Ein Praktikum in der Brauerei im Eiswerk stand am Anfang der Brauerkarriere von Ben Saller – sicherlich nicht die schlechteste Möglichkeit, erste Erfahrungen zu machen, ist doch aus meiner ganz persönlichen Sicht das leider mittlerweile ausgelaufene Projekt dieser kleinen Spezialitätenbrauerei im unter Denkmalschutz stehenden Eiswerk das Beste, was die Paulaner Großbrauerei je auf die Beine gestellt hat.
Während wir durch München in Richtung Taubenstraße laufen, denke ich zurück an meinen Besuch im Eiswerk vor zehn Jahren, als mir Martin Zuber die alte Eismaschine gezeigt und sie sogar noch einmal in Betrieb gesetzt hat und wir einige vorzügliche Biere dort verkostet haben. Fast werde ich sentimental, aber dann sehen wir vor uns schon die Biertische auf dem Bürgersteig und die schönen Laternen mit dem BrewsLi-Logo, und meine Gedanken fokussieren sich wieder auf das Hier und Jetzt, auf die kleine Brauerei mit Ausschank von Ben.
Obwohl es heute ein schöner und warmer Frühlingstag war, beginnt es doch, kühl zu werden, und so setzen wir uns nicht draußen hin, sondern gehen direkt in den Taproom. Niedrige Tische und tiefe, weiche Sofas empfangen uns, coole und relaxte, nicht zu laute Musik, und vor allem: Direkt hinter der Tür schon das kleine Sudwerk, und ein paar Schritte weiter die Gär- und Lagertanks.

das Sudwerk steht direkt hinter der Eingangstür
Sehr groß ist das alles nicht. Der Taproom nicht, die Anlage nicht, der Platz hinter der Theke nicht. Aber gut und effizient genutzt. Offensichtlich so gut und effizient, dass es Ben möglich ist, sage und schreibe elf verschiedene Biere anzubieten!
Nachdenklich stehe ich an der Theke und studiere die Holzbrettchen, auf denen Bierstil, verwendete Hopfensorten und sonstige technische Daten aufgelistet sind. Da fällt die Wahl schwer … Die Rettung steht auf dem letzten Holzbrett – es gibt nämlich Tester in unterschiedlichen Größen. Ein Probierglas, vier Gläser, fünf oder gar sechs. Da ist die Mathematik ganz einfach: Ein Sechser und ein Fünfer, und dann sollte das mit der umfassenden Bierprobe heute doch klappen!
Gesagt, getan. Erst sechs, dann fünf Biere werden auf einem offensichtlich handgesägten Brettchen serviert, und begleitet von der entspannenden Musik verkosten wir uns durch die komplette Range von BrewsLi. Das Ergebnis ist eindeutig: Ben ist ein wahrer Meister der Hopfenkompositionen. Während viele andere Brauer bei hopfenbetonten Bierstilen nach dem Motto verfahren „viel hilft viel“, vielleicht sogar noch die schönsten Aromahopfen totkochen und somit Biere produzieren, die mit ihrer Hopfenbittere alles andere erschlagen, ist BrewsLi auch nicht gerade sparsam mit den Hopfen, arrangiert sie aber auf eine Art und Weise, dass die Biere eine gewaltige Aromenvielfalt in spielerisch-tänzerischer Art offerieren. Bitter? Na klar, aber nur als Fundament. Kratzig? Nein, überhaupt nicht. Fruchtig und blumig? Bis zum Exzess. Harzig und kräuterig? Genau so viel, dass das Bier nicht zum Fruchtsaft wird. Close to perfect. Well done!
Bei den klassischen Bierstilen, also Helles, Dunkles, Pils und Weizen bewegt sich Ben im oberen Mittelfeld. Gut trinkbare Biere, würzig, aber nicht so nach oben herausstechend wie die verschiedenen Pale Ale Interpretationen.
Eine eindrucksvolle Liste:
- Münchner Hell – Helles (5.0%)
- Münchner Dunkel – Dunkles (5,3%) [Collab mit Hopfenhäcker]
- Pine Juice – NEIPA (6,7%)
- DH Helles – Helles (5,3%)
- Edelgold – Pils (4,8%)
- Gold Falke – American IPA (6,0%)
- Cloudy Pour – Weißbier (4,7%)
- Citric Prism – NEIPA (6,5%)
- Nimbus Nectar – NEPA (5,2%)
- Lonely Sunday – IPL (5,7%)
- Guavango Tango – Fruited Sour (4,5%)

Eindrucksvoll: Elf verschiedene Biere!
Bier trinken macht hungrig. Das ist jetzt nicht nur keine neue Erkenntnis, sondern auch der eigentliche Grund für die vielen Bierbäuche. Mit dem Bier haben die unmittelbar ursächlich nämlich wenig zu tun. Auch für den Hunger hat BrewsLi vorgesorgt: Mittwochs ist Burger & Bier Tag mit mehreren verschiedenen, auch veganen Burger-Sorten.
Heute ist zwar Dienstag, aber selbst wenn kein Burger-Mittwoch ist, gibt es doch immer ganz hervorragendes Treberbrot – zum Beispiel mit dick Käse und im Sandwichmaker aufgebacken oder als frisch aufgeschnittenes Brot mit herrlich knuspriger Kruste und würzigem Obatzten. Köstlich!
Zu guter Letzt: Auch der Service stimmt. Martin an der Zapfe ist freundlich, aufmerksam, blitzschnell und weiß zu den Bieren auch was zu erzählen.
In der Summe also kein Lokal für Münchner Grantler. Die finden hier nämlich nix auszusetzen. Selbst ihr geliebtes Hefeweizen bekommen sie hier – als Cloudy Pour.
Der BrewsLi Taproom ist dienstags bis freitags ab 17:00 Uhr, sonnabends und sonntags ab 16:00 Uhr geöffnet. Montags ist zu. Fährt man mit der U-Bahn bis zum Kolumbusplatz und nimmt man den richtigen Ausgang (Nord!), dann sind es nur drei Minuten zu Fuß bis zum frischen Bier.
BrewsLi
Taubenstraße 2
81 541 München
Bayern
Deutschland
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