Mitbringsel
sind immer willkommen (10)

[Blick zurück auf November 2024]

Biere für Hunde und Menschen …

Der liebe Herr R., mit dem wir uns mal wieder im Craft Beer Kontor treffen, betritt den Laden mit einer etwas größeren Tasche unter dem Arm. Ha, da ist mir schon wieder alles klar …

Und tatsächlich. Kaum haben wir das erste Bier getrunken und kaum mache ich mich auf, die Regale zu erkunden, ob ich nicht noch ein Bier kaufen wollen würde, da legt er mir schon die Hand auf den Arm. „Stopp! Schau erst, ob Du genug Platz im Rucksack hast!“

zehn Flaschen Bier

Insgesamt zehn Flaschen zaubert er aus seiner voluminösen Tasche, und breit grinsend bemerkt er: „Ich bin gespannt, ob Du mehr als acht davon auch wirklich verkostest!“

Im ersten Moment denke ich: „Blöde Frage, na klar!“, aber dann sehe ich, dass zwei der Flaschen Hundebier sind, ein Getränk, das mit Bier auch im weitesten Sinne nur sehr wenig zu tun hat. Außer vielleicht, dass es auch in braune Flaschen abgefüllt ist. Das Snuffle enthält keinen Alkohol, dafür aber ein wenig Fleischextrakt. Großspurig erkläre ich, dass ich es – natürlich!!! – ebenfalls verkosten werde.

Und an dieser Aussage muss ich mich nun auch messen lassen …

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Verkostungsnotizen

Snuffle – Dog Beer – Chicken & Beef (0,0%)

Ein Bier für Hunde. Null Prozent Alkohol. Dafür aber mit Zugabe von etwa einem Prozent Fleischextrakt – in dieser Version halbe/halbe Chicken und Beef.

Das Bier ist mittelbraun, klar und entwickelt keinen Schaum.

Der Duft ist, äh, gewöhnungsbedürftig. Entfernt riecht es schon irgendwie nach Fleisch. Aber auch nicht so richtig.

Der Antrunk ist übel. Fleischaromen wie aus einer Katzenfutterdose, gleichzeitig eine total wässrige, leere Konsistenz. So, als hätte man in einen Liter Brackwasser etwas überstehende Flüssigkeit aus der Katzenfutterdose gegossen.

Für mich ungenießbar.

Der Hund in der Bierbar schleckte auch nur ein oder zwei Mal an dem Napf mit diesem Bier und wandte sich dann ab.

Nun ja …

De Dochter van de Korenaar – Sans Pardon – Bourbon Barrel-Aged Russian Imperial Stout (11,0%)

Das Bier ist tiefdunkel, fast schwarz – auf alle Fälle aber blickdicht. Theoretisch ist es leicht trüb, aber das lässt sich nur deswegen indirekt erschließen, weil es unfiltriert ist und ein Bodensatz in der Flasche hinterbleibt. Der gelblichbraune Schaum entwickelt sich zunächst recht üppig, zerfällt dann aber recht rasch.

Der Duft ist ziemlich komplex. Vordergründig rieche ich eine feine Säure, gepaart mit verkohltem Holz und ein wenig Torf im Hintergrund. Ein bisschen Mokka ist ebenfalls zu spüren.

Der Antrunk ist einerseits spritzig und fast schon pfeffrig-scharf, andererseits auch malzsüß. Auf der Zunge wird die Säure deutlich spürbar. Sie paart sich mit dezent rauchig-holzig-kohligen Aromen und der deutlichen Malzsüße so, dass die Röstaromen und die Mokkanoten nun ein wenig ins Hintertreffen geraten und erst nach dem Schluck retronasal wieder etwas aufleben.

Säure und rauchiger Torf – das ist eine Kombination, die sicherlich sehr interessant ist, aber die Geschmacksnerven schon sehr herausfordert. Mein persönlicher Fall ist das nicht. Gespannt harre ich also der Eindrücke nach dem Schluck und stelle fest: Eine gute Portion Säure weniger, ebenso eine zurückhaltendere Rauch- und Torfnote hätte dem Bier sicherlich gut getan.

So, wie es ist, kommt es mir etwas zu intensiv daher.

Timmermans – Kriek Black Pepper Lambicus (4,0%)

Ein leuchtendes, geradezu strahlendes Rot im Glas, gekrönt von einem zartrosafarbenen Schaum – das ist ja mal was anderes! Das filtrierte Bier gefällt optisch außerordentlich gut!

