Brouwerij Westmalle
Westmalle
BEL

Groß und rot ragen die Ziegelmauern der Abtei Westmalle vor uns auf. Das große Tor, das ins Innere führt, ist geschlossen, eine Kamera überwacht die Zufahrt, und über dem Tor prangt groß das Westmalle-Logo, die ineinander verwobenen Buchstaben A und W. Besucher sind hier nicht erwünscht. Zumindest keine, die kein Interesse am Klosterleben haben und nur die Brauerei sehen wollen. Angesichts der hier andernfalls einfallenden Horden, die hunnengleich alles überrennen würden, nur um einen Blick auf die Braukessel werfen zu dürfen, ist das verständlich – die Zisterzienser haben ihren Orden unter anderem deshalb gegründet, um sich von der lauten Hektik der weltlichen Gesellschaft abschotten zu können.

das Tor ist zu

Insofern ist uns schon klar: Wir können von außen die Klostermauern betrachten, wir können einmal im Rechteck um das Kloster herumwandern (immerhin etwas über zwei Kilometer misst der Weg), und wir können auf der einen Seite zumindest die gewaltigen Leergutberge sehen, die vom erfolgreichen Brauen zeugen. Und wir können was lernen – entlang des Weges stehen nämlich alle paar Dutzend Meter Informationstafeln, die uns Interna aus dem Klosterleben verraten, unter anderem, wie man Mönch werden kann. Aber die Brauerei können auch wir nicht sehen.

Das Wetter ist schön. Die Natur rund um das Kloster auch. Insofern ist es klar, dass wir den Weg entlangwandern, immer brav an der Mauer entlang. Auch wenn wir keinen Blick auf die Braukessel erhaschen können – riechen können wir die Brauerei dennoch. Und zwar sehr intensiv. Frische, warme Schwaden wehen am Kloster entlang, der Maischegeruch ist unverkennbar. Die Mönche haben, wie fast jeden Tag, erst mit dem Brauen begonnen, als sie sich zum gemeinsamen Gebet vorbereitet und dieses absolviert haben. Der Rhythmus der Brauerei folgt dem Rhythmus der Abtei. Nicht umgekehrt. Kein Schichtbetrieb, kein ununterbrochenes, auch nächtliches Brauen. Der Maischeduft: Immer um die Mittagszeit.

der Maischeduft ist stets präsent, wenn auch nicht zu sehen

Während wir begeistert schnuppern, gehen unsere Gedanken auf Reisen, vollziehen die Geschichte des Klosters nach:

Bereits 1797 siedelten sich die ersten Zisterziensermönche in Malle an. Ihr streng reguliertes Klosterleben sieht unter anderem vor, dass sie zu ihren kargen Mahlzeiten nur das örtliche Volksgetränk zu sich nehmen dürfen. Was für ein Glück in diesem Fall, denn in Flandern trinken die Einheimischen traditionell … Bier! So wundert es nicht, dass, als das Kloster 1836 offiziell zur Abtei erhoben wird, noch im selben Jahr eine Brauerei errichtet wird. Zunächst produziert sie nur für den Eigenbedarf, aber nur wenige Jahre später beginnen die Mönche, das Bier auch an der Klosterpforte zu verkaufen. In schweren Zeiten ist jeder Groschen, der zum Erhalt des Klosters beitragen kann, gern gesehen.

Auch wenn die Mönche keine Kaufleute sind oder sein wollen, aber wenn sie etwas machen, machen sie es mit Bedacht und Sorgfalt, so dass der Erfolg sich quasi von selbst einstellt. 1865 muss die Brauerei zum ersten Mal vergrößert werden, 1897 zum zweiten Mal, und 1921 entscheiden sich die Mönche, ihr Bier kommerziell zu verkaufen. Fortan ist die Abtei finanziell abgesichert. Als in den Dreißiger Jahren ein neues Sudhaus und ein neuer Gärkeller errichtet werden, entscheiden sich die Mönche, angesichts dieses Anlasses auch ein neues Bier zu kreieren. Aufgrund des rund drei Mal höheren Alkoholgehalts gegenüber ihrem Alltagsbier wählen sie den Namen Tripel – und wer weiß, ob den Mönchen in dem Moment bewusst war, dass damit ein neuer Bierstil geboren wurde, der bis heute Bestand hat. Und mehr noch: Das Westmalle Tripel als Original gilt unverändert als Benchmark.

Langsam, ganz langsam stellt sich Bierdurst ein. Man kann ja nicht nur trocken über die hier gebrauten Biere nachdenken. Wie gut, dass uns ein kleines, bescheidenes Hinweisschild auf das Café Trappisten verweist – gerade einmal 300 m Luftlinie von den Klostermauern entfernt am Rand der Hauptstraße gelegen. Das wird gleich unser nächster Zwischenstopp! Wie von selbst lenken sich unsere Schritte in Pfeilrichtung …

Die Brouwerij Westmalle kann nur zu ganz seltenen Gelegenheiten besichtigt werden, und dann auch nur für einen begrenzten Personenkreis. Man kann aber im Abteiladen Produkte aus dem Kloster kaufen – Bier und Käse. Die Öffnungszeiten sind montags bis sonnabends von acht bis siebzehn Uhr, sonntags von halb zwölf bis viertel vor vier. Zu erreichen ist die Abtei mit dem Bus der Linie 40, Haltestelle Westmalle Abdij, und von dort aus sind es 300 Meter bis zu den Klostermauern. Oder man fährt mit dem Auto, kann direkt vor dem Kloster parken und einmal ums Kloster herumlaufen. Gerne auch viel weiter, denn hinter dem Kloster erstreckt sich ein herrliches Naturschutzgebiet mit zahlreichen Wanderwegen.

Bildergalerie

Brouwerij Westmalle
Antwerpsesteenweg 496
2390 Westmalle
Belgien

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