon abgesehen ist es aber schön leicht, frisch, schlank und hat durch die Hopfennoten eine feine Bittere, die die Fruchtnoten nicht überhand nehmen lässt. Auch der Abgang gefällt – bleibt es doch bei einer spritzigen Frische und einer sauberen Herbe mit Grapefruit- und Zitronennoten.
Ein Bier wie sein Name – ein schönes, erfrischendes Frühlingsbier, das an den ersten Sonnentagen bei milden Temperaturen getrunken gehört.
Und ich trinke es zwei Tage vor Weihnachten …
Unser Dorfbräu – Unser Herbst – Traditionelles Märzen (5,9%)
Das zweite Bier vom Dorfbräu – diesmal noch mit einigen Wochen Puffer bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum. Aber während ich so nach dem MHD schaue, sticht mir etwas anderes ins Auge, nämlich die Zutatenliste. Da ist neben Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe auch die Stammwürze P 14 aufgelistet. Ganz brav mit Komma abgetrennt, wie die anderen Zutaten auch. Also: Ein ganz besonderes Bier, weil mit Stammwürze gebraut.
Zynismus beiseite: Das Bier hat eine schöne dunkelkupferne Farbe mit einem intensiven Rotstich. Es ist fast klar, und der leicht beigefarbene Schaum ist ansprechend kremig.
Der Duft ist sehr malzig, erinnert ein bisschen an Kuchenteig und frische Brotkruste. Das lässt einen vollen und intensiv-runden Antrunk erwarten.
Aber weit gefehlt: Der Antrunk ist erstaunlich spitz und ein bisschen pfeffrig scharf. Rund und voll wird das Bier erst auf der Zunge, wenn sich das Malz etwas behäbig ausbreitet, brotig und fast schon ein bisschen mastig wird. Die Bittere hält sich sehr zurück, selbst nach dem Schluck ist sie nur dezent zu spüren.
Ein malzbetontes, sättigendes Bier, das durchaus eine Zwischenmahlzeit ersetzen kann. Persönlich ist mir das zu feist, zum Bierstil passt es aber durchaus.
True Brew – Gold Rush – West Coast IPA; Higgins Ale Works – Fresh Hop Harvest Cream Ale; True Brew – Fest Märzen
True Brew – Gold Rush – West Coast IPA (6,8%)
Das Bier ist goldgelb, richtig schön leuchtend, und es opalisiert nur ganz leicht, ist also fast klar. Der weiße Schaum entwickelt sich gut, fällt allerdings rasch wieder zusammen.
Der Duft ist angenehm hopfig – schön würzig und kräuterig mit einem Hauch Heu im Hintergrund.
Der Antrunk ist recht weich, und auf der Zunge überrascht das Bier: Die Bittere ist sehr stark ausgeprägt, aber sie ist weich. Weder kratzig noch kratzbürstig, sondern einfach nur weich. Mit der leichten Malzsüße harmoniert diese Art von Bittere ausgezeichnet. Retronasal kommen die kräuterigen und würzigen Aromen erneut sehr schön zur Geltung und unterstreichen den hopfigen Charakter dieses Biers noch einmal nachhaltig.
Auch nach dem Schluck bleibt das Bier weich und aromatisch; die Bittere klingt langsam und gleichmäßig ab, ohne dabei die Schleimhäute zu trocken zu machen.
Ein Blick auf die Zutatenliste lässt mich vermuten, warum die Bittere so weich ist: Es wurden ausschließlich Cryo-Hopfen verwendet, also Hopfenextrakte, bei denen das Lupulin mit Flüssigstickstoff bei rund -30°C extrahiert wird und somit alle Tannine, die diesen adstringierenden Effekt auf den Schleimhäuten haben könnten, außen vor gelassen werden. Centennial Cryo, Cascade Cryo, Idaho 7 Cryo und Citra Cryo stehen auf dem Dosenetikett.
Dass eben dieses, das Dosenetikett wegen gefühlt tausend verschiedener Schrifttypen völlig unübersichtlich ist und es eine Weile dauert, die wichtigen Informationen von billigen Reklame-Claims („Fuel the Adventure“) zu unterscheiden, ist bei True Brew normal, und ich habe mich dazu schon oft lang und ausführlich ausgelassen …
Higgins Ale Works – Fresh Hop Harvest Cream Ale (5,4%)
Das Bier hat eine dunkelgelbe Farbe, ist leicht trüb und entwickelt einen üppigen Schaum, der – weil ihn feine Kohlensäurebläschenfäden nähren – ewig lang hält.
