Peiner Brauhaus
Peine
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Die Geschichte der Brauerei Härke in Peine ist in den letzten Jahren leider auch eine Geschichte des Niedergangs gewesen. Einst dominierte die über 100 Jahre alte, stolze und schon von weitem mit ihren gewaltigen Ziegelmauern beeindruckende Brauerei gemeinsam mit dem Stahlwerk den Ort – nicht zuletzt findet man heute noch am Bahnhof den Schriftzug „Peines Stärke sind Stahl und Härke“.

Als sich der Biermarkt in Deutschland veränderte, die großen Braukonzerne die Lebensmittel- und Getränkemärkte mit Billigbieren und Sonderangeboten überschwemmten und gleichzeitig der Bierkonsum zurückging, wurde die Luft dünn. Noch ein letztes Aufbäumen nach Insolvenz und der Übernahme durch das Einbecker Brauhaus und der Umfirmierung zur Braumanufaktur Härke Anfang 2013, aber vor nicht langer Zeit war es dann vorbei mit der Peiner Biertradition, der Braubetrieb wurde Ende 2023 eingestellt, und der Name Härke verschwand endgültig von der Bierbühne.

Habe ich endgültig geschrieben?

Der Januar 2025 beweist: Nichts muss endgültig sein.

Martin Härke, der ehemalige leitende Braumeister der Brauerei Härke, und das immerhin von 2002 bis 2019,  hat im Peiner Ortsteil Stedendorf nördlich der Autobahn in einem ehemaligen Getränkemarkt (!) eine neue Brauerei gegründet, mit einem piekfeinen und hervorragend in die Halle eingepassten 2,5-hl-Sudwerk der Firma Kaspar Schulz. Am 25. Januar 2025 um 10:00 Uhr war es dann so weit: Die Biertrinker der Stadt konnte zum ersten Mal Bier aus dem Peiner Brauhaus kaufen. Im Rampenverkauf, unmittelbar ab Brauerei. Eine schöne Sache: Verkauf mit direktem Blick auf die Sudkessel!

Verkauf mit direktem Blick auf die Sudkessel!

Augenzeugen und die örtlichen Medien berichten, der Spuk habe nur eine Dreiviertelstunde gedauert, und dann sei die gesamte erste Produktionscharge verkauft gewesen. Sorry, alles ist weg, bitte kommt in zwei Wochen wieder, am 8. Februar, wieder um zehn Uhr.

Zeitsprung.

Heute ist der 8. Februar 2025, und wir sitzen im Zug nach Peine. Kurz nach zehn kommen wir am Bahnhof an und laufen bei winterlichem Sonnenschein gemütlich die zweieinhalb Kilometer zur Brauerei. Nach dem ersten Ansturm dürften die Peiner wohl genug Bier im Kühlschrank haben, so dass heute für uns etwas übrig sein wird.

Viertel vor elf sind wir an der Brauerei und sehen an der Tür einen Zettel kleben: „Leider ist das Bier bereits ausverkauft!“

Haha, haben die vergessen, den Zettel von vorletzter Woche abzumachen?

Äh, nein!

Wir gehen durch die Tür auf den kleinen Verkaufstresen zu, wo Martin Härke uns empfängt. „Ihr seid zu spät. Bier ist alle!“ Ein gleichzeitig trauriger und glücklicher Blick. Traurig, weil er uns enttäuschen muss, glücklich, weil einem Brauer wohl nichts Besseres passieren kann, als dass sich sein Bier in Nullkommanix verkauft. „Es ging diesmal noch schneller als beim letzten Mal, und solltet Ihr in zwei Wochen, wenn der nächste Verkauf geplant ist, wieder nach Peine kommen wollen, dann gebe ich Euch den Tipp: Seid schon eine halbe Stunde vor Verkaufsbeginn da und stellt Euch an. Sonst geht Ihr wieder leer aus und habt den langen Weg von Wunstorf hierher umsonst gemacht!“

heute nur Leergut …

Ganz vergeblich sind wir natürlich nicht da – immerhin können wir uns die Brauerei anschauen, ein paar schöne Bilder machen, mit dem Brauer schwätzen, und am Ende bekommen wir auch noch ein paar Bierdeckel mit auf den Weg – als Trostpflaster, gewissermaßen.

Einen letzten Blick werfen wir auf das kleine Sudwerk und auf die Gär- und Lagertanks. Jeweils einen Doppelsud muss Martin Härke für einen der 5-hl-Lagertanks fahren, und wir überlegen, wie viel Bier nun gerade in den Lagertanks vor sich hin reift. Ob es wohl genug sein wird, beim nächsten Mal wenigstens bis elf Uhr zu reichen?

Das 2024 gegründete und mit seinen Bieren in Januar 2025 an den Start gegangene Peiner Brauhaus ist derzeit jeden zweiten Sonnabend ab 10:00 Uhr für den Rampenverkauf geöffnet. So lange, bis das Bier weg ist. Genaueres dazu findet man in den Ankündigungen bei Facebook. Zu erreichen ist das Sudhaus in einem strammen Fußmarsch von etwa dreißig Minuten vom Bahnhof Peine, immer in Richtung Norden, und nach der Autobahnunterführung rechts ab, oder man nimmt den 525er Bus bis zur Dieselstraße und läuft dann nur ein paar Schritte.

Bildergalerie

Peiner Brauhaus
Wilhelm Rausch Straße 1b
31 228 Peine
Niedersachsen
Deutschland

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