Brauhaus zu Coburg
Coburg
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[Blick zurück auf Juli 2023]

Das Brauhaus zu Coburg hat vor ein paar Jahren das Bierbrauen zurück nach Coburg gebracht. Denn (für Franken eigentlich unvorstellbar): In dieser mittelgroßen Stadt gab es überhaupt keine eigene Brauerei mehr.

Im Rahmen der Tour de Bier 2023 haben wir am 8. Juli 2023 die Gelegenheit, das Brauhaus zu Coburg einmal zu besuchen und freuen uns darauf, das vor Ort gebraute Bier verkosten zu können.

Drei verschiedene Gebäude sind es, in denen das Brauhaus zu Coburg residiert. Zum einen die Nägleinsgasse 4 mit dem eigentlichen Wirtshaus. Dann direkt daneben, in einer Art Showroom, hinter großen Glasfenstern das Sudwerk. Und schließlich noch einmal hundert Meter weiter der Brauhaus Stadl. Und in dem haben wir für unsere Gruppe Tische reserviert.

Blick auf das Sudwerk im Showroom, aber ob hier überhaupt gebraut wird?

Angesichts des herrlichen Sommerwetters entscheiden wir uns, draußen zu sitzen – es gibt zum Glück genügend Sonnenschirme. Der Service ist superfreundlich und aufmerksam, man bemüht sich wirklich um uns. Mit eben dieser Superfreundlichkeit informiert man uns aber leider auch: „Unser eigenes Bier ist aus. Wir haben nur all die anderen Biere auf der Karte.“

Hm, das ist jetzt keine schöne Überraschung. Es ist eh schon verwunderlich, dass auf der Karte nur eine einzige eigene Biersorte angegeben ist, der Veste Trunk, und dann gibt es dieses Bier noch nicht einmal?

Freundlich verweist man uns auf das umfangreiche Angebot an anderen Bieren. Tja, umfangreich schon, das sicherlich. Aber nur in Bezug auf die Anzahl. In Bezug auf die Originalität? Leider Fehlanzeige – es sind durch die Bank Biermarken des großen Platzhirschen Tucher.

Ich mache aus der Not eine Tugend und bestelle von den Biermarken dann wenigstens die, die mir nicht so vertraut sind: Das Grüner und das Hürner Bier, beide einfach nur als Vollbier angepriesen.

Das 5,6%ige Grüner enttäuscht auf ganzer Linie – es ist lange her, dass ich ein so dünnes und wässrig wirkendes Bier getrunken habe. Kaum Geruch, kaum Geschmack, ein Hauch von Malzsüße und eigentlich keine Hopfenbittere. Von allem zu wenig. Nach einem halben Glas habe ich genug und denke mir: Für eine fast völlige Abwesenheit von Geschmack muss ich meinem Körper das Zellgift Alkohol nicht antun. Ich entworge den Rest im Blumenkübel neben unserem Tisch.

Das 5,1%ige Hürner Vollbier ist einen Hauch kräftiger – hier kann ich wenigstens identifizieren, dass Malz und Hopfen verwendet wurden, wenn auch sparsam. Wirklich überzeugen tut mich das Bier aber trotzdem nicht.

Die vom unverändert freundlichen Service (das muss ich mehrfach betonen, denn die machen ihre Sache wirklich klasse!) aufgefahrenen Coburger Bratwürste schmecken hervorragend; das Sauerkraut, mit dem sie serviert werden, allerdings nicht. Völlig zerkocht, zu einem undefinierbaren grauen Matsch zerfallen und verhältnismäßig fad reiht es sich traurig, aber konsequent in die Abwesenheit von Geschmack ein, die das Grüner (und mit Abstrichen auch das Hürner) schon präsentiert hatten.

Puh, liebes Brauhaus zu Coburg, das war jetzt aber überhaupt nichts. So freundlich der Service, so ansprechend der Innenbereich und der Biergarten des Brauhaus Stadls und so niedlich die kleine kupferne Brauerei im separaten Showroom auch sind – weder Bier noch Küche haben mir zugesagt. Und ein Blick in die Runde unserer Reisegruppe zeigt mir: Wahre Begeisterung sieht anders aus.

Offensichtlich scheint es auch regelmäßig vorzukommen, dass das eigene Bier nicht erhältlich ist, denn im Gespräch mit Passanten auf dem Marktplatz zeigte sich nach unserem Besuch, dass es wohl der Normalfall ist: „Was, Ihr wart im Brauhaus? Und, wie war das dortige Bier?“ – „Gab’s nicht.“ – „Hahaha, gibt’s da nie. Hätte ich Euch vorher sagen können. Die locken die Touristen da hin und füllen sie mit billigem Tucher ab!“

Ob das nun wirklich das Geschäftsmodell ist, wie der Passant auf dem Marktplatz das andeutete, möchte ich jetzt nicht behaupten, aber eins weiß ich: Wenn wir vorher gewusst hätten, dass das eigene Bier aus ist, wären wir hier nicht eingekehrt. Warum soll ich eine Gasthausbrauerei besuchen, um Fremdbier zu trinken? Das ist genauso Quatsch, wie in ein Fischrestaurant zu gehen, nur um zu hören, Fisch sei aus, man möge doch Schweinsbraten oder Schnitzel bestellen, das sei schließlich auch lecker …

Immerhin ist die Einrichtung nett und ansprechend …

Ein Blick auf die Website des Brauhauses zu Coburg und auch auf deren Facebook-Repräsentanz zeigt: Man hat kein Interesse, den Gästen diese Information vorab an die Hand zu geben. Weder da noch dort ein Hinweis darauf, dass es heute kein eigenes Bier gibt … Zum Heulen!

Mehr noch: Man ist noch nicht einmal willens und in der Lage, im eigenen Facebook-Auftritt die Öffnungszeiten anzugeben. Verließe man sich als Gast nämlich auf die Angaben dort, wäre das Brauhaus rund um die Uhr geöffnet – an sieben Tagen in der Woche!

Leute, das geht gar nicht! Da kann der Service noch so freundlich sein – ich fühle mich verscheißert!

Das Brauhaus zu Coburg ist montags bis sonnabends von 11:00 bis 17:00 Uhr, der Brauhaus Stadl montags bis sonnabends ab 16:30 Uhr und sonntags ab 11:00 Uhr geöffnet. Beide Lokalitäten sind vom Marktplatz aus in anderthalb Minuten Fußweg in Richtung Westen bequem zu erreichen.

Bildergalerie

Brauhaus zu Coburg
Nägleinsgasse 4
96 450 Coburg
Bayern
Deutschland

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