[Blick zurück auf Ende Mai 2025]
Ach, herrje, der Besuch im Legnano Brauhaus steht unter keinem guten Stern. Zweieinhalb Tage lang sind wir nun schon auf der Bierkulturreise Norditalien verwöhnt worden, mit allerbesten, teils sehr seltenen und exotischen Bieren, guter Küche, spannenden Blicken hinter die Kulissen unterschiedlicher Brauereien – eine Adresse war besser als die andere. Da hat die Erwartungshaltung natürlich ein geradezu kosmisches Niveau erreicht. Wer soll da mithalten können?
Legnano Brauhaus
Fast eine Viertelstunde zu früh erreichen wir das Wohnviertel in Legnano, in dem das Legnano Brauhaus zuhause ist. Ein richtiges Brauhaus im Sinne von eigener Brauerei ist es nicht, eher eines im Sinne der Brauhäuser, wie man sie in Köln antrifft, also ein Ausschank mit gepflegtem Bier. Ein bisschen ungeduldig warten wir, bis sich pünktlich um 19:00 Uhr die Tür öffnet. Der Bierdurst kann es objektiv nicht sein, der uns ungeduldig werden lässt – zu trinken gab es heute schon mehr als genug. Aber vielleicht ist es der Hunger? Viel gutes (und starkes …) Bier auf nüchternen Magen, das hat bei uns allen schon den Appetit angeregt!
Die Kirchturmuhr schlägt, zeitgleich öffnet sich die Tür. Nix wie hinein!
Der erste Blick gilt der Theke. Vierzehn Zapfhähne zähle ich, plus zwei englische Handpumpen, sogenannte Beer Engines. Die Beschriftung ist bunt, oft ein wenig improvisiert wirkend, wenn einfache Pappkärtchen mit handschriftlichen Informationen ein klassisches Tap Handle ersetzen oder ergänzen.
Es kommt zu einem vorübergehenden Stau, weil wir jetzt natürlich alle gleichzeitig unser erstes Bier haben wollen und jeder etwas anderes bestellt. Aber das sind nur ein paar Minuten, danach spielt sich alles reibungslos ein. Diejenigen, die bereits ihr zweites Bier suchen, kollidieren nur noch einmal kurz mit denen, die noch auf ihr erstes warten …
Jetzt geht es aber an die große Tafel, und die deftige, simpel-rustikale, aber gute Brauhausküche mundet.
„Wir haben heute allerdings nicht allzu viel Zeit“, warnt uns Rolf, der die Bierkulturreise Norditalien organisiert hat, vorsichtig vor. „Nachher kommt Fußball, und unsere Reservierung gilt nur bis dahin.“ Wir merken es, denn so langsam füllt sich der Gastraum. Immer mehr Fußballfans kommen, holen sich ein x-beliebiges Bier und suchen sich einen Platz mit gutem Blick auf einen der vielen Bildschirme, die aus dem Brauhaus fast schon eine Sportsbar machen.
Es reicht für mich, um insgesamt vier verschiedene Biere zu verkosten – solide Qualität, allerdings nichts dabei, das mich vom Hocker gerissen hätte oder von dem ich unbedingt meinem Enkel an langen Winterabenden erzählen wollen würde:
- Legnano Brauhaus – Session Impossible 4 (5,5%)
- Birrificio L’Orso Verde – One Shot – L. A. Lager (1,8%)
- Schigibier – Karascio – Belgian Blonde (4,5%)
- Ballykilcavan Farm and Brewery – Brickyard – Red Ale (4,2%)
vier solide Biere
Fazit: Ein netter Besuch in einem grundsoliden Bierrestaurant, das mehrere Biere für sich brauen lässt und darüber hinaus eine große Auswahl an Bieren von Kleinstbrauereien am Hahn hat (ein Blick in den rot illuminierten Kühlraum zeigt, dass man sich keine Sorgen machen muss, dass später am Abend die Auswahl geringer werden könnte …). Gute und solide Küche gibt’s auch, und der Service ist freundlich. Ordentlich!
Mehr aber auch nicht. Es fehlt das i-Tüpfelchen, dass das Legnano Brauhaus zu etwas Bemerkenswertem machen würde. Insofern: Wenn man in der Nähe ist, kann und sollte man gerne mal reingehen, aber eine extra Anreise lohnt sich nicht zwingend.
Das Legnano Brauhaus ist täglich ab 19:00 Uhr geöffnet; montags ist Ruhetag. Zu erreichen ist es mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof Legnano, und von dort ist es ein Fußweg von rund zwanzig Minuten in Richtung Osten, zum Teil an vielbefahrenen Straßen entlang. Mit den im Zickzack durch den Ort mäandrierenden Stadtbussen ist man auch nicht viel schneller.
Legnano Brauhaus
Via F. Ferruccio, 15
20 025 Legnano
Italien
Vielen lieben Dank an Rolf Burkhard und Fine Beverages Burkhard für die Organisation dieses Besuchs!
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