Neue Besen kehren gut.
Mein ehemaliger Arbeitskollege, der nette Herr K., hat sich neues Brauequipment zugelegt – einen Mundschenk der Firma Klarstein. Neue Besen kehren gut, so heißt es, und in diesem Falle scheint es auch zu stimmen: Stolz schreibt er mir, dass bereits die ersten drei Versuche mit dem neuen Equipment sehr positiv ausgefallen sind, und auch, dass der von ihm selbst angebaute Hopfen eine gute Ernte geliefert hat.
„Da meine ‚kleine Brauerei‘ und das dazugehörige ‚Hopfengut‘ meiner Meinung nach inzwischen ordentliches Bier hervorbringen, bin ich auf Ihr Urteil sehr gespannt“, heißt es in einer Nachricht von ihm.
Mich freut’s, dass er so viel Erfolg hat, und mich ehrt’s, dass ich verkosten darf.
drei feine Biere der Marke Kreuzbräu
Verkostungsnotizen
Kreuzbräu – #4 – Grünhopfen Sonnentau (7,2%)
Ein Grünhopfenbier, bei dem sich die Nachbarn im Sonnentauweg zusammengetan haben und aus den Aromahopfensorten Centennial, Comet und Diamant sowie dem Bitterhopfen Zeus gebraut haben. Nachgehopft wurde mit Hersbrucker Pure.
Das Bier ist hellkupferfarben, sehr trüb und trägt einen leicht beigefarbenen, sehr, sehr üppigen und unendlich lange haltbaren, kremigen Schaum.
Der Duft präsentiert ein paar hopfige, ins grasige und kräuterige gehende Hopfennoten, im Hintergrund ist ein leicht brotiger Akzent zu spüren.
Der volle Antrunk leitet über zu einer Erfahrung, wie sie die klassichen IPAs liefern: Ein wuchtiger Malzkörper, eine knackige, sehr deftige Bittere, darüber erneut die kräuterigen Hopfenaromen und der brotige Hauch. Die Bittere legt sich auf die Schleimhäute und testet deren Grenzen aus, klingt dann aber, nach dem Schluck, auf angenehme Art ab und hinterlässt kein Kratzen und keine Rauigkeit, sondern nur dezent trockene Schleimhäute und einen Durst nach mehr.
Für ein Grünhopfenbier eigentlich zu wenig grün oder grünhopfig. Dafür aber, mit den Augen eines IPA-Liebhabers betrachtet, ein vorzüglicher Vertreter eben dieses Bierstils – ganz im Sinne seiner Ursprünge, bevor die Welt begann, gefühlt tausend IPA Subtypen zu definieren (und auch zu brauen).
Kreuzbräu – #6 – Grünhopfen (6,3%)
Das Bier ist hellbraun und sehr hefig-trüb. Der Schaum entwickelt sich prächtig, wird allerdings etwas flockig, trocken und grobporig. Dafür hält er wiederum ewig …
Der Geruch ist recht zurückhaltend und dezent. Feine, grüne Hopfennoten und ein Hauch von Heu sind zu identifizieren, aber viel mehr ist nicht.
Der Antrunk ist rund und voll. Auf der Zunge werden gleichermaßen ein schöner, kräftiger Malzkörper und eine kernige Hopfenbittere deutlich. Ein schön ausbalanciertes Gefüge. Retronasal prägt der Hopfen die Eindrücke … Heunoten, grüne Blätter, dezente Kräuter.
Nach dem Schluck bekommt die Bittere noch eine gewisse Hefelastigkeit zur Seite gestellt. Die Schleimhäute fühlen sich dadurch ein wenig belegt an, so dass im allerletzten Moment doch noch die Wertung auf solide drei Sterne kippt.
Kreuzbräu – #7 – First Weizen (5,4%)
Das Bier ist dunkelgelb bis hellbraun, sehr hefetrüb (aber schön gleichmäßig), und es entwickelt für ein Weizen verhältnismäßig wenig Schaum.
Der Duft ist fruchtig mit feinen Aprikosen- und Bananennoten, hat aber im Hintergrund eine ganz leichte Schwefelnote – so schwach, dass sie noch nicht stört.
Der Antrunk ist spritzig und angenehm frisch, ohne zu bizzelig zu werden.
Auf der Zunge ist das Bier überraschend hopfig – dezent herb-fruchtige Noten, wie man sie von amerikanischen Aromahopfen kennt, machen sich retronasal bemerkbar, und auch die Bittere am Zungenrand ist kräftiger als bei „normalen“ Weizen. Bis zu den mittlerweile so beliebten amerikanischen Hopfenweissen (auch Schneider hat ja so eine Hopfenweisse im Programm) ist es aber noch ein Stück hin.
Nach dem Schluck wechselt die Bittere ihren Charakter – wechselt von hopfenbetont zu hefegeprägt.
Ein schönes Trinkbier. Leider nicht bei passendem Wetter genossen – es wäre eher was für den Sommer als für den Winter.
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