Vault City Brewing – die Brauerei aus Edinburgh ist bekannt für ihre Sauerbiere, in denen alle möglichen Früchte verarbeitet werden. Und auch sonstige Gewürze und Zutaten finden gerne mal den Weg in die Lagertanks der Brauerei.
Kennengelernt habe ich diese Brauerei erstmalig durch ein Bier der unheimlich umtriebigen Warschauer Brauer von Funky Fluid, die nämlich mit Vault City Brewing ein Kollab gebraut haben – das Triple Gelato: Tropical Shake – Ice Cream Sour, ein dickflüssiges, süßsaures Starkbier mit 9,0% Alkohol.
Jetzt, rund ein halbes Jahr später, stehe ich vor Vault City Brewing’s Taproom The Wee Vault in Edinburgh Haymarket. Ich blicke auf die schmale Tür und das noch schmalere Fenster daneben und überlege, ob ich hier richtig bin. Ein hervorragend bestückter Bottleshop und ein Taproom sollen sich hinter der Tür verbergen, behauptet das Internet, aber ich kann es noch nicht so richtig glauben.
der Laden ist wirklich so schmal, wie er aussieht
Vorsichtig drücke ich die Tür auf und sehe einen schmalen, aber recht tiefen Raum. Links ein langes Brett an der Wand entlang, davor vielleicht ein Dutzend Barhocker. Rechts eine Reihe von Regalen und Kühlschränken, eng an die Wand gestellt und randvoll mit bunten Dosen und Flaschen der Vault City Brewing. Dazwischen? Eigentlich nichts. Nicht einmal ein bisschen Platz.
Nur mit viel gutem Willen aller Beteiligten, also der Sitzenden und Trinkenden ebenso wie der Einkaufenden und der zur hinten befindlichen Theke Drängenden kann man sich aneinander vorbeischieben. Ich glaube es also ohne jeden Zweifel, was im Netz behauptet wird: Der wohl kleinste Bottleshop und der wohl kleinste Taproom Schottlands in einem.
Irgendwann erreichen wir die kleine Theke am Ende des schmalen Schlauchs, und wie durch ein Wunder werden genau in diesem Augenblick zwei Stühle direkt neben der Theke frei. Blitzschnell schnappen wir uns diese beiden Plätze, und dann nehmen wir die Theke ein wenig genauer in Augenschein. Eine selbst konstruierte Zapfhahnbatterie mit sage und schreibe 24 Hähnen findet sich dort, dahinter eine schwarze Tafel mit blumigen Biernamen, ebenso quietschbunt beschrieben wie die Dosen und Flaschen vorne in den Kühlschränken.
eine selbst konstruierte Zapfhahnbatterie mit 24 Hähnen
„Was darf es für Euch beide denn sein?“, fragt uns die freundliche und hilfsbereite Barfrau und greift nach einem kleinen Probierglas. „Ihr könnt gerne alles auch mal probieren“, fordert sie uns auf.
„Hm, ich suche nach etwas Fruchtigem und Starkem, damit ich danach gut schlafen kann“, überlegt meine holde Ehefrau, und spontan kommt die Empfehlung für das Shattered Dreamcake, ein dickflüssiges, dunkelrotes und kräftig nach Erdbeeren und anderen roten Früchten schmeckendes, nur leicht saures Bier mit 9,0%. Ein winziges Probierschlückchen, und die Entscheidung steht: „Das nehme ich!“
Die Barfrau hält das Glas unter den Zapfhahn und nach ein paar Tropfen kommt nur noch ein leises Zischen. Das Fass ist leer. Enttäuschung macht sich breit. „Kein Problem“, heißt es.
Die Barfrau kommt hinter der winzigen Theke hervor und schiebt sich rückwärts zwischen die Gäste. Dann klappt sie den Fußboden hinter der Bar hoch, und darunter kommt eine schmale Holztreppe zum Vorschein, die in irgendwelche unergründlichen Kellertiefen führt. In denen verschwindet die gute Frau nun für eine ganze Weile. Man hört es klappern und scheppern, und irgendwann kommt sie wieder hoch. Wieder rückwärts zwischen die Gäste, dann geht die Holzklappe wieder zu, sie tritt wieder hinter die Theke, und siehe da: Das Shattered Dreamcake fließt wieder. Beziehungsweise tropft, denn es hat eher die Konsistenz von roter Grütze als von Bier.
Aber es schmeckt.
„Und Du?“
„Ich hätte gerne das Would I Lychee to You?, also das Litschi-Bier mit 5,8% Alkohol“, sage ich, und die Barfrau verliert für einen Moment die Fassung. „Oh, ich glaube, das Fass ist auch fast leer, befürchte ich“, ruft sie in gespieltem Entsetzen. Aber wir haben Glück – für mein Glas reicht es zumindest noch.
Das Bier schmeckt frisch, leicht säuerlich, und die Litschi-Aromen sind deutlich zurückhaltender als erwartet. Trotzdem eine feine Erfrischung.
Shattered Dreamcake & Would I Lychee to You?
Schön hier! Eine sehr ansprechende Atmosphäre, eine super kompetente Bedienung, und eine für einen so winzigen Taproom faszinierend große Auswahl – auch wenn nicht alle 24 Zapfhähne tatsächlich angeschlossen waren („bespielt wurden“, wie man in eingeweihten Kreisen sagt …).
Mittlerweile ist es schon spät, und wir wenden uns zum Gehen. Ein paar Schritte sind es schon noch bis zum Hotel, und der Tag war lang und abwechslungsreich. Sehnsüchtig schaue ich noch in die Regale und Kühlschränke, aber unsere Koffer sind voll – da ist für ein Bier-bunkern für den Rückflug gar nicht zu denken.
Trotzdem ein sehr netter Besuch hier.
Der Taproom und Bottleshop The Wee Vault ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend bis spätabends geöffnet; kein Ruhetag. Vom Bahnhof Haymarket mit Nahverkehrszügen, Fernzügen, Straßenbahn und Bussen sind es zwei Minuten zu Fuß in ostwärtiger Richtung. Sehr bequem!
The Wee Vault
7a West Maitland Street
Edinburgh EH12 5DS
Schottland
Großbritannien
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