Die Braunschweiger Mumme …
Einst war sie wohl eine Art dickes, süßes, nahrhaftes Bier von sirupartiger Konsistenz und – je nach Quelle – mit einem Stammwürzegehalt von 45 bis vielleicht sogar 57 Prozent. Sie war geeignet als Proviant für lange Seereisen, weil sie nicht sauer wurde und verdarb; sie galt aufgrund ihres Zuckergehalts als Kräftigungsmittel für Wöchnerinnen; sie galt als heilsam; sie konnte nicht nur pur, sondern auch mit einfachem hellen Bier verdünnt getrunken werden und schmeckte dann angeblich edel wie ein Malagawein.
Über viele Jahrhunderte bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Mumme gebraut, und das bald nicht nur in Braunschweig, sondern auch in Wismar, Hamburg oder Löbau. Vielleicht hat sie ähnlich geschmeckt wie das Danziger Jopenbier, das auch heute noch in Danzig in der kleinen Brauerei PG4 gebraut wird.
Über die Jahre hinweg änderte die Mumme aber ihren Charakter. Aus dem dickflüssigen, sirupartigen Bier wurde ein alkoholfreier Malzextrakt, der irgendwann nicht mehr als Bier galt, sondern als Segelschiff-Mumme als Zutat zum Kochen und Backen und zur Verfeinerung von Speisen genutzt wurde, bis seine Produktion in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts eingestellt wurde.
Mittlerweile hat man sich aber in Braunschweig wieder an diese historische Spezialität erinnert, und sie wird auch wieder produziert.
die Braunschweiger Segelschiffmumme ist mittlerweile nur noch ein Malzextrakt
Und: Es findet die Braunschweiger Mummegenussmeile statt – 2024 immerhin schon zum dritten Mal. Auf diesem kleinen Festival gibt es in der Innenstadt Braunschweigs zahlreiche Buden und Imbissstände, an denen Spezialitäten angeboten werden, die mit der Braunschweiger Mumme hergestellt oder verfeinert worden sind – bis hin zu einem Mumme Bier, das zwar mit der Braunschweiger Mumme absolut nix zu tun hat (und zu allem Überfluss auch noch in Bayern gebraut wird …), aber wenigstens die Erinnerung an die Original Braunschweiger Mumme aufrechtzuerhalten hilft.
Besonders schön: Bei diesem Genussfest präsentieren sich mehrere Braunschweiger Brauereien mit ihren Bieren in einem separaten Festzelt – und genau deswegen sind wir heute hier!
Groß ist das Zelt nicht, aber es sind vier Brauereistände mit jeweils ein paar interessanten Produkten vertreten: Liquid Story, National Jürgens, Panther und Wolters.
Na, dann krempeln wir doch gedanklich mal die Ärmel hoch und machen uns an die Verkostungsarbeit:
- National Jürgens – Brunswiek Alt (4,9%)
- National Jürgens – Südsee IPA (7,0%)
- National Jürgens – Frisch Hopfen (5,5%)
- Liquid Story – Wasnʼt Me – NEIPA
- Liquid Story – Brunonia – Munich Dunkel (4,8%)
- Panther Brauerei – Panthera classic (3,8%)
- Panther Brauerei – Panthera nobile (5,0%)
- Mumme Brauerei Nettelbeck – Segelschiff Mumme Bier (5,4%)
- Liquid Story – Lifeʼs a Mosaic (6,2%)
Verkostungsnotizen dazu gibt es zwar nicht, dazu ist die Schlagzahl zu hoch und sind die Gespräche mit den Vertretern der Brauereien zu interessant.
die Schlagzahl war recht hoch
Wie im Flug vergehen die Nachmittagsstunden, und das Ende des Genussfestes, das von den Veranstaltern täglich auf 19:00 Uhr festgesetzt worden ist, naht. Draußen ist es schon dunkel, während wir zur Straßenbahn laufen, die uns zurück zum Bahnhof bringen soll.
Tja, groß war es nicht, das Zelt, denken wir, aber wer sagt denn, dass für einen fröhlichen und spannenden Bierverkostungsabend in netter Freundesrunde nicht auch vier Brauereistände völlig ausreichen? Liquid Story als Wanderbrauerei, National Jürgens als wiederauferstandene, völlig neu konzipierte Brauerei, Panther als Hobbybrauer mit Ausschankgenehmigung und Wolters als Repräsentant der größeren, mittelständischen Brauerwelt – nett!
Und was man sonst mit der Braunschweiger Segelschiffmumme, also dem Malzextrakt, so alles kochen, backen, bruzzeln und verfeinern kann? Nun, das müssen wir wohl beim nächsten Mal probieren – zum Essen blieb vor lauter Biergenuss und Fachsimpelei heute gar keine Zeit …
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