BROW., Leonberg, DEU

[Blick zurück auf Ende Juli 2024]

„Wow, das war ja ein in jeder Hinsicht toller Abend“, denke ich, als ich wieder in die S-Bahn in Richtung Stuttgart steige. Mit guten Freunden, dem Biersommelier Frank Di Marco und seiner Frau Claudia, haben wir uns im BROW. direkt am Bahnhof Leonberg getroffen und einen rundum schönen Abend verbracht:

Die S-Bahn kommt pünktlich in Leonberg an – womit der heutige Abend schon ungewöhnlich positiv beginnt … Ein paar Schritte durch die Unterführung, dann noch ein paar Schritte nach rechts, und schon stehen wir vor der schönen, sehr instagrammablen Fassade der Gasthausbrauerei BROW., die vor zwei Jahren erst eröffnet hat.

Es ist herrliches Sommerwetter, und so stehen auf der Terrasse vor der Brauerei ein paar Sofas mit bunten Kissen, die Gäste tummeln sich in gemütlicher Atmosphäre, und am liebsten würden wir gleich schon hier draußen für das erste Bier sitzen bleiben, aber wir haben drinnen einen Tisch zum Essen reserviert.

Das große Schiebefenster steht offen, also nehmen wir den direkten Weg in den sehr ansprechend und stylish eingerichteten Schankraum – das Schild, dass der Eingang auf der anderen Seite sei, sehen wir erst hinterher, als der junge Kellner mit gespielt vorwurfsvollem Grinsen in die entsprechende Richtung zeigt.

auf direktem Weg schlappen wir direkt in den stylishen Schankraum

Aber der Vorwurf ist wirklich nur gespielt – gut gelaunt werden wir an unseren Tisch geleitet und gleich nach unseren Wünschen gefragt. „Du schaust so aus, als möchtest Du unser Probierbrettchen bestellen, oder?“, heißt es, und blitzschnell ist die Getränkebestellung erledigt. Mit dem Essen gestaltet es sich ein bisschen schwieriger. Viel zu groß und viel zu bunt und vielversprechend ist die Auswahl auf der Speisekarte. Fisch, Fleisch, vegetarische Gerichte – alles ist vertreten, und meistens mit einem schönen exotischen Touch versehen.

„Einer der Köche hier stammt aus der Sterne-Küche“, erzählt mir Frank, mit dem wir uns heute Abend hier verabredet haben und der mit seiner lieben Frau Claudia schon auf uns gewartet (und heimlich etwas vorgetrunken …) hat. „Oh, das will ich gerne glauben“, antworte ich ihm, als das Essen vor uns steht und wir die ersten Bisse verkostet haben. Es ist einfach vorzüglich!

Aber wenden wir uns dem Bier zu, dessentwegen sind wir schließlich hier, oder?

„Von unseren sechs Fassbieren habe ich das Helle und das Weizen einfach weggelassen“, erzählt der junge Kellner vergnügt. „Es ist ja nur ein Viererbrett, und das Helle und das Weizen trinken die meisten Gäste sowieso in großen Gläsern. Passt doch so, oder?“

Na klar, und wie das passt!

Bier Nummer 1 ist ein Mexican Style Lager mit gerade einmal 4,5% Alkohol, das mit einem Limettenschnitz im Glas serviert wird. Etwas Mais ist mit verbraut worden, erzählt uns der junge Mann, und wir glauben, es auch herausschmecken zu können. Spritzig und erfrischend ist es, das Bier, und viel zu schnell ist das kleine Probiergläschen leer. Das hätte gerne auch ein halber Liter sein können, finde ich.

Bier Nummer 2 ist das Kellerbier. Ein bisschen dunkler, ein bisschen stärker (5,3%), ein bisschen rauer, ein bisschen kantiger. Allerdings nicht so richtig ausgewogen und harmonisch. Gut trinkbar, ein prima Begleiter zu Fleischspeisen, aber direkt nach dem Mexican Style Lager zu unrund wirkend.