Der Duft ist ebenfalls sehr sympathisch: Intensive Schwarzkirscharomen, unterfüttert von feinen Marzipannoten und einer feinen Säure.

Der Antrunk ist spritzig frisch und leicht säuerlich. Auf der Zunge bizzelt das Bier sehr angenehm, und es präsentiert einen Hauch von schwarzem Pfeffer – allerdings eher vom Aroma her, denn eine Schärfe ist nur ganz, ganz dezent zu spüren. Viel deutlicher ist eine zuckrige Süße, die ein bisschen künstlich wirkt. Retronasal erfreuen die Kirsch- und Marzipanaromen erneut, so dass ich vorübergehend fast den Eindruck bekomme, eine Kirschlimonade zu trinken.

Nach dem Schluck klingt die Süße recht rasch ab, eine feine pfeffrige Schärfe bleibt, und ganz langsam klingen zuerst die Kirsch-, dann auch die Marzipanaromen ab.

Eine interessante und sehr wohlschmeckende sensorische Erfahrung – vielleicht eine gute Paarung zu Käsekuchen oder weichem, kremigem und eher fettreichem Käse.

Lindemans – Tarot Noir (8,0%)

Das Bier hat eine tief dunkle, rubinrote Farbe, ist (aus Sicht der Optik „leider“) leicht trüb (da ist also nix mit rubinrotem Glanz) und trägt einen eher zurückhaltenden und rasch zusammenfallenden, rötlich-bräunlichen Schaum.

Der Duft ist ganz intensiv fruchtig – ich rieche schwarze Johannisbeeren, Flieder, Waldbeeren und Sauerkirsche und bin überrascht, dass in der Zutatenliste ganz andere Früchte auftauchen: Heidelbeere, schwarze Johannisbeere und Holunder.

Der Antrunk ist süßsauer mit Schwerpunkt auf fruchtiger Süße. Wie zarter Balsam umschmeichelt das Bier dann Zunge und Gaumen. Eine weiche, zuckrige, fruchtige Süße, leicht ausbalanciert durch eine feine Säure. Retronasal werden die schwarzen Johannisbeeren jetzt dominant, dicht gefolgt vom Holunder, während die Heidelbeeren etwas ins Hintertreffen geraten.

Die intensive Süße gerät zu keinem Moment zu klebrig, obwohl sie phasenweise fast schon sirupartig daherkommt.

Nach dem Schluck spüre ich eine feine Kirsch- und Marzipannote, die gemeinsam mit der Säure und einer ganz, ganz schwachen Bittere sanft ausklingen.

Tynt Meadow – English Trappist Ale (7,4%)

Ein englisches Trappistenbier aus der Abtei Mount Saint Bernard. Im Glas ist es tiefdunkelbraun, und bei vorsichtigem Einschenken ist es zunächst fast klar. Erst der Bodensatz aus der Flasche verleiht ihm eine kräftige Trübung. Der gelbliche Schaum ist üppig, feinporig und lange haltbar.

Der Duft ist dezent torfig und rauchig und hält ein paar feine Lakritzaromen bereit.

Der Antrunk ist weich und süßlich, auf der Zunge präsentiert sich das Bier vollmundig und malzig. Erneut ist ein feiner torfrauchiger Eindruck zu spüren, ganz dezent nur. Gerade so viel, dass es dem Bier Fülle und Charakter gibt. Gleichzeitig riechen und schmecken wir retronasal der Lakritze hinterher und finden auch noch ein paar ganz leicht schokoladige Akzente. Nach dem Schluck kommt eine feine Bittere hinzu, der es gelingt, die Malzsüße angenehm auszubalancieren und dem Bier die Klebrigkeit zu nehmen.

Sehr angenehm.

Snuffle – Dog Beer – Chicken (0,0%)

Noch ein Hundebier. Diesmal ohne Beef, nur Chicken.

Aber machen wir’s kurz: Genauso ungenießbar.

Tynt Meadow – English Trappist Blond Ale (5,0%)

Die Wiedergutmachung für das Hundebier gerade …

Eine schöne, ins Orangene tendierende, dunkelgelbe Farbe, eine leichte Trübung, ein schöner Schaum – die Optik sorgt schon mal für einen guten Auftakt.

Der Duft ist dezent herbfruchtig mit feinen, ein wenig ungestüm wirkenden phenolischen Aromen, wie sie jeder belgischen Hefe gut zu Gesichte stünden.