Der Duft ist ein bisschen grasig, etwas säuerlich und zeigt leichte Ledernoten im Hintergrund.
Der sehr spritzige und etwas scharfe Antrunk lässt sofort eine leichte Säure spüren, die auf der Zunge noch deutlicher wird. Gleichzeitig macht sich ein erdig-dumpfer Geschmack breit, der sich mit einer unangenehmen Bittere paart. Retronasal treten jetzt die Lederaromen sehr deutlich auf.
Offensichtlich infiziert und auf den Tag genau zwei Monate vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum bereits umgeschlagen. Schade.
True Brew – Fest Märzen (6,3%)
Das Bier ist kräftig dunkelgelb, fast schon hellkupferfarben, und es ist fast klar. Der Schaum ist im ersten Moment recht schön, fällt aber recht schnell wieder zusammen.
Der Duft ist malzig, keksartig und weist eine feine Säure auf.
Der Antrunk greift die säuerliche Note sofort auf, hinzu kommen ein paar Alterungsaromen. Der Schluck zeigt: Auch dieses Bier ist nicht mehr in Ordnung.
Ich schaue auf den Boden der Dose und stelle fest: Bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum sind es noch über vier Monate …
Augustinerbräu – Oktoberfest Bier; Higgins Ale Works – Spice Trail – Pumpkin Ale; Apostelbräu – Schwarzer Hafer
Augustinerbräu – Oktoberfest Bier (6,3%)
Optisch ein Genuss – die leuchtend goldgelbe Farbe des blankfiltrierten Biers ebenso wie der schneeweiße, feinporige und lange haltbare, leise vor sich hin knisternde Schaum.
Auch der Duft passt: Kräftige Malznoten mit leicht kuchenteig- oder biskuitartigen Noten. Kein Schwefel, also diesbezüglich deutlich sauberer als das Helle aus gleichem Hause.
Der Antrunk ist weich und geschmeidig, und auch auf der Zunge gibt sich das Bier schön rund und samtig. Der Malzcharakter dominiert, die Biskuitnoten sind retronasal recht intensiv, Hopfen und Hopfenbittere suche ich fast vergebens.
Der Schluck unterstreicht den samtigen Charakter; eine dezente Viskosität lässt das Bier noch einen Moment auf den Schleimhäuten haften und gibt Zeit, den Malzaromen hinterher zu sinnieren.
Ein kräftiges, aber nicht zu deftiges Bier, das mit seinem intensiven Malzcharakter durchaus sättigend wirkt und von dem ich mir genau aus diesem Grunde nicht wesentlich viel mehr als eine Mass vorstellen kann. Nicht ganz so durchtrinkbar, also. Dennoch sehr, sehr stimmig.
Higgins Ale Works – Spice Trail – Pumpkin Ale (5,7%)
Das Bier ist kräftig dunkelgelb, fast schon orangefarben, und gleichmäßig trüb. Es entwickelt einen üppigen, altweißen und lange haltbaren Schaum.
Der Duft ist süßlich und von einer Vielzahl Gewürzen geprägt. Ich identifiziere ein bisschen Gewürznelke (ausnahmsweise nur ein bisschen; gefühlt fast alle Kürbisbiere sind mit viel zu viel Gewürznelken überwürzt – dieses hier nicht), etwas Honig, eine leichte fruchtige Orangennote und etwas Zimt. Die in der Zutatenliste noch aufgeführten Muskatnuss, Kardamom, Ingwer, Piment und Vanille kann ich nicht identifizieren, stelle aber fest, dass die Komposition insgesamt sehr ansprechend ist.
Der Antrunk ist spritzig und etwas pfeffrig scharf, auf der Zunge ist das Bier dann dezent süßlich mit den eben schon in der Nase identifizierten Aromen, die sich retronasal sehr schön entwickeln. Auch hier wird die Gewürznelke nicht zu dominant.
Nach dem Schluck kommen die eigentlichen Kürbisaromen zum Vorschein. Eine gewisse Fruchtsüße und das volle, süßliche, ein bisschen an Honig erinnernde, aber auch etwas erdige Aroma des Kürbis ist zu spüren. Sehr angenehm.
Apostelbräu – Schwarzer Hafer (4,8%)
Das Bier ist ganz, ganz dunkelbraun, nicht ganz schwarz, und es ist leicht trüb. Der beigefarbene Schaum entwickelt sich üppig, ist feinporig und kremig und hält ewig. Eeewig!
Der Duft ist eine feine Melange aus bananigen Weizenaromen, einer feinen Röstnote im Hintergrund und würzigem Malz.
