WATT
Sylter Bierbrauerei
Verkostungspaket

[Blick zurück auf Oktober 2024]

„Herzlich Willkommen in der nördlichsten Brauerei Deutschlands“, heißt es auf der Website der Sylter Bierbrauerei, und dementsprechend war es vom Allgäu aus, wo ich viele Jahre gewohnt habe, nahezu unmöglich, da ohne unverhältnismäßigen Aufwand mal hinzukommen. Auch jetzt, von Hannover aus, hat es noch nicht geklappt. Aber: Wenn Moses nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg halt zu Moses kommen, und so hat es sich ergeben, dass ein lieber ehemaliger Arbeitskollege auf Sylt ist, dort sogar eine Brauereibesichtigung mitmacht und mir anschließend ein Verkostungspaket zukommen lässt.

Wie schön!

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Da stehe sie nun vor mir, vier Flaschen der Sylter Bierbrauerei. Laut Werbeclaim „mit dem Kondensat, das bei der Gewinnung des Sylter Meersalzes als Beifang entsteht“ gebraut. Na, von mir aus. Ich hätte ja einfach Wasser genommen …

Spaß beiseite: Egal, wo das Wasser herkommt – was zählt, das ist der Geschmack, und um den geht es jetzt bei meinen …

Verkostungsnotizen

Watt Blondes; Watt Dunkles; Watt oben ohne – alkoholfrei; Watt ‘n Pale Ale

Sylter Bierbrauerei – Watt Dunkles (5,7%)

Das Bier steht schön tiefbraun im Glas; wenn man es gegen das Licht hält, zeigt es einen dunkelroten Schimmer. Es scheint klar filtriert worden zu sein. Der Schaum entwickelt sich sehr schön, ist beigefarben und recht kremig.

Der Nase präsentieren sich dezente Röstaromen und ein ebenso dezent molkeartiger, käsiger Hauch.

Der Antrunk ist frisch und wirkt metallisch. Kaum erreicht das Bier die Zunge, verstärkt sich der metallische Eindruck. Hinzu kommen ein schlanker Körper, eine feine Bittere und ein Hauch von Röstigkeit. Der Abgang ist sehr schlank und kurz; für einen Moment kommen die Röstaromen retronasal hervor, ebben dann aber rasch wieder ab. Was etwas länger anhält, das ist der metallische Eindruck, der sich wie ein roter Faden durch die gesamte Sensorik dieses Biers zieht.

Hm, und was auffällt: Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich dieses Bier völlig anders bewertet – ob da die Schwankungen von Sud zu Sud so stark sind?

Sylter Bierbrauerei – Watt Blondes (4,9%)

Das Bier hat eine kräftig goldblonde Farbe, ist ganz dezent trüb und trägt eine sehr üppige und lange haltbare Schaumkrone.

Der Duft ist kernig hopfenbitter mit einer ganz leicht metallischen Note.

Dem knochentrockenen und bitteren Antrunk folgt eine ausgeprägte Hopfenbittere auf der Zunge, die sich schnell am Gaumen und Rachen umfassend ausbreitet. Restsüße suche ich in diesem Bier eigentlich vergebens – es ist knochentrocken und hochvergoren. Retronasal ist zwar ein ganz leicht getreidiger Hauch zu spüren, der unterstreicht, dass in diesem Bier tatsächlich Malz verbraut worden ist, aber das war es dann auch schon.

Nach dem Schluck macht sich die Bittere im Rachen noch deutlicher bemerkbar; sie trocknet die Schleimhäute aus und macht unbändigen Durst … auf den nächsten Schluck.

Und auch hier gilt: Die Bewertung von vor mehr als einem Jahr differiert sehr stark.

Sylter Bierbrauerei – Watt ‘n Pale Ale (4,9%)

Das Bier ist bei vorsichtigem Einschenken fast völlig klar; die Hefe hat sich perfekt abgesetzt. Die Farbe ist ein kräftiges Gold mit leicht rötlichem Schimmer; der Schaum ist schneeweiß, recht üppig und stabil.

Der Duft entwickelt im ersten Moment ein paar schöne herbfruchtige Aromen, die aber zunächst schnell nachlassen und erst nach einer Weile des Aufwärmens zurückkehren.

Der Antrunk ist spritzig, leicht pfeffrig scharf, und auf der Zunge präsentiert sich das Bier sehr trocken, kernig bitter und nur zurückhaltend aromatisch. Retronasal tut sich da nicht fürchterlich viel – nur ein paar ganz zurückhaltenden herbfruchtige Aromen sind zu spüren. Pampelmuse vielleicht? Ein Hauch Bitterorange?

Der Abgang ist kernig, hopfenbitter und trocken. Ein mineralischer Charakter wird deutlich. Die Schleimhäute trocknen nach dem Schluck aus. Noch nicht so, dass das Bier rau oder gar kratzig wirken würde, aber doch deutlich spürbar.

Und diesmal kann ich tatsächlich Gemeinsamkeiten zur Verkostung vom letzten Jahr finden!

Sylter Bierbrauerei – Watt oben ohne – alkoholfrei (<0,5%)

Das Bier hat eine schöne hellgelbe Farbe, ist blank filtriert und trägt einen schneeweißen Schaum, der allerdings nicht sehr lange hält.

Der Duft ist typisch für klassische alkoholfreie Biere, wie sie schon lange am Markt sind: Intensiv getreidig und maischig. So, wie es im Maischebottich riecht, wenn man das Pilsnermalz gerade erst in das Wasser einrührt und noch keine Enzymreaktionen stattgefunden haben.

Der Antrunk ist spritzig, fast schon kohlensäurescharf. Dann, wenn das Bier auf die Schleimhäute im Mund trifft, spüre ich eine feine Malzsüße, eine nur sehr dezente Herbe, einen durchaus noch schlanken Körper, und nur Sekunden später ganz intensiv wieder die getreidigen Aromen von frischem Malz und der Maische. So richtig mein Fall ist das nicht.

Nach dem Schluck ändert sich an diesem Charakter nicht mehr viel, außer das die feine Herbe vorübergehend etwas prägnanter wird.

Kann man trinken, aber eine echte Alternative zu einem alkoholischen Bier ist es aufgrund des getreidigen Charakters nicht. Leider.

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