„Auf dem Dürren“ – eine wahrlich historische Adresse. Angeblich soll dieser Ort bereits im Jahr 1100 zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden sein. Wie es sich für die Kleinstaaterei der vergangenen Jahrhunderte geziemte, diente dieser Ort in erster Linie als Zollstation, um Reisenden und Händlern einen gewissen Prozentsatz ihres Hab und Guts abzuknöpfen. Na, und wenn die Reisenden dann sowieso schon wegen des bürokratischen Prozederes Halt machen mussten, dann konnten sie auch gleich rasten, sich verpflegen und übernachten.
Letzteres kann man seit 2015 im Hofgut Farny auf dem Dürren ebenfalls wieder – allerdings lässt man sich als Reisender nun eher freiwillig „schröpfen“ und bezahlt für gutes Essen, feine Biere und sehr freundlichen Service gerne und reichlich.
Hofgut Farny
Das Hofgut Farny ist Hotel, Restaurant und Brauereiwirtschaft der direkt nebenan gelegenen Brauerei Farny in einem. Ein großzügig und sehr ansprechend angelegtes Gelände umfasst den geschmackvoll renovierten, in Teilen denkmalgeschützten Hof mit der Villa Farny, einer Hofkapelle und einem Biergarten, und bereits beim Betreten der Wirtschaft fühle ich mich hier als Gast willkommen.
Zwölf verschiedene Biere umfasst die Getränkekarte – da fällt vom ersten Moment an die Auswahl schwer. Zwar gibt es ein Probierbrettchen mit drei kleinen Verkostungsgläsern, aber das hilft nur bedingt weiter. Die Masse der angebotenen Biere sind nämlich Weissbiervarianten mit Flaschengärung und können somit nur flaschenweise bestellt und verkostet werden. So wird Vielfalt rasch zur Herausforderung. Zu allem Überfluss muss ich heute auch noch fahren, und so wird es definitiv bei einer Flasche Weizen und einem kleinen Probierschluck eines der Fassbiere bleiben müssen.
Ich mache es mir in der Gaststube gemütlich und hänge meine tropfnasse Jacke in die Ecke. Die wenigen Meter vom Parkplatz bis zum Eingang haben im überraschend einsetzenden Regenschauer leider schon gereicht …
Um so besser schmeckt dann aber das erste Bier. Die Wahl fällt fast zwangsläufig auf ein Kristallweizen. Hier, in der Brauerei Farny ist dieser Bierstil nämlich erfunden worden – 1924, vor fast 100 Jahren, kam der Braumeister Wilhelm Zeitler auf die Idee, das Hefeweissbier zu filtrieren und glanzfein zu servieren. Viele Jahre lang wurde dieses spritzige Bier dann als Champagnerweisse oder Champagnerweizen vermarktet, bis der Begriff „Champagner“ dann als geschützte Herkunftsangabe nicht mehr verwendet werden durfte. Nun also … Kristallweizen. Klingt genauso schön und schmeckt genauso gut.
Viel zu schnell ist das Glas leer, und ich bedaure, damit meine Bierration bereits ausgeschöpft zu haben.
Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen: Hier könnte ich gut und gerne noch eine ganze Weile sitzen, dem Rauschen des Regens lauschen, die vielen anderen Weizenbiersorten verkosten und den Abend schlicht und einfach verhocken. Nun, statt alle Sorten zu verkosten, kann ich aber zumindest in der Bierkarte blättern, und so erfahre ich, dass die Brauerei Farny mittlerweile neben ihrem Markenkern, den Weizenbieren, auch das eine oder andere untergärige Bier im Angebot hat: Ein Export, ein Naturtrüb, ein Pils, ein Helles …
Und im Sudhaus des Wangener Stadtbräus braut die Brauerei Farny sogar ein Paul’s Pale Ale und springt damit auf den Kreativbierzug auf.
Ob ich davon denn ein kleines Probierglas haben könne, frage ich die nette Bedienung, und ich habe Glück: Das Pale Ale wird vom Fass angeboten, da geht das.
Kristallweizen & Paul’s Pale Ale
So beschließe ich meinen Besuch im Hofgut Farny also mit einem hopfenbetonten, fruchtig-herben und für diese Brauerei geradezu schon gewagten Bierstil. Schön!
Es ist dunkel, und der Regen hat nachgelassen, als ich langsam wieder zum Auto gehe. Ich bin mir sicher: Hier muss ich mal wieder hin. Und vielleicht nehmen meine holde Ehefrau und ich uns dann auch ein Zimmer, gönnen uns eine kleine Auszeit am Wochenende und probieren dann alle zwölf Biersorten durch!
Die Brauereiwirtschaft des Hofguts Farny ist täglich von 07:00 bis 22:00 Uhr geöffnet – ohne Ruhetag. Großzügige Zeiten dank des Hotelbetriebs. Warme Küche gibt es natürlich nur mittags und abends. Bequem zu erreichen ist die Brauereiwirtschaft eigentlich nur mit dem Auto, Autobahnabfahrt Wangen-Nord, und dann wenige hundert Meter in Richtung Norden.
Hofgut Farny
Dürren 1
88 353 Kißlegg
Baden-Württemberg
Deutschland
Hinterlasse jetzt einen Kommentar