Der Antrunk ist weich und leicht süßlich, auf der Zunge gesellen sich aber sofort eine angenehme Herbe und schöne, komplex-phenolische Hefearomen zu dieser Süße hinzu. Der Gesamteindruck wird angenehm herb-kräuterig und erinnert phasenweise mit seinem Aromenspektrum fast schon an einen Karlsbader Becherovka. Nach dem Schluck wird der herb-kräuterige Eindruck retronasal kräftig untermauert, während auf den Schleimhäuten eine angenehme, dezent bittere Trockenheit verbleibt, die Lust auf den nächsten Schluck macht.

Mit zunehmender Erwärmung des Biers kommen in allen drei Phasen leicht aprikosen- und beerenartige Esteraromen hinzu.

Trotz seiner Komplexität sehr durchtrinkbar.

De Dolle Brouwers – Special Extra Export Stout (8,0%)

Das Bier steht schwarz und blickdicht im Glas. Laut dickem und festem Bodensatz in der Flasche müsste es trüb sein, aber das kann man beim besten Willen nicht mit bloßem Auge erkennen. Der bräunliche Schaum entwickelt sich übermäßig stark und fällt nur langsam zusammen.

Der Duft weist ein paar Röstaromen und ein dezentes Aroma von feuchtem Karton auf. Dahinter verbirgt sich eine dezent säuerliche Note.

Der erste Schluck bestätigt die säuerliche Note: Auf der Zunge zeigt sich die Säure deutlich. Ist sie beabsichtigt? Ist das Bier nicht gut gelagert worden und schon umgekippt? Ich weiß es nicht, aber mir gefällt sie nicht. Die schokoladigen und dezent mokkaartigen Aromen vermögen sie nicht aufzufangen – die Säure bleibt die ganze Zeit präsent. Leichte Röstnoten, etwas Kaffee – das Bier ist durchaus komplex. Aaaber …

Nee, mein Fall ist das nicht.

Lindemans – Tarot d‘Or (8,0%)

Das Bier ist kräftig dunkelgelb und nach vorsichtigem Einschenken so gut wie klar. Es trägt einen eher zurückhaltenden und rasch zusammenfallenden, weißen Schaum.

Der Duft ist, wie schon beim Tarot Noir, ganz intensiv fruchtig – ich rieche Mango, weiße Stachelbeeren und Honigmelone. Und diesmal liege ich näher an der Zutatenliste: Honigmelone, Mango und Limette sind dort aufgeführt.

Der Antrunk ist sirupartig süß mit einer feinen Säure. Ein wenig klebrig macht sich das Bier auf Zunge und Gaumen breit, die Säure vermag die Klebrigkeit nicht in Gänze auszubalancieren. Retronasal wird die Honigmelone deutlich, auch die Mango ist intensiv zu spüren. Gleichzeitig verbappt allerdings der ganze Mundraum.

Im Vergleich zum Tarot Noir ist die Variante Tarot d’Or leider pappsüß und zu aufdringlich. Es ist eher ein leicht säuerlicher, aufkarbonisierter Fruchtsirup als ein aromatisiertes Sauerbier.

Auch wenn es keine Fehlaromen aufweist: Es ist nicht wirklich überzeugend.

Brouwerij Alvinne – SigPhi Sour Ale – Zwarte Bes (8,0%)

Das Bier ist dunkelbraun mit einem leicht violetten Farbstich. Es ist leicht trüb und entwickelt einen durchschnittlich ausgeprägten, gelblichen Schaum von mittlerer Haltbarkeit.

Im Duft fallen drei Aspekte besonders auf: Erstens eine ziemlich schneidende Säure. Zweitens sehr intensive Aromen von Schwarzen Johannisbeeren. Und drittens eine ledrige, schweißige Note, vermutlich von wilden Hefen wie Brettanomyces.

Der Antrunk ist intensiv sauer; gleichzeitig ist eine zuckrig-fruchtige Restsüße zu spüren. Auf der Zunge bleibt die Säure das prägende sensorische Element, begleitet nun von retronasalen Johannisbeeraromen und ledrig-dumpfen Akzenten. Die Mischung von Säure und Restsüße lässt den Speichel nur so einschießen, ohne dabei jedoch angenehm zu wirken.

Nach dem Schluck lässt die Säure ein wenig nach. Die Süße und die Johannisbeeren zeigen sich für wenige Sekunden in angenehmer Fruchtigkeit, klingen aber rasch ab, und es bleibt ein ledrig-dumpfer Nachhall.

Unharmonisch und viel zu sauer.

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