Der Tauschhandel blüht (62)
Szczecin
POL

[Blick zurück auf September 2024]

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

Einer meiner letzten Tage im aktiven Berufsleben – ich kann die verbleibende Zeit schon an den Fingern einer Hand abzählen.

Ich habe im Nachbarort noch einmal dienstlich zu tun und werde angesprochen: „Mensch, das ist ja toll, dass ich Sie sehe. Ich wollte Ihnen immer schon mal gesagt haben, wie gut mir Ihr Blog gefällt. Darf ich Ihnen denn auch mal ein paar Flaschen Bier mitbringen, die Sie noch nicht kennen? Und würden Sie sie dann auch verkosten und darüber schreiben?“

Na, was für eine Frage …

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Wenige Tage später schon stehen ein paar Flaschen der Klosterbrauerei Neuzelle bei mir auf dem Tisch (natürlich im Tausch gegen entsprechend interessante Biere meinerseits …), und es beginnt erneut der Spaß mit den …

Verkostungsnotizen

Kyritzer Mord und Totschlag – Schwarzbier; Schwarzer Abt – Das Schwarzbier; Kartoffel Bier

Klosterbrauerei Neuzelle – Kyritzer Mord und Totschlag – Schwarzbier (7,2%)

Das Etikett erschlägt den Biergenießer fast mit seiner umfangreichen Lyrik: „Keine Angst! Wir Kyritzer sind ein rauhes aber liebenswürdiges Völkchen. Der rauflustige Name steht für ein Schwarzbier, das in Kyritz schon im 17. Jh. gebraut wurde und unsere Stadt bis nach Hamburg, Lübeck und am kurfürstlichen Hof bekannt machte. Wenn wir Ihnen also Mord und Totschlag anbieten, werden wir sie nicht in eine Rauferei verwickeln, sondern mit unserem kräftigen Bräu aus alten Zeiten auf Kyritz an der Knatter anstoßen und Sie bei uns willkommen heißen. Hier können Sie Geschichte nicht nur sehen, sondern auch schmecken!“

Das Bier steht tiefschwarz im Glas und scheint ganz klar zu sein. Es entwickelt einen üppigen Schaum mit einer hellbraunen Farbe, der ewig lange haltbar zu sein scheint. Sehr schön!

Im Duft identifiziere ich leichte Röstnoten, ein paar getreidige Akzente, etwas Schokolade und einen Hauch Lakritz.

Der Antrunk ist schlank, auf der Zunge wird das Bier dann aber rasch süßlicher. In Kombination mit seinen leichten Röstnoten und einer feinen Bittere wirkt das sehr interessant – für einen kurzen Moment fast wie ein Malzbier wirkend, dann aber doch leicht alkoholisch wärmend und auf seine 7,2% Alkohol hinweisend.

Im Abgang wird die alkoholische Wärme deutlicher, aber zum Glück nicht spritig-dominant. Auch die Lakritzaromen werden stärker spürbar – auch und insbesondere retronasal.

In der Summe ein gefährlich durchtrinkbares Bier, dessen hoher Alkoholgehalt sehr schön maskiert ist.

Klosterbrauerei Neuzelle – Schwarzer Abt – Das Schwarzbier (3,9%)

Die Klosterbrauerei Neuzelle war die Brauerei, die vor einigen Jahren mit eben diesem Bier vor Gericht erstritt, ein Bier mit Zuckerzugabe brauen zu dürfen. Der Schwarze Abt ist ein Schwarzbier, dem Invertzuckersirup hinzugefügt wird und das daher so ähnlich schmeckt, wie das Schwarzbier in der DDR vor der Wende. Ich erinnere mich, dass ich – wie auch immer, ich weiß es nicht mehr – eine Flasche Köstritzer Schwarzbier der DDR habe verkosten können und mich über den süßen, malzbierartigen Geschmack gewundert habe.

Der Schwarze Abt hat eine sehr dunkelbraune, im Licht rubinrot schimmernde Farbe, ist klar und trägt eine dünne, beigefarbene Schaumschicht, die nicht allzu lange hält.

Der Duft ist angenehm malzig mit nur dezenten röstigen Anteilen, dafür aber mit süßlichen, fast schon kräuterig wirkenden Aromen, die entfernt an Blockmalz erinnern.

Der Antrunk ist weich, rund, vollmundig und süß, und so zeigt sich das Bier auf der Zunge und am Rachen ebenfalls. Eine deutliche, zuckrige, malzbierartige Süße, feine Malzaromen, eine leichte Röstbittere mit einem Hauch Schokolade, und retronasal wieder ein Hauch Kräuter.

Nach dem Schluck werden die Malzaromen retronasal noch deutlicher, und im Gegensatz zu anderen Schwarzbieren, die schlank und vor allem „kurz und schmerzlos“ abklingen, bleibt hier das Malzaroma noch einen Moment hängen und lässt mich dem Bier hinterher sinnieren.

Wer es süß mag, für den ist dieses Bier eine feine Sache.

Ich mag es süß …

Klosterbrauerei Neuzelle – Kartoffel Bier (4,5%)

Das Bier ist goldgelb, blank filtriert und trägt einen lange haltbaren, schneeweißen Schaum.

Der Duft ist würzig mit Aromen von gekochten Kartoffeln – es erinnert mich an meine Kindheit, an den Geruch in der Waschküche meines Onkels, wenn dort die angeditschten Kartoffeln aufgekocht wurden, um sie anschließend an die Schweine zu verfüttern.

Der Antrunk ist spritzig, und auf der Zunge ist das Bier knochentrocken. Ein dezentes Malzaroma und leichte Kartoffelnoten kommen retronasal hervor; am Zungenrand macht sich eine trockene Bittere bemerkbar.

Nach dem Schluck wird diese Bittere etwas deutlicher. Das Bier bleibt dezent kartoffelig und trocken, und der leicht malzige Charakter bleibt spürbar, ohne dass es auch nur den Hauch einer Malzsüße gäbe. Sagte ich schon etwas von trocken?

In einem Wort: Knochentrocken.

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Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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