Das Gaffel Drittelchen

Gaffel Kölsch jetzt auch in der Drittelliterdose

„Jetzt gibt es mit Sicherheit wieder viele kontroverse Meinungen“, denke ich mir schon, als ich das Paket öffne, das mich heute erreicht hat. Das Gaffel-Kölsch gibt es nämlich ab sofort auch in der Drittelliterdose. „… nicht nur praktisch für Festivals, Picknicks oder unterwegs, sondern sieht verdammt gut aus und ist ein echter Hingucker!“, so lautet die Beschreibung im beigelegten Anschreiben.

Schauen wir doch mal genauer hin. Wir haben gleich zwei die Biertrinkerwelt spaltende Dinge in einem vereint: Den Bierstil „Kölsch“ und die Verpackung „Dose“.

  1. „Kölsch? Das ist doch kein richtiges Bier. Viel zu dünn und geschmacklos“, hört man häufig, und oft wendet sich der, der das gesagt hat, dann einem Münchner Hell oder einem glattgeschliffenen Industrielager zu. Beides ebenfalls Bierstile mit einem sehr zurückhaltenden, dezenten Aromaprofil.

    Dabei spricht doch gar nichts dagegen, ein gefälliges, glattes Bier zu brauen, das in erster Linie einfach mal eine schnelle Erfrischung sein soll. Ein Getränk, über das ich nicht lange nachzudenken brauche, mit dem ich mich nicht erst unterhalten will und zu dem ich keine langen Abhandlungen über die Sensorik schreiben möchte. Einfach nur trinken. Gerne auch im schnellen, großen Schluck.

    Wäre doch schade, wenn es solche Biere nicht gäbe!

  2. Und die Dose? „Bier aus der Dose schmeckt metallisch!“ Dieses Vorurteil, das vielleicht vor sechzig Jahren gestimmt haben mag, als Dosen aus Weißblech waren und noch keine Innenbeschichtung hatten, ist nicht aus der Welt zu räumen. Tatsache ist, dass die modernen Bierdosen aus Alu sind und im Inneren eine hauchdünne Beschichtung aufweisen, so dass das Bier gar nicht mit dem Metall in Kontakt kommt. Stattdessen ist das Bier in der Dose vor allem eins: Lichtgeschützt. Noch besser als in der braunen Flasche und noch viel, viel besser als in der grünen. Das wirkt sich auf die Qualität und die Haltbarkeit sehr positiv aus. Isso!

    Es bleiben die Nachhaltigkeitsaspekte der Dose als hundertprozentig recyclebare Einwegverpackung im Vergleich zur dickwandigen Mehrwegflasche aus Glas. Aber das ist ein so komplexes Thema, das würde den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen – dazu schreibe ich vielleicht mal was in meinem Newsletter. Mal sehen.

Wenden wir uns doch lieber wieder dem Bier zu und gönnen wir ihm, das es seiner Bestimmung zugeführt wird. Und das mache ich jetzt. Ich trinke es.

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Ganz gegen mein obiges Statement („… keine langen Abhandlungen …“) schreibe ich aber trotzdem ein paar …

Verkostungsnotizen

Gaffel – Kölsch (4,8%)

Das Bier ist hellgelb und blitzblank filtriert, so dass man die feinen Kohlensäurebläschen schön aufsteigen sieht, und es trägt einen schneeweißen, festen und lange haltbaren Schaum. Einen mit Clinge, er haftet also nach dem Schluck im Glas und hinterlässt feine Schaumringe.

Der Duft ist dezent. Hauchfeine Malzaromen, einen leichten Whiff Hopfenaroma und einen flüchtigen Eindruck von gritschegrünen Äpfeln vermag ich zu identifizieren. Aber nur nach ewig langem Hinriechen. Macht man bei Kölsch ja eigentlich nicht. Wie gesagt, man trinkt es einfach.

Der Antrunk ist frisch, spritzig, fast schon kohlensäurescharf – sehr schön erfrischend, wenn es um einen warmen Sommerabend ginge oder um die brütend warme, schweißgeschwängerte Luft in einer überfüllten Kölner Eckkneipe.

Auf der Zunge präsentiert sich das Bier schlank mit recht hoher Rezens und einer feinen Bittere am Zungenrand. Hopfenbetont, wie es die Kölsch-Konvention in ihrer Stilbeschreibung vorschreibt, ist es allerdings nur im Reigen der klassisch deutschen Bierstile. Die kernig gehopften Craftbiere haben da die Maßstäbe mittlerweile etwas verschoben. Aber lassen wir es mal so stehen: Der Hopfen ist gut spürbar. Passt schon.

Retronasal kommen feine Malzaromen durch, die an Keksteig erinnern, auch einen ganz feinen zitronigen Hauch vermag ich herauszuriechen, und auch noch ein bisschen, aber nur ganz ein bisschen Heu.

Der Schluck bringt Keksteig und Heu ein kleines bisschen stärker zur Geltung, ansonsten klingt das Bier aber schnell und ohne viel Federlesens ab und hinterlässt nur ganz leicht trockene Schleimhäute, die Gier auf den nächsten Schluck machen. Durchtrinkbar, also.

Mir persönlich ist es ein bisschen zu stark gespundet, aber das mag am kalten Wintertag liegen. Statt Sommerabend oder überfüllter Eckkneipe ein nur dezent geheiztes Verkostungszimmer bei minus sechs Grad Außentemperatur. Da wäre was Weicheres besser. Aber der Sommer kommt ja bald, und dann zischt so ein Drittelchen in Windeseile durch den Rachen.

Fazit: Na, wer sagt’s denn. Man kann auch über ein Kölsch eine lange Abhandlung schreiben.

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P.S. Es hat weniger als eine Stunde gedauert, bis der erste Kommentar – von einem Kommentator, der nur das Bild gesehen, aber nicht den Text dieses Beitrags gelesen hat – auf meinem Mobiltelefon aufpoppte: „Ich dachte immer, Du befasst Dich ausschließlich mit Bier!“ Nicht schlecht, die Berechenbarkeit des deutschen Bierdimpfels!

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