Ein Dubbel ist stärker als ein einfaches Bier, ein Tripel stärker als ein Dubbel, ein Quadrupel stärker als ein Tripel, und ein Quintupel ist …
… ein Hammer!
„Hej, magst Du mal eine Flasche des neuen Kord? Ich habe noch einen Marketing-Pool, den ich nutzen kann“, heißt es in einer kurzen Nachricht aus Polen, die mich im Messenger erreicht. Der Absender: Krzystof „Josefik“ Juszczak, ein ehemaliger Hausbrauer, der, wie so viele Polen, den Sprung vom Hobby zur Profession gemacht hat.
Naja, da muss ich nicht lange überlegen. Ruckzuck sind die Adressen ausgetauscht, und bald macht sich ein Päckchen auf den Weg.
verpackt, als solle es einen Atomkrieg überstehen
Als es wenige Wochen später eintrifft, habe ich viel Arbeit. Die kleine 370-ml-Flasche der Brauerei Jan Olbracht ist eingepackt, als sollte sie als Notnahrung einen Atomkrieg überstehen. Schicht um Schicht entferne ich das Verpackungsmaterial. Dutzende Schichten Plastikfolie, darunter eine doppelte Schicht Wellpappe, darin ein paar Schichten Noppenfolie und dann wieder Plastik. Ein halber Kubikmeter Verpackung für eine Flasche Bier. Und für ein Probierfläschchen Bierschnaps, wie ich entdecke.
Da hat wohl jemand schon mal schlechte Erfahrungen mit der deutschen oder der polnischen Post gemacht …
Aber: So ist natürlich alles heil angekommen, und einer schönen Verkostung steht nichts im Wege!
Herzlichen Dank, Krzysztof, für diese feine Bierprobe!
Verkostungsnotizen
Browar Jan Olbracht – Kord – Quintuple – Piwo Leżakowane w Beczkach (12,0%)
Das Bier hat eine wunderschöne, rubinrote Farbe und ist klar. Schaum entwickelt es eigentlich keinen. Klar, wenn ich es ins Glas plätschern lasse, dann bilden sich ein paar grobe Blasen, aber richtiger Schaum ist das nicht – die Spundung ist nahe Null.
Der Duft ist holzig und vanillig. Ich spüre sehr deutlich, dass das Bier im Holzfass ausgebaut ist – holzige Gerbstoffnoten mit Vanille im Hintergrund sind ganz typisch dafür. Dahinter kommen noch ein paar eher kremige Malznoten, die spielen aber nur eine Nebenrolle.
Der Antrunk ist sehr weich und sehr süß. Ich spüre eine gewisse Viskosität, die ist aber noch weit von den zähflüssigen Motoröl-Stouts entfernt, die ich in letzter Zeit öfter getrunken habe.
Auf der Zunge dominiert eben diese Malzsüße, aber sie weist trotz der Viskosität eine angenehme Kremigkeit auf, wird nicht so fürchterlich klebrig. Neben den Holz- und Vanillearomen spüre ich erneut die kremigen Malznoten, und retronasal gesellt sich jetzt überreife Schwarzkirsche hinzu, eingebettet in eine feine Portweinmatrix.
Der Schluck bleibt erstaunlich weich. Ich hätte angesichts des Geruchs mehr adstringierende Gerbstoff-Effekte erwartet, vielleicht sogar eine richtig holzige Bittere. Aber weit gefehlt Zwar werden die Schleimhäute leicht trocken, und ein leicht adstringierendes Gefühl ist da, aber das ist nur ein ganz zurückhaltender Effekt.
Sachte rinnt das Bier den Rachen hinunter, erwärmt die Speiseröhre ganz dezent und klingt retronasal mit den schönen Schwarzkirscharomen ab.
Eine gelungene Komposition.
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