Leinfelden-Echterdingen – einer dieser merkwürdigen Ortsnamen im Süden Deutschlands. In meiner Jugendzeit war er mir nur aus den Verkehrsnachrichten bekannt: Wenn alle halbe Stunde auf SWF3 vom unvermeidlichen Stau auf der Autobahn A8 berichtet wurde, der sich vor, hinter, in und neben der Autobahnabfahrt Leinfelden-Echterdingen abspielte. Wo genau jedoch dieses Leinfelden-Echterdingen lag, war mir seinerzeit völlig egal, ist es mir sogar bis heute, aber SWF3, schon der Klang dieses Kürzels weckt Erinnerungen.
Erinnerungen an eine Zeit, in der man gefahrlos das Radio einschalten konnte, ohne sich sofort einer nachhaltigen Ohrenkrebsgefahr auszusetzen. Es lief Musik von Deep Purple, Nazareth, Jethro Tull, Led Zeppelin, Pink Floyd. Klänge, die die Welt bis heute begeistern, die zu Klassikern wurden, und die meinen Musikgeschmack bis heute nachhaltig prägen. Ach, was für herrliche Zeiten.
SWF3 gibt es schon lange nicht mehr, der Nachfolgesender SWR3 ist nur noch ein müder Abklatsch, geprägt von erzwungener Originalität. Viele andere Dinge der siebziger und achtiger Jahre gibt es auch nicht mehr. Wählscheibentelefone, Lochkarten, Karottenhosen… Aber Leinfelden-Echterdingen gibt es immer noch, und der Ortsname klingt wie ehedem künstlich, sperrrig, unangenehm und lässt mich vor dem Stau auf der A8 erschauern.
Heute soll es aber sein. Leinfelden-Echterdingen!
Gerade rollt der Verkehr zwar wieder ein wenig, der Stau scheint sich, nun ja, wenn schon nicht aufzulösen, dann doch wenigstens etwas zu entzerren, aber ich, ich freue mich nicht darüber, dass die Automatik zum ersten Mal seit einer halben Stunde in den zweiten Gang hochschaltet, sondern setze den Blinker rechts, fahre ab und nach Leinfelden-Echterdingen hinein. Ins Parkhotel, zur Mittagsrast.
Echterdinger Brauhaus
Der Wagen ist schnell direkt vor dem Hoteleingang abgestellt, und ich laufe durch die piekfeine Eingangshalle und das nicht minder fein herausgeputzte Restaurant hindurch – am anderen Ende, kurz bevor man wieder auf der nächsten Straße steht, befindet sich das Echterdinger Brauhaus und verheißt nicht nur leckeres Bier, sondern gibt auch Antwort auf die gar nicht gestellte Frage, ob ich mich denn nun im Leinfeldener oder Echterdinger Teil dieser merkwürdigen, künstlich zusammengeschweißten Doppelstadt befinde. Echterdingen also.
Es ist kurz vor zwölf, und das Brauhaus ist leer. Also, menschenleer, natürlich. Voll ist es hingegen schon. Voller Tische und Stühle, netter Dekoration, und mittendrin steht die kupfern glänzende Kleinbrauerei. Rustikale Gemütlichkeit, wie wir sie in Deutschland so lieben. Aber, wir sind schließlich im Parkhotel, gepaart mit feiner Eleganz.
Kaum habe ich im Biergarten Platz genommen, kommen die beiden hübschen jungen Damen schon fürsorglich angeflitzt und fragen mich nach meinen Wünschen. Ich frage nach dem hausgebrauten Bier, erwarte die Standard-Antwort „Hell, Dunkel, Weizen“, werde aber überrascht. Nur eine Biersorte nennt die nette Kellnerin