Nachtrag 12. März 2024: Ein andermal ist jetzt. Ziemlich genau ein Jahr ist vergangen, und heute verschlägt es mich aus beruflichen Gründen nach Gdańsk. Beruflich aber so, dass ich nur tagsüber zu tun und den Abend zur freien Verfügung habe.
Klare Sache, dass mich diesmal die Schritte direkt in die Brovarnia Gdańsk lenken und ich nicht erst bis zum nächsten Morgen auf mein Aha-Erlebnis – „Ach, da war ja noch was …“ – warte.
Uns empfängt eine angenehme und edle Atmosphäre. Sehr freundliches Personal geleitet uns zu einem der wenigen noch nicht reservierten Tische, und Augenblicke später liegen die Speise- und die Getränkekarte vor uns. Das Angebot? Klassische polnische Gerichte und internationale Küche mit leicht polnischem Zungenschlag. Alles in feiner Qualität und zu zwar etwas höheren, aber noch angemessenen Preisen.
ein Standardbier, ein Saisonbier und ein Spezialbier
Als Getränkebegleitung dazu gibt es drei Biere – ein Standardbier, ein Saisonbier und ein Spezialbier. Alles gemeinsam in einem kleinen Tester zu drei Mal 125 ml erhältlich. Da fällt die Entscheidung also schon mal nicht allzu schwer.
Und es gibt einen Bier-Cocktail, einen sogenannten Beersecco, also einen schönen Viertelliter-Pokal mit hellem Bier und Prosecco, halb und halb gemischt. Verziert mit einer Orangenscheibe.
Na, da verkosten wir uns doch mal durch die drei Biere und überlassen den Beersecco anderen …
Das Standardbier nennt sich Złoto Brovarni Jasne und erweist sich als sehr helles, knochentrockenes und hochvergorenes Pils mit einer deutlichen, aber nicht aufdringlichen Zitrusnote, die sich nicht nur in der Nase sondern auch auf der Zunge und retronasal bemerkbar macht.
Bier Nummer 2, in der Getränkekarte als Saisonbier („bitte das Personal fragen …“) gekennzeichnet, ist derzeit ein Wiener Lager. Fein malzig, mit einem nur dezenten Duft, schöner hellbrauner, ins Orangene tendierenden Farbe und einem für diesen Bierstil überraschen schlanken Körper. Ein hochvergorenes Wiener Lager, also. Nicht ganz stiltypisch, aber auch nicht unsympathisch,
Und schließlich das dritte Bier – das Spezialbier. Ebenfalls mit dem Hinweis auf das Personal versehen. „Das ist ein Bockbier, ein Koźlak, ganz dunkel und gehaltvoll“, weiß die Kellnerin zu berichten. Was sie nicht sagt: Es ist ein fast schwarzer Rauchbock. Kräftig, malzig und ziemlich deutlich rauchig. Bereits die Nase erinnert mich an die letzten Bamberg-Reisen, und nach dem Schluck schlägt der Rauch erbarmungslos zu. Mir gefällt es außerordentlich, aber ich überlege, wie es einem unbedarften Gast gehen wird, der vielleicht noch nie ein Rauchbier getrunken hat und nun lediglich mit dem Stichwort „gehaltvoll“ auf das vorbereitet wird, was ihn erwartet …
Aber egal, das muss nicht meine Sorge sein. Mir schmeckt es ja schließlich!
Die klassische polnische Sauermehl-Suppe Żurek wird hier in der Brovarnia Gdańsk in einem ausgehöhlten Brotlaib serviert – klassisch-rustikale Hausmannskost also ein wenig aufgepeppt. Einerseits gefällt es mir gut, andererseits habe ich bei diesem Gag, eine Suppe im ausgehöhlten Brotlaib zu servieren, immer ein leichtes Gefühl der Dekadenz, wird doch das Brot am Ende einfach nur weggeworfen, oder höchstens noch als Tierfutter entsorgt. Irgendwie schade drum …
das Kupfersudwerk
Ich werfe noch einen Blick auf das sehr dekorativ direkt hinter der Theke präsentierte Kupfersudwerk und durch die Glasscheibe in den leider nicht beleuchteten Lagerkeller mit den Gärtanks. Sehr schön!
Gute Biere, gute Küche und ein unaufdringlicher, aber sehr aufmerksamer und höflicher Service, alles gemeinsam in ansprechendem, elegantem Ambiente – die Brovarnia Gdańsk gefällt, und sollte mich mein Weg erneut einmal nach Gdańsk führen, weiß ich, dass ich hier definitiv einmal wieder einkehren werde.
Kann man echt empfehlen.
Brovarnia Gdańsk
Da waren wir gestern kreuz und quer durch Danzig gelaufen, haben mehrere Brauereien besucht, auch in einer Craftbierbar waren wir gewesen, und am frühen Abend waren wir k.o. Zu müde, um jetzt noch irgendwohin zu gehen.
Ob das wohl anders gewesen wäre, wenn wir nochmal gegoogelt hätten?
Ich bin heute, am 26. März 2023, nämlich frühmorgens in meinen Laufschuhen unterwegs – den Restalkohol ausschwitzen, etwas für meine Fitness tun und mir spielerisch dabei die Stadt erschließen. Und was sehe ich da kurz vor Ende meiner Runde? Gerade einmal 700 m von unserem Hotel entfernt befindet sich die Brovarnia Gdańsk, die älteste Gasthausbrauerei der Stadt. In Brauwettbewerben schon seit vielen Jahren erfolgreich und bestens im renommierten Boutique-Hotel Gdańsk in einem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht.
Ob wir da gestern Abend vielleicht doch noch vorbeigeschaut hätten?
Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist: Jetzt, am Sonntagmorgen um sechs Uhr, ist zu. Insofern bleibt es bei zwei Zielfotos, und Schluss!
Ein andermal, vielleicht.
Brovarnia Gdańsk
ulica Szafarnia 9
80-755 Gdańsk
Polen
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