Hopfen & Malz
Berlin
DEU

Nachtrag 1. Februar 2023: Die drei Jahre sind um, und Ludger hat es sich nicht noch einmal überlegt. Es ist Schluss. Der kleine Bierladen ist geschlossen.

Over

Hopfen & Malz

Nachtrag 3. Mai 2020: Eine gute Nachricht in schlechten (CoViD-19 geprägten) Zeiten. Ludger macht zunächst weiter, und zwar in seinen alten vier Wänden. In einer eMail schreibt er mir (unter anderem): „Mit dem Laden geht es weiter, 50% mehr Miete (…) müssen verdient werden. Eine leichte Preiserhöhung war nicht zu vermeiden.“

Prima?

Ja, zunächst schon. Aber der nächste Satz in seiner eMail stimmt mich trotzdem nachdenklich: „Der Vertrag läuft jetzt für weitere 3 Jahre, dann mach ich Schluß.“

Schade. Aber vielleicht überlegt er sich’s noch mal?

Hopfen & Malz

Nachtrag 16. Dezember 2019: Gar nicht schön. Muss Hopfen & Malz jetzt schließen? Ludger Berges sucht für seinen „bezaubernden Bierladen im Sprengelkiez“ eine neue Bleibe:

die traurige Meldung bei Facebook

„Es hat sich schon ein bißchen rumgesprochen: Hopfen & Malz, der bezaubernde Bierladen im Sprengelkiez muß ausziehen. Der neue Hauseigentümer hat die Miete verdoppelt. Aus diesem traurigen Anlaß hier ein paar Fragen: Wo ist in der Gegend (Wedding) noch ein Laden zu vermieten? Konkreter zum Beispiel: Wie steht es mit der Schererstr. 5 (ehem. Radhaus), oder der Adolfstr. 17 (ehem. Moritzbar)? Für Tipps, ggf. den Namen der Hausverwaltung, sind wir dankbar (an Wilhelm Berges oder Niki Louder); für erfolgreiche Hinweise gibt’s eine Belohnung.“

Ich drücke aus der Ferne die Daumen, Ludger, dass Du eine bezahlbare Immobilie findest und dieses wunderbare kleine Lädchen dort weiterbetreiben kannst!

Hopfen & Malz

Stolpert man im Dunkeln durch den Wedding, am Abenteuer-Kindergarten vorbei in die Triftstraße, so sieht man schon von ferne ein kleines Schaufenster leuchten. Aha, ein Späti, öffnet sich die gedankliche Schublade, und wenige Schritte weiter sieht sich der Chronist in seinen Vorurteilen bestätigt. Mehrere Männer vom Typ Berliner Eckensteher hängen mit der Bierflasche in der Hand auf dem Bürgersteig herum.

Noch ein paar Schritte weiter, und ich verfluche meine Voreingenommenheit. Von wegen Späti, von wegen betrunkene Eckensteher. Ganz im Gegenteil – hier handelt es sich um eine Weddinger Oase der Bierkultur.

Hopfen & Malz steht groß über dem Schaufenster, das appetitlich und einladend ein paar Dutzend – verschiedene, natürlich! – Bierflaschen präsentiert. Größter Blickfang: Ein überdimensionierter Bügelverschluss, zur Tischlampe umfunktioniert.

Hopfen & Malz

Nix wie rein also.

Der Laden ist winzig. Vollgestopft mit Regalen, Schränken und ein paar Kühlschränken. Ordentlich nach Bierstilen sortiert und sauber beschriftet lachen mir geschätzte zwei- bis dreihundert Biere entgegen. Viele fränkische. Bekanntere, aber auch winzige Brauereien, von denen ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt in Flaschen abfüllen und außer Haus verkaufen.

Der Blick schweift weiter: Craft-Bier gibt’s auch. Jede Menge. Die Berliner sind vertreten, Hamburg natürlich auch. Belgien, die Niederlande und Polen. Viele bekannte Gesichter, ähm, ich meine, Etiketten, natürlich. Und viele unbekannte.

die Auswahl ist groß und auf den ersten Blick etwas unübersichtlich

„Schaut Euch einfach ein bisschen um, sucht raus, was Ihr mögt, und stellt das auf den Tresen!“ brummt mir jemand ins Ohr. Ich drehe mich um – der Eigentümer, Ludger Berges, steht hinter mir, nickt uns noch einmal aufmunternd zu und verschwindet im Lager.

Wir tun, wie uns geheißen. Schauen uns um, sammeln unsere Beute auf dem Tresen. Flasche um Flasche sammelt sich, hoffentlich passt das gleich alles in den Rucksack.

Die offizielle Öffnungszeit des Ladens ist lange rum – wir waren kurz vor knapp durch die Tür gestiefelt. Aber niemand scheint Eile zu haben. Ludger Berges ist seit einer Viertelstunde im Lager verschwunden, die Genießer vor der Tür bringen ab und an mal etwas Leergut rein, erfreuen sich aber ansonsten am leckeren Bier und dem milden Herbstabend dieses 15. November 2014.

Stillleben: Craftbier auf knallgrün

Leise rieseln die bunten Blätter von den Bäumen vor der Tür. Wann ist hier eigentlich das letzte Auto vorbeigefahren, das muss doch schon einige Minuten her sein. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Diese Ruhe und Entspanntheit. Sind wir hier wirklich in Berlin?

„Tja, das ist der Wedding!“ lacht Ludger, der mittlerweile wieder aufgetaucht ist. „Hier ist nicht so’n Touristenauftrieb wie im Zentrum, hier lässt es sich gut leben. Und das Bier genießen!“ Geruhsam rechnet er die Flaschen ab, ich packe meinen Rucksack. „Das nächste Mal bringste mehr Zeit mit, und dann probieren wir mal zusammen ein Fläschchen; ich hab‘ immer ein paar ‚Raritäten‘ da!“ gibt er mir noch mit.

Ja, das werde ich machen. Denn so wie heute, touristenmäßig hintereinander weg, das hat dieser nette Laden wirklich nicht verdient. Hier muss man Ruhe und Gemütlichkeit mitbringen, durch die Regale stöbern und schließlich genussvoll das eine oder andere Bierchen auch vor Ort schon mal verkosten.

Geht klar! Das nächste Mal mit viiiel mehr Zeit!

Hopfen & Malz ist montags bis donnerstags von 15:00 bis 20:00 Uhr, freitags von 14:00 bis 20:00 Uhr und sonnabends von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Auf telefonische Anfrage und bei entsprechendem Bedarf gerne auch zu anderen Zeiten. Hin kommt man problemlos mit der U-Bahn Linie 6, Station Leopoldplatz, oder – wenn’s größere Mengen Bier sein sollen, die man kaufen möchte – mit dem Auto. Hier besteht eine reelle Chance, den Wagen auch abstellen zu können und nicht stundenlang um den Block kurven zu müssen.

Bildergalerie

Hopfen & Malz
Triftstraße 57
13 353 Berlin
Berlin
Deutschland

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