Nachtrag 12. April 2024: Fast anderthalb Jahre sind vergangen – der Tunnel ist fertig, und in Windeseile haben wir das andere Ufer der Swine erreicht. Augenblicke später fahren wir in die Tiefgarage des Hotels Hamilton, denn diesmal wird der geplante Besuch in der Brauerei „Dobosz” mit einem Aufenthalt im Hotel verbunden.
An der merkwürdigen Diskrepanz zwischen Website-Informationen und echten Öffnungszeiten des Restaurants im Erdgeschoss hat sich nichts geändert, aber wir erfahren heute den Grund, warum: Das Restaurant dient ausschließlich als Frühstücksrestaurant und für das Abendessen der Gäste mit Halbpension, was in Konsequenz auch heißt, dass nur Hotelgäste in den Genuss kommen, sich das edle, silbrigweiß polierte Sudwerk der Firma Kaspar-Schulz genauer ansehen zu können.
Alle anderen haben aber die Möglichkeit (und davon hatte das Personal an der Rezeption vor anderthalb Jahren nichts gesagt …) im Restaurant im 7. Stockwerk des Hotels a la carte zu essen und dazu das Bier der Brauerei „Dobosz” zu probieren.
Ein Blick zu meiner Liebsten, ein schnelles Nicken, und schon sind wir auf dem Weg nach oben.
Eine sehr angenehme Atmosphäre, eine überaus freundliche junge Dame, die uns bedient, hervorragende und appetitlich angerichtete, interessant und spannend gewürzte Speisen und … leider eine große Enttäuschung, was das Bier anbelangt.
vier Biere auf einem edlen Test-Brettchen
Ich bestelle mir ein Test-Brettchen und genieße von links nach rechts, in der Reihenfolge, in der die vier Biere vor mir stehen.
- Bier Nummer 1 gefällt mir noch gut – ein kräftig gehopftes, aromatisches und nicht zu bitteres Pilsener. Sehr schön.
- Das zweite Bier, ein simples Lager, ist erwartungsgemäß relativ mild, hat leider aber auch eine recht deutliche Note von Dimethylsulfid – so, als sei die Würze nicht richtig wallend gekocht worden. Sehr schade.
- Das dritte Bier, ein dunkles Lager, schmeckt ausgeprägt metallisch und weist nicht nur eine raue und leicht adstringierende Bittere auf, sondern wirkt auch körperlos und wässrig.
- Den Tiefpunkt allerdings markiert das Pszeniczne, also das Weizen, das intensiv faulig schmeckt – so, als habe es schon eine ganze Weile bei Zimmertemperatur in einer nicht gereinigten Zapfanlage verbracht.
Um es platt auszudrücken: Von Bier zu Bier wurde es schlechter … Bis hin zum wirklich absolut untrinkbaren Weizen.
Die wirklich rührend um uns bemühte Kellnerin sah es mit bekümmerten Augen, und wir mussten sie fast schon trösten und ihr mehrfach bestätigen, dass das Essen aber nun wirklich ganz vorzüglich gewesen sei, sonst wäre sie kaum darüber hinweggekommen, dass ich das Weizen nahezu unberührt wieder habe zurückgehen lassen.
ach, wäre das Bier doch nur so gut wie das Essen …
Nun denn: Eine große Empfehlung, was Atmosphäre, Service und Essen anbelangt (und auch die Hotelzimmer und das Frühstück sind prima!), aber wegen des Biers der Brauerei „Dobosz” muss man nicht unbedingt ins Hotel Hamilton gehen.
Browar „Dobosz”
Puh, es ist eine katastrophale Anreise nach Świnoujście. Die Tunnelbaustelle erzwingt jede Menge Umleitungen, die leider katastrophal schlecht ausgeschildert sind. Man kann es nur mit Humor nehmen: Wenn irgendwann mal der Tunnel fertig sein wird, dann … ja, dann …
Ist er heute, am 12. November 2022, aber noch nicht, und so kurven wir weiter. Bis wir endlich auf der richtigen Straße zur Fähre stehen. Im Stau …
Irgendwann sind wir aber doch auf der anderen Seite, finden sogar recht rasch einen Parkplatz und können – endlich, endlich! – durch die Stadt flanieren. Unter anderem vorbei am Fünf-Sterne-Hotel Hamilton. Dort befindet sich nämlich im Hotelrestaurant die Brauerei „Dobosz”. Genau das Richtige, um jetzt unseren Hunger und unseren Durst zu stillen. Der Magen hängt uns nämlich nach der überraschend langen Anfahrt in den Kniekehlen.
auf den ersten Blick genau das Richtige
Um so bedauerlicher, dass uns die freundliche Dame an der Hotelbar mit bezauberndem Lächeln, aber ebenso gnadenlos signalisiert: Das Restaurant sei zu. Mittag sei rum, und zum Abendessen öffne man eben erst am Abend wieder. Zu essen gebe es jetzt nichts. Höchstens ein paar „Chipsy“, wie Kartoffel-Chips in der merkwürdigen, eingepolnischten doppelten Pluralform hier heißen. Das Bier könnten wir freilich probieren!
Ich schaue zur Seite und sehe das verkniffene Gesicht meiner holden Ehefrau. Nein, ihr Hunger scheint definitiv zu groß zu sein. So groß, dass ich es nicht wage, zu fragen, ob wir nicht noch jeder ein ganz schnelles Bierchen auf nüchternen Magen …? Nein, zwecklos.
Erst etwas essen! Und seien es nur ein paar Fischbrötchen unten am Strand.
Und es kommt, wie es kommen muss: Wir essen Fischbrötchen, bummeln am Strand entlang, kaufen hier ein paar Souvenirs, naschen dort ein Eis, und irgendwann mahnt uns die Uhr: Wir müssen wieder los!
Und die Brauerei „Dobosz”?
Die haben wir leider nur von außen gesehen.
Laut deren Website ist das Restaurant im Hotel Hamilton täglich von 12:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, und zu diesen Zeiten sollte eben auch die Brauerei „Dobosz” zugänglich sein. Ist sie aber nicht. Doof! Man muss also Glück haben oder vorher anrufen, ob auch wirklich geöffnet ist. Zu erreichen ist das Hotel Hamilton mit der Brauerei zu Fuß am besten, wenn man die Promenade in Świnoujście immer weiter in Richtung Osten geht, bis kurz vor dem Fort Zachodni das Hotel auf der rechten Seite steht.
Browar „Dobosz“
ulica Uzdrowiskowa 23
72-600 Świnoujście
Polen
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