Weiter geht es mit der Nummer 3, dem 5,6%igen Roggen Pale Ale. Für ein Roggenbier erstaunlich wenig viskos und kaum sämig, dafür aber durch die fruchtige Hopfung schön spielerisch und aromatisch. Ein sehr feines Bier, das auch den großen Schluck erlaubt. Gut durchtrinkbar.

Und schließlich das Bier Nummer 4, das letzte aus dem Testbrettchen heute. Das Spezialbier, denn eines der sechs Biere am Hahn wird immer regelmäßig durchgewechselt. Hier und heute ist es ein Dinkel-Holunder-Bier, das seinem Namen alle Ehre macht. Der etwas würzige, fast schon brotig-kernige Geschmack des Dinkels paart sich auf’s Beste mit den feinen und in der Nase kitzelnden Holunderaromen. Leichtfüßig tänzelt das Bier über Zunge und Gaumen, und nach dem Schluck kann ich noch für einen Moment den Holunderblütenzauber retronasal genießen.

hervorragendes Essen

Wir haben hervorragend gegessen und gut getrunken, jetzt müssen noch das Helle und das Weizen verkostet werden. Während ich auf das Bernstein-Weizen warte und mit Frank über die Bezeichnung „Bernstein“ lästere (wer weiß, dass es Bernstein in den Farben von fast klar über weiß bis schwarz und natürlich in allen dazwischen liegenden Schattierungen gibt [logisch, sonst wäre das Bernsteinzimmer ja sterbenslangweilig dekoriert gewesen …], wird „Bernstein“ niemals mehr als Farbangabe nutzen wollen …), setzt sich Heiko Fuhrer, einer der beiden Geschäftsführer, zu uns an den Tisch und erzählt ein wenig von der Geschichte der Brauerei. „Schade, der Laden läuft zwar gut, aber gerade die Stuttgarter sind irgendwie zu träge, hierher zu kommen – die Gäste kommen von überall anders her, nur nicht von dort …“, stellt er fest. „Und das, obwohl die S6 nun wirklich von der Innenstadt bis auf 50 m an die Theke heranfährt. Ohne umzusteigen und im 20-Minuten-Takt!“

Das Bernstein-Weizen kommt, und es erfreut uns mit kräftigen Fruchtaromen, die fast schon in Richtung eines Weizenbocks tendieren. Komplex, estrig, fruchtig. 5,4% Alkohol. Gelungen!

Das Helle bildet den bierigen Abschluss für heute. Mutig bestelle ich ein großes Glas – einen halben Liter. Jetzt noch mal so richtig schön ein Bier zischen und Durchtrinkbarkeit genießen.

Kann ich auch. Das 4,9%ige Bier ist für ein Helles zwar einen Hauch zu dunkel, einen Hauch zu kräftig, einen Hauch zu bitter, also nicht mehr so hundertprozentig stilgerecht, aber es zischt tatsächlich hervorragend!

auf diesem Sudwerk entstehen die BROW.-Biere

Ein toller Abschluss eines tollen Abends. Schnell noch ein paar Bilder vom matt gebürsteten Edelstahl-Sudwerk, und dann heißt es auch schon, zur S-Bahn zu flitzen. Vor der Tür steht eine Schubkarre mit frischem Treber und wartet auf seine Abholung – vermutlich durch einen Viehhalter, der ihn verfüttern wird. Wir stibitzen uns eine kleine Menge und haben auf der Rückfahrt noch etwas zu kauen. Hihi.

Und Spelzen zwischen den Zähnen, die uns bis zur Ankunft im Hotel nerven … Eine kleine Strafe für den Mundraub …

Die stylishe Gasthausbrauerei BROW. ist dienstags bis freitags ab 17:00 Uhr, sonnabends ab 15:00 Uhr und sonntags ab 12:00 Uhr geöffnet; montags ist Ruhetag. Zur Erreichbarkeit braucht man nicht viel zu sagen: Direkt am S-Bahnhof Leonberg.

Bildergalerie

BROW.
Bahnhofstraße 82
71 229 Leonberg
Baden-Württemberg
Deutschland

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