Nachtrag 2. Mai 2025: „… und das, liebe Gäste, war die Geschichte des Wasserschlosses, der Brauerei und der Familie Desplenter. Jetzt kommen üblicherweise von den Damen und Herren zwei Fragen.“ Der liebenswerte ältere Herr, der uns durch das Sudhaus der Brouwerij Ter Dolen geführt hat, grinst verschmitzt. „Die Damen fragen: ‚Wo zum Teufel hatte Mieke Desplenter 1990 als junge Frau das Geld her, um das Wasserschloss mit den Ländereien rundherum zu kaufen und bis 1993 zur Brauerei umzubauen?‘ Und die Herren fragen: ‚Wann und wo können wir endlich das Bier probieren?‘“
Selbstredend, dass er beide Fragen auch gleich beantwortet. Mieke Desplenter entstammt einer Brauerfamilie und hat in jungen Jahren ihr gesamtes Vermögen, auf dass sie Zugriff hatte, in dieses Projekt gesteckt, ist also auf volles Risiko gegangen. Und sie hatte Erfolg! Nicht nur mit der Brauerei selbst, sondern auch mit dem gesamten Service rundrum. Der Taproom, der Biergarten und selbst die Escape-Rooms, die im alten Wasserschloss installiert worden sind, erfreuen sich großer Beliebtheit. Fast so großer Beliebtheit wie das Bier, das es jetzt unmittelbar im Anschluss an die Führung zu trinken gibt.
Er händigt uns die Bierbons aus und zeigt in Richtung des Biercafés mit Biergarten. „Dort bekommt Ihr alles, was das Herz begehrt! Und Dir …“, er stupst mich an, „… verrate ich noch ein besonderes Geheimnis: Im Keller stehen noch ein paar uralte, bestimmt zehn Jahre alte Bierkästen. Frag mal, ob Du von diesen alten Bieren noch etwas probieren kannst!“
Nur wenige Minuten später erweist sich: Das war der beste Biertipp seit langem! Und vor allem war es wohl ein Tipp, den er entweder wirklich nicht jedem gibt oder der bei den meisten (Volumentrinker-?)Gästen verhallt, denn die nette Kellnerin am Ausschank gibt sich überrascht. Dass ein Gast mal nach diesen Uralt-Bieren fragt? Sie überlegt kurz. „Da müssten noch ein paar Flaschen sein. Zwei verschiedene Sorten, glaube ich. Ich wollt wirklich diese alten Biere trinken? Beide?“ Ich nicke, und wenige Minuten später stehen die Schätzchen vor mir. Nicht mindestens zehn Jahr alt, wie der nette Guide gemutmaßt hatte, sondern das Tripel 24 und das Double Dark sogar 25 Jahre alt!

25 und 24 Jahre alt!
Sorgfältig schenke ich ein paar Schlucke aus jeder Flasche ein, den dicken, pechschwarzen Bodensatz in der Flasche zurücklassend. Erst ein vorsichtiges Schnuppern, dann ein ebenso vorsichtiges Nippen. Ach, die Vorsicht erweist sich als unnötig. Beide Biere sind noch gut trinkbar. Zwar haben sie ihren Charakter in all den Jahren völlig verändert, wie ein sich unmittelbar anschließender Vergleich mit den frischen Bieren zeigt, aber die Aromatik ist sehr ansprechend. Wenig Spundung, weiche und warme Honigaromen, ein runder, weiniger Geschmack und ein nur dezent herber Abgang. Eine wirklich außerordentlich interessante Trinkerfahrung.
Insofern liest sich die Strecke der hier und heute gejagten Biere nicht nur interessant, sondern umfasst samt und sonders ganz vorzügliche Biere:
- Ter Dolen – Double Dark [2000 – 25 Jahre alt] (7,1%)
- Ter Dolen – Tripel (8,1%)
- Ter Dolen – Tripel [2001 – 24 Jahre alt] (8,1%)
- Ter Dolen – IPA Alcoholvrij (0,2%)
- Ter Dolen – Armand Ter Dolen (7,0%)
Dass wir für die beiden Uralt-Biere ein wenig mehr bezahlen müssen als nur eines unserer Consumptie-Bönchen, versteht sich von selbst, aber zum einen ist es bei weitem nicht so viel, wie ich zunächst befürchtet habe, und zum anderen ist uns das diesen Verkostungsspaß allemal wert!
Eine interessante Vorstellung, dass die beiden Uralt-Biere bei meinem letzten Besuch vor siebzehn Jahren auch schon hier im Keller gestanden und auch schon als alt und gut gelagert gegolten haben …
Vielen lieben Dank an Frederic Paquet und belgoshop.de für die Organisation dieses Besuchs!
Brouwerij Ter Dolen
Eine der schönsten Brauereibesichtigungen der letzten Jahre – so einfach kann ein Fazit nach einem Brauereibesuch sein …
Mit belgischen Freunden besuchten wir am 15. November 2008 die Kasteelbrouwerij De Dool in Helchteren, die unter dem Namen „Ter Dolen“ ein paar sehr interessante Biere braut. In einem gemütlichen Café mit offenem Kamin, rustikalen Holztischen und außerordentlich freundlichem Personal genossen wir unser erstes Bierchen, das nur vorübergehend erhältliche Leoniden 8° (hell, stark, ungefiltert), bevor uns dann eine junge Dame fachkundig und mit viel Humor durch die Brauerei führte.
Ein altes historisches Gemäuer, Teil einer schönen Schlossanlage, gemütlich und heimelig, und im Innern eine hypermoderne Brauerei mit einer Sudlänge von 2500 l und reichlich Lagerkapazität. Wir waren überrascht, denn so hätten wir es in diesen ehemaligen Stallungen nicht erwartet. Unsere Führerin erklärte uns alles bis in letzte Detail, beantwortete jede auch noch so abwegige Frage mit Geduld und Humor, und sie bewies auch Ehrlichkeit: In welcher Brauerei wird denn heutzutage zugegeben, mit Leitungswasser zu brauen? Aber das ist ja kein Makel – wenn die Qualität stimmt, dann braucht man nicht extra einen Tiefbrunnen zu bohren!

im Sudhaus
Wir waren jedenfalls hoch zufrieden. Eine erneute Bierprobe nach der Besichtigung rundete das Programm ab, wir erstanden noch einige Flaschen und Gläser zum Mitnehmen – und einen äußerst schmackhaften Käse, der im Ter Dolen Bier eingelegt reift.
Wie eingangs schon geschrieben: Eine der schönsten Brauereibesichtigungen der letzten Jahre – es hat einfach mal alles gestimmt!
Brouwerij Ter Dolen
Eikendreef 21
3530 Houthalen-Helchteren
Belgien
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