Wir verlassen das Taphouse Bar & Kitchen in Glasgow und gehen rüber zur Bushaltestelle. So richtig zufrieden sind wir nicht. Vielleicht war unsere Erwartungshaltung ein bisschen zu hoch angesetzt?
Wir hatten diese kleine Eckkneipe mehr oder weniger zufällig entdeckt. Ich googelte den Weg zur Bushaltestelle und fand ein paar Schritte weiter den Pin auf der elektronischen Landkarte: Taphouse!
Die erste Assoziation, die ich damit habe, ist das Tap House Munich, der von der Camba Bavaria betriebene Ausschank in Haidhausen, in dem man nicht nur das riesige Angebot an eigenen Bieren, sondern immer auch hochinteressante und qualitativ hochwertige Biere aus aller Welt verkosten kann.
Nun gut, allein angesichts der Größe und der Lage konnten wir hier in Glasgow nicht ganz so viel erwarten, das ist auch okay so. Aber Taphouse klingt trotzdem immer nach etwas Besonderem.

schöne Deko
Als wir die Bar betraten, machte sie auf den ersten Blick einen ansprechenden Eindruck. Nette Deko mit auf alt getrimmten Glühlampen, einem Fahrrad an der Wand und viel hellem Holz. Licht und luftig.
Viel los war am Nachmittag noch nicht, und so konnten wir uns einen hellen Platz am Fenster suchen. Sehr schön.
Aber dann ging ich an die Bar.
Neun Zapfhähne, auch sehr schön.
Aber … das meiste waren Allerweltsbiere oder Biere von Großkonzernen. Nicht mehr sehr schön.
Blue Moon, Fürstenberg, Staropramen … Und das absolute Szene-Bier Madri. Ein Kunstprodukt. Den Gästen und Bierliebhabern wird vorgegaukelt, dies sein ein spanisches Bier, wie es die Spanier am liebsten trinken. Ein Bier, das Summerfeeling mitbringen soll und den Genießer gedanklich in seinen letzten Sommerurlaub zurückversetzt. Madri wie Madrid.
In Wirklichkeit wird es von Coors irgendwo in Großbritannien gebraut. Ein reines Industrieprodukt, dessen angeblicher, spanischer Lokalkolorit ausschließlich Werbung ist.
Tja, die Verlagerisierung der Alekultur in Großbritannien geht mit großen Schritten voran. Ist es andernorts fast überall Moretti, so ist es hier Madri.

schlechte Auswahl
Natürlich, das eine oder andere obergärige Ale gibt es schon noch, und so genieße ich das 4,0%ige Level Head Session IPA von Greene King und das 5,0%ige Joker I.P.A., das sich Wickedly Hoppy auf’s Etikett beziehungsweise auf’s Tap Handle schreibt. Beides ordentliche Biere. Beides aber auch India Pale Ales und somit wenig originell.
Klassisches britisches Ale?
Nicht hier im Taphouse.
Da waren wohl unsere Erwartungen zu hoch.
Das Taphouse Bar & Kitchen in Glasgow ist täglich von 12:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Es ist mit der Buslinie 2, Haltestelle Berkeley Street, bequem zu erreichen – die Bushaltestelle ist keine hundert Meter von der Bar entfernt.
Taphouse Bar & Kitchen
1046 Argyle Street
Finnieston
Glasgow G3 8LY
Schottland
Großbritannien
Ohje ohje.
Glasgow war schon immer ein hartes Pflaster für Kleinbrauereien, die meisten Pubs und Bars fest in Konzernhänden. Schlimmer noch, die Kundschaft verlangt nicht nach Lokalbieren. Barbetreiber kümmern sich wenig um Bier – warum auch, die Leute sind bereit GBP 10 und mehr für Cocktails zu zahlen und meckern nicht wie Biertrinker.
Tja, genau kann ich es nicht beurteilen. Klingt aber plausibel.
Immerhin waren in der City das Doppio Malto und die Shilling Brewing Co gut frequentiert und offerierten auch interessante Biere. Wenigstens ein bisschen scheint also zu gehen.
Mit bestem Gruß,
VQ