Spaziert man von der Pont Neuf gemütlich in Richtung Süden, zum Jardin du Luxembourg, so kommt man auf halber Strecke in einer kleinen Nebengasse an der netten Craftbierbar La Robe & La Mousse vorbei. Klarer Fall, dass uns auch diesmal unsere Schritte nahezu wie von selbst durch die Tür lenken – obwohl es doch erst Nachmittag ist …
La Robe & La Mousse
Naja, es ist doch erst Nachmittag – das ist auch der Gedanke, der uns durch den Kopf schießt, als wir registrieren, dass wir die einzigen Gäste sind. Fragend schauen wir den jungen Mann hinter der Theke an, aber er nickt nur einladend. „Klar, es ist offen. Irgendjemand muss ja der Erste sein!“
Mit einer ausholenden Handbewegung zeigt er auf die Tafeln und Zapfhähne hinter der Theke. „Ich habe einige Craftbiere, aber auch eine ganze Anzahl verschiedener Bioweine …“, fängt er an, und lachend unterbrechen wir ihn. „Keinen Wein. Wir sind nur hier wegen der Biere!“
Er grinst. „Dann dürfte die Auswahl für Euch ja groß genug sein, oder?“
„Absolut, und so, wie das auf der schwarzen Tafel beschrieben ist, brauchen wir noch nicht einmal große Erläuterungen, da finden wir uns von selbst gut zurecht!“
eine sehr schöne Auswahl
Der junge Mann widmet sich für einen Moment wieder seinem Mobiltelefon, und meine holde Ehefrau gibt mir den Auftrag „bring mir was Gutes mit“, bevor sie sich abwendet, um sich den bequemsten Platz in der Bar zu suchen.
Bring mir was Gutes mit! Wie ich diese Aufträge hasse. Was ist denn was Gutes? An manchen Tagen schmeckt ihr ein leicht geräuchertes Bier, an manchen nicht. Gelegentlich findet sie dezent saure Biere erfrischend, meistens nicht. Schwere fassgereifte Biere? Meistens eine Option, aber ab und an heißt es „nee, viel zu mächtig“.
Ich zermartere mir den Kopf und bestelle schließlich ein Blanche mit Yuzu und Ingwer für sie. Hoffentlich passt das. Das Wetter ist ja sonnig und warm genug für so ein Sommerfrische-Bier.
Aus dem Hause Crazy Hops stammt dieses wirklich sehr erfrischende 4,5%ige Bier, und es nennt sich Fonky Fresh. Leichte Wit-Aromen, feine zitrusartige Aromen von der Yuzu, und eine nur dezent scharfe Frische vom Ingwer. Ganz ordentlich, auch wenn es irgendwie ein bisschen disharmonisch wirkt – eine Aroma-Kakophonie statt einer Aroma-Sinfonie.
Das andere Bier, der 6,3%ige Maibock namens Campanae Paschales von den Brauereien Deck & Donohue und Brasserie Abbaye Saint-Wandrille gefällt mir allerdings überhaupt nicht. Eine deftige Diacetylnote überdeckt alles, was einen guten, herben und sauberen Maibock ausmachen könnte. Fast ein bisschen widerwillig trinke ich ihn aus.
Eigentlich wollen wir nach einem Bier weiter flanieren, aber nach dem Maibock brauche ich noch etwas anderes zum Runterspülen. Zum Beispiel das Zest in Peace, ein 4,5% India Pale Ale von Crazy Hops. Das erweist sich jetzt als Glücksgriff. Hellblond und nur dezent trüb erfreut es mit herrlicher Zitronigkeit. Die hinzugegebenen Zesten von verschiedenen Zitrusfrüchten sorgen für eine erfrischende Sensorik, und jeder einzelne Schluck ist ein Genuss.
… wenn es derer auch nicht viele sind! Mein zufriedenes Grinsen richtig interpretierend, greift meine holde Ehefrau zum Glas und trinkt mir kurzerhand die Hälfte weg. So viel also zum Thema „Ich möchte heute eigentlich gar kein Bier, also höchstens ein winzig kleines …“
drei hochinteressante Biere
Mittlerweile ist ein weiterer Gast gekommen, wir brauchen also noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, den Barmann ganz allein zurückzulassen …
Wir schauen uns noch einmal um: Es ist gemütlich hier. Nett eingerichtet, ansprechend, und wenn ein paar mehr Gäste da sind, entsteht hier bestimmt in Nullkommanix eine schöne Atmosphäre.
Die Bierbar La Robe & La Mousse ist täglich ab 16:00 Uhr bis in die Nacht geöffnet; kein Ruhetag. Sie liegt sehr zentral, und bis zur Haltestelle St. Michel / Notre Dame mit Metro- und RER-Anbindung sind es keine drei Minuten.
La Robe & La Mousse
3 Rue Monsieur le Prince
75 006 Paris
Frankreich
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