Birrificio Rurale
Desio
ITA

[Blick zurück auf Ende Mai 2025]

Selten habe ich eine so witzige und selbstironische Vorstellung einer Brauerei gelesen, wie auf der Website der Birrificio Rurale. Allein schon die Feststellung, dass das Logo der Brauerei, ein Hahn mit einem Ei im Bauch nämlich, in seiner Rätselhaftigkeit vermutlich nur vergleichbar mit dem Lächeln der Mona Lisa sei, bringt mich schon zum Grinsen. Und zum Staunen bringt mich die Website auch, als ich von der Geschichte der Brauerei lese.

Zum Beispiel von dem alten, weißen Turm auf einem Bauernhof, in dem die Brauerei seit ihrer Gründung 2009 zunächst untergebracht ist. Idyllisch, abgelegen, und das Betonsilo, als das sich der weiße Turm bei näherem Hinsehen entpuppt, viel zu klein angesichts der Tatsache, dass die Biere vorzüglich sind und sich außerordentlicher Beliebtheit erfreuen. Ende 2012 muss der Turm also schon geräumt werden, die Birrificio Rurale zieht aus dem 750-Seelen-Dörfchen Cascine Calderari um in ein Gewerbegebiet in Desio. Hier entsteht 2017 dann auch ein Taproom, und nur ein Jahr später wird die Dosenabfüllung eingeweiht. Die einstige Bauernhofbrauerei, denn dafür steht der Name Birrificio Rurale sinngemäß, hat sich etabliert.

In Desio stehe ich jetzt. Zusammen mit einem Dutzend weiterer Bierliebhaber – den Teilnehmern der Bierkulturreise Norditalien. Das Logo mit dem Ei im Hahn (und beides wiederum in einem Ei …) begrüßt uns am Tor; und der erste Blick in den Taproom lässt uns staunen. Urgemütlich ist es hier! Zwar nur einfaches Gestühl, aber holzverkleidete Wände, zum Teil auch mit Moos, eine schöne Deko, die auf die Biere der Brauerei abzielt, und an der einen Stirnwand ein großformatiger Hahn als Wandgemälde. Gegenüber an der anderen Stirnwand eine kleine Zapftheke und der Ausgang in den Hinterhof. Eine einfache Betonfläche, die sonst als Parkplatz und zum Be- und Entladen dient. Heute stellen wir da aber schnell gemeinsam mit unseren Gastgebern ein paar Tische und Stühle auf und setzen uns in die warme Frühlingssonne.

Taproom und Sudhaus

Naja, gleich, jedenfalls, denn erstmal kommt der Rundgang durch die Brauerei. Vorbei geht es am Malzlager mit der Malzmühle, dann ewig lange Regalreihen mit Kartons, Leergut und Etiketten entlang bis zu den Abfüllanlagen. Erst dann betreten wir Gär- und Lagerkeller und kommen schließlich ins 20-hl-Sudhaus. Alles ist schmucklos, aber aufgeräumt, zweckmäßig und sauber. So, wie es für einen effizienten Betrieb halt sein soll. Wir hören von den verschiedenen Bierstilen, dürfen uns jeden Winkel genau anschauen, und nachdem der Wissensdurst gestillt ist, geht es wieder zurück in den Taproom und auf den Hof.

Ein verstohlener Blick auf die Uhr. Tja, da haben wir wohl zu viele Fragen gehabt, uns zu viele Ecken angeschaut – jetzt wird die Zeit schon langsam knapp. Aber für die Verkostung von vier Bieren sollte es reichen, und angesichts der jetzt, Ende Mai, schon sommerlichen Hitze ist der Durst auch groß:

  • Seta – Blanche (5,0%)
  • Hop Art – Session IPA (4,4%)
  • Toro Matto – Pale Ale (6,6%)
  • Blackout – Birra Inspirata alle Stout Irlandesi (4,2%)

gute Biere

Die Biere gefallen uns gut – hier könnten wir uns jetzt gemütlich festsetzen und den Nachmittag verstreichen lassen. Die ersten anderen Gäste kommen hinzu, ein paar Arbeiter zum Feierabend, ein Opa mit seinem Enkel, zwei ältere Damen. Trotz der nicht gerade zentralen Lage und der Autobahn in Hörweite wird der Hof zu einem Anlaufpunkt, um das Wochenende einzuläuten. Die Qualität der Biere macht’s möglich!

Die Birrificio Rurale ist werktags von 09:00 bis 17:00 Uhr geöffnet; der Taproom zusätzlich donnerstags und freitags von 17:30 bis 23:00 Uhr, sonnabends von 16:00 bis 23:00 Uhr und sonntags von 17:30 bis 21:30 Uhr. Zu erreichen sind Brauerei und Taproom mit den Bahnlinien S9 und S11 ab Mailand, Bahnhof Desio, und von dort aus noch ein wenig attraktiver Fußmarsch durch das Industriegebiet. Besser, wenn man einen Fahrer hat, der keinen Alkohol trinkt …

Bildergalerie

Birrificio Rurale
Via del Commercio, 2
20 832 Desio
Italien

Vielen lieben Dank an Rolf Burkhard und Fine Beverages Burkhard für die Organisation dieses Besuchs!

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