„Was hältst Du denn davon, wenn wir uns heute Abend mal ganz allein auf ein paar Bier treffen?“, frage ich meinen Schwiegersohn und schlage eine kleine, noch ganz neue Brauerei im Pariser Stadtteil Montmartre vor.
„Montmartre? Oh, je, alles voller Touristen“, stöhnt er, aber willigt ein.
Kaum haben wir den kleinen Taproom der Brasserie Patoche betreten, sind seine Bedenken aber wie weggeflogen. Es ist voll, aber nicht überfüllt, und es sind vorwiegend junge Franzosen, die hier an der Theke und den Tischen stehen und sitzen. Kaum Touristen. Wenn man mal von mir absieht – aber ich bin in Paris ja eher ein Familienreisender als ein „echter“ Touri …
Wir schauen uns um. Gemütlich ist es. An der Stirnwand steht ein relativ kleines Edelstahl-Sudwerk, das jetzt, wo gerade nicht gebraut wird, auch als Kleiderständer missbraucht wird und ein paar T-Shirts und sonstigen Merch der Brauerei trägt. Rechts daneben befindet sich die kleine Theke, und dahinter an der Wand eine bunte, sehr liebevoll beschriftete Kreidetafel mit zehn eigenen und zwei Gastbieren. Der Rest des Raums steht voll mit Tischen und Bänken, und in die großen Fenster sind Regalbretter eingelassen, auf denen bunte Bierdosen und -flaschen stehen.
Alles wirkt auf den ersten Blick sehr einladend und sympathisch.
Sudwerk und Kleiderständer in einem
Genauso sympathisch die beiden Jungs hinter der Theke. Gut gelaunt versehen sie ihren Job, sind aufmerksam, übersehen auch nicht die kleinste Geste eines ihrer Gäste, und fleißig wuseln sie vor sich hin. Zu jedem Bier können sie was erzählen, merken aber auch, wenn jemand gar nichts davon hören, sondern einfach nur etwas trinken will.
„Tja, dann trinken wir uns doch mal durch das Angebot, oder?“, schlage ich vor, und der Schwiegersohn nickt fröhlich.
Begleitet von guter Rockmusik, allerdings auch von dem ohrenbetäubenden Lachen eines Gastes am Tisch direkt hinter uns – ich glaube, ich habe noch nie einen Menschen so laut lachen gehört … – trinken wir uns gemächlich durch die Bierliste. Alle zwölf Biere schaffen wir nicht, dazu hätten wir uns mehrere Test-Brettchen bestellen müssen. Aber heute stand uns der Kopf eher nach guten Gesprächen als nach einer detaillierten Bier-Buchführung. Trotzdem ist die Liste recht lang geworden:
- La Montmartroise – Pale Ale (5,0%)
- Basilique du Peché – Sour (6,0%)
- Fantomas 2 – Triple tourbée aux copeaux de chêne (7,5%)
- LʼOvilloise – Hazy Pale Ale (5,0%)
- Pigallaktik – NEIPA V8 – Motueka, Simcoe, Mosaic (6,9%)
- Wesh Coast IPA (6,0%)
- LʼAscensionelle – Pale au Sureau (6,0%)
Zu diesen sieben Bieren kommt noch das 6,1%ige P is for Pepper der Microbrasserie Bon Poison.
Und eine schöne Wurst- und Käseplatte, wie sie in fast allen französischen Bierbars und Brauereien zu bekommen ist – wenn auch nicht immer so schön und liebevoll dekoriert wie hier.
Acht von zwölf Bieren, das ist soweit schon okay, finden wir.
acht von zwölf Bieren haben wir verkostet
Genauso okay ist es auch, als der laute Lacher das Lokal verlässt und die Jungs hinter der Bar die Musik etwas leiser drehen können … Wir müssen grinsen.
Auf der Website der Brauerei findet man einen Hinweis „since 2017“, aber wenn wir den einen Barmann richtig verstanden haben, gilt dies nur für die Marke und die ersten Anfänge als Hausbrauer in der Küche daheim, und die Brauerei selbst existiert erst seit Frühjahr 2023.
Ein schöner Abend in einer wirklich netten, kleinen Brauerei. Mittendrin, in Montmartre.
Die Brasserie Patoche ist täglich ab 17:00 Uhr, sonnabends und sonntags bereits ab 15:00 Uhr durchgehend bis Mitternacht und länger geöffnet. Zu erreichen ist sie am einfachsten mit der Metrolinie M12, Station Abesses. Von dort aus sind es gerade mal zwei Minuten bis zur Brauerei – allerdings bergauf!
Brasserie Patoche
32 Rue des Trois Frères
75 018 Paris
Frankreich
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