Ein bisschen überrascht schauen wir auf die Ziegelfassade des Wohnhauses vor uns. Ein paar Schritte entfernt hat uns der Reisebus abgesetzt, und gemeinsam sind wir in die Bampslaan gelaufen. Wir sind auf Biergenussreise durch Belgien – drei Tage lang kreuz und quer durch das Land. Frederic Paquet von belgoshop.de, der das wohl beste Onlineangebot für belgische Biere in Deutschland hat (und nicht nur Bier …), hat sie organisiert, um uns in diesen drei Tagen die schönsten Brauereien und besten Bierrestaurants des Landes zu zeigen. Erste Station: Der HopHemel, der Hopfenhimmel, in Hasselt.
Aber nach Hopfenhimmel sieht hier eigentlich nichts aus. Ein Wohn- und Geschäftshaus, eine simple Ziegelfassade. Und ein ganz schlichtes Firmenschild. Br’ij De HopHemel. Sonst nix.
Spannend wird es in dem Moment, als wir durch das Einfahrtstor gehen und in einen kleinen Innenhof kommen. An leuchtend gelben Tischen ist für uns eingedeckt, ein kleines Beer-Food-Pairing wartet auf uns.
Geert Vandormael und Steven Broekx haben die Brauerei vor wenigen Jahren erst gegründet, haben die Schritte vom Hobbybrauen über das Wanderbrauen ohne eigene Brauerei bis hin zum eigenen Sudhaus gemacht. Seit drei Jahren steht hier in der Bampslaan ihr eigenes Sudwerk, und ihr Traum ist Wirklichkeit geworden: Ihre Gäste mit selbstgekochten Spezialitäten und selbst gebrautem Bier in immer wieder neuen und spannenden Kombinationen zu verwöhnen.
Sie kümmern sich persönlich um uns, und Geert erzählt zunächst ein wenig von der Brauerei. „Jedes Bier wird nur einmal gebraut. Wenn es alle ist, ist es alle“, erklärt er. Sie hätten noch so viele Ideen für neue Biere, neue Rezepte und, vor allem, für neue, dazu passende kleine Gerichte, da könnten sie nicht einfach immer dasselbe machen. Wer sich hier in ein Bier verlieben würde, der müsse dann halt ein paar Dosen mitnehmen. Beim nächsten Besuch gebe es das Bier nämlich nicht mehr.
Er serviert uns das erste Bier, Rafaël. „Das ist das perfekte Bier als Aperitif, vor allem, wenn es so warm und sonnig ist, wie heute“, stellt Geert das Bier vor. „Es ist eine Berliner Weisse mit Rote Bete, mit 3,5% Alkohol.“
Wir probieren und sind begeistert. Die Rote Bete verleihen der Berliner Weisse nicht nur eine rötliche Farbe, sondern auch einen Hauch, aber wirklich nur einen Hauch erdiger Schwere, so dass die durchaus ausgeprägte Säure des Biers auf den leeren Magen nicht so aggressiv daherkommt. Ein sehr schöner Auftakt.
„Wir benennen alle unsere Biere nach Heiligen“, fährt Geert fort. „Zum Glück gibt es davon wirklich genug – jeder Tag im Kirchenjahr kennt vier, fünf oder mehr Heilige, da werden uns die Namen so schnell nicht ausgehen. Hier haben wir jetzt halt den Rafaël.“

Katsu Sando Sandwich mit Saturnus NEIPA
Zum nächsten Bier, dem Saturninus, einem 6,4%igen und sehr fruchtigen New England IPA, servieren uns Geert und Steven ein Katsu Sando Sandwich mit Hühnchen mit japanischen Anklängen, und kaum haben wir es aufgegessen, kommt schon das nächste Bier und das nächste Essen: Ein Fladen mit Zaziki, Lammfleisch, roten Zwiebeln und Edamame, begleitet von Ifigenia, einem knochentrocken vergorenen Bier, als Hybrid mit Chardonnay und Auxerrois Trauben vergoren.
Beide Kombinationen sind hochspannend – Bier und Speise ergänzen sich und spielen gegenseitig mit den Aromakomponenten, mildern zu starke Säure, unterstreichen den Grundcharakter, runden Ecken und Kanten ab. Ein perfekter Paartanz an Zunge und Gaumen.
„Zeit für Nicoforus“, grinst Geert, während Steven das nächste Bier bereitstellt und das Dessert serviert. „Bitte erst probieren, dann auf das Label schauen!“
Gespannt nehmen wir den ersten Schluck. Intensives Kaffeearoma begeistert uns, ebenso wie dezente Röstnoten und ein voller Geschmack. Nur die hellbraune, fast schon kupferne Farbe passt so gar nicht dazu.
Geert lacht. „Das ist ein White Stout. Wir bringend fast alle sensorischen Komponenten eines Coffee Stouts in dieses Bier rein – bis auf die Farbe. Die bleibt hell. Die soll hell bleiben, um die Sinne zu provozieren. Ihr habt doch angesichts der Farbe dieses Biers auch an alles mögliche gedacht, nur nicht an ein Stout, oder?“
Das Dessert spielt mit der gleichen Idee. Statt eines Brownies gibt es ein Blondie, also mit hellem Teig. Erneut die leichte Spannung zwischen Aroma und so nicht erwarteter Farbe. Dazu noch etwas Schoko-Crumble und Walnusseis, und die dritte – und leider letzte … – Beer-Food-Kombination ist fertig.

Alle(r)heiligen
Hochzufrieden lehnen wir uns für einen Moment zurück, lassen die Gerüche, Geschmäcker, Aromen und sonstigen Eindrücke langsam abklingen.
„So, jetzt kommt noch ein kurzer Rundgang durch das Sudhaus, ein Blick in den Taproom, und dann müssen wir leider weiter“, verkündet Frederic.
Geert und Steven zeigen uns das Sudwerk aus chinesischer Produktion und die überraschend wenigen Lagertanks. „Für ein riesengroßes Angebot sind unsere Lagermöglichkeiten eigentlich nicht ausreichend, aber so, wie wir im Moment arbeiten, kommen wir gut zurecht. Wir wollen lieber auf Qualität als auf Quantität achten“, erläutert Geert, und wir sind überzeugt, dass die beiden mit diesem Ansatz derzeit auf dem richtigen Weg sind. Die Biere waren spitze.
Ein kurzer Blick nur in den Taproom soll jetzt noch kommen, aber aus dem kurzen Blick erwächst erneut große Begeisterung. Geschmackvoll und stylisch eingerichtet, mit schlichter, aber sehr ansprechender Eleganz. In hohen Regalen stehen Bierbücher, werden die schon zahlreichen Auszeichnungen der noch jungen Brauerei präsentiert und lagern Gesellschaftsspiele für viele lustige Bier- und Spiele-Abende. Und am Rand, auf einem Fake-Kamin, wie er auch in Frankreich so beliebt ist, werden die besten Biere des HopHemel wie auf einem Altar präsentiert. Wir sind hin und weg.

Blick in den Taproom
Das ist eine Adresse, die man sich merken muss, darin sind wir uns einig. Nach so wenigen Jahren schon so ein Niveau erreich zu haben, das zeugt von wahrer Passion!
Der Taproom der Brouwerij De HopHemel ist mittwochs bis sonnabends sowie am ersten Sonntag des Monats ab 15:00 Uhr geöffnet. Er befindet sich nur wenige Meter außerhalb des Altstadtrings um den Hasselter Stadtkern, und vom Bahnhof Hasselt aus sind es nur drei Minuten zu Fuß in ostwärtiger Richtung.
Brouwerij de HopHemel
Bampslaan 21
3500 Hasselt
Belgien
Vielen lieben Dank an Frederic Paquet und belgoshop.de für die Organisation dieses Besuchs!
Schöner Bericht zu einem tollen Auftakt. Da muss ich nochmal hin
Sag Bescheid, Frank, und ich komme mit! Es war wunderschön dort!