Dem erfrischend-spritzigen Antrunk folgt eine hauchfeine säuerliche Note (von der hohen Kohlensäurespundung?) und ein frischer, angesichts des Aromas überraschend fluider Eindruck auf der Zunge ohne vollmundige Viskosität. Die Bittere ist sehr dezent. Retronasal kommt erneut die interessante Kombination aus bananigen Aromen und Röstmalzakzenten zum Vorschein.
Der Schluck unterstreicht diese Eindrücke noch einmal, und er betont auch noch einmal die hauchfeine Säure.
In der Summe spritzig und erfrischend.
True Brew – Short Fuzed – New England Triple IPA; Kloster Andechs – Bergbock Hell [2021 – 2 Jahre alt]; Kloster Andechs – Weizenbock [2021 – 2 Jahre alt]
True Brew – Short Fuzed – New England Triple IPA (10,0%)
Das dunkelgelbe, leicht und gleichmäßig trübe Bier tendiert fast schon zu einem Orangeton. Sein Schaum entwickelt sich nur zaghaft und fällt rasch wieder zusammen, und ich sinniere, ob das nun am Alkoholgehalt liegt oder daran, dass ich – Asche über mein Haupt – das Bier zu lange im Kühlschrank habe stehen lassen. Es ist ziemlich genau drei Monate über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus …
Der Duft ist angenehm fruchtig mit deutlichen Mango- und Papaya-Noten und im Hintergrund ein wenig Bienenhonig.
Der Antrunk ist weich und sämig. Auf der Zunge wirkt das Bier kremig und reichhaltig, und es entwickelt neben einer deutlich spürbaren Hopfenherbe auch ebenso deutliche, retronasale Aromen – diesmal eher in Richtung Aprikose und Pfirsich gehend, aber jetzt auch etwas prägnanter als orthonasal, mit einem kräftigen Honig-Akzent.
Der Schluck setzt diese Aromen-Eindrücke fort und ergänzt sie durch eine mittelstark ausgeprägte alkoholische Wärme, die sich im Hals breitmacht.
Kloster Andechs – Bergbock Hell [2021 – 2 Jahre alt] (6,9%)
Schon seit geraumer Zeit über dem Mindesthaltbarkeitsdatum – aber bei einem soliden Bockbier sollte trotzdem aromatisch noch einiges drin sein, oder?
Im Glas präsentiert sich das Bier dunkelgoldgelb mit einer ganz feinen Trübung, die auf das Alter des Biers hinweist. Der Schaum entwickelt sich üppig und hält sich wacker ein ganzes Weilchen.
Der Duft wartet mit intensiven Honignoten und einem dezenten Akzent von feuchter Pappe auf – auch hier wird das Alter des Biers deutlich.
Der Antrunk wirkt zunächst noch eher frisch, fast schon spritzig, und auf der Zunge entfaltet sich erstmal eine kräftige, süßliche Malznote mit nur dezenter Herbe im Hintergrund. Retronasal dominiert der schon beim Schnuppern am Glas identifizierte Oxidations- und Alterungs-Honig, gibt sich aber durchaus sympathisch.
Erst nach dem Schluck kommt der feuchte Karton wieder hervor und verdirbt ein bisschen den bisher gar nicht schlechten Gesamteindruck.
Sehr interessant, noch gut trinkbar; die Alterungsaromen deutlich spürbar, aber zugänglich.
Kloster Andechs – Weizenbock [2021 – 2 Jahre alt] (7,0%)
Das Bier hat eine schöne orangene Farbe, eine gleichmäßige Trübung und einen schönen, altweißen und sehr kremigen Schaum, der sehr lange hält (weil er von endlosen Fädchen feinster Kohlensäurebläschen genährt wird).
In der Nase wettstreiten Aprikosen- und Bananenaromen um die Vorherrschaft.
Dem spritzigen Antrunk folgt eine weiche Süße auf der Zunge. Die Kohlensäure bizzelt noch ein bisschen nach, und dann kommen retronasal rasch schöne fruchtige Aromen hervor – auch hier dominieren Aprikose und Banane, wobei die frisch-säuerlichen Aromakomponenten die Oberhand gewinnen. Eine gewisse Bittere ist auch zu spüren – sie hat hopfige und hefige Merkmale. Angenehm.
Der Schluck bringt die Bittere etwas stärker zum Vorschein; unterstreicht gleichzeitig aber auch noch einmal die retronasalen Aromen.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist seit einem halben Jahr überschritten; das merkt man dem Bier aber absolut nicht an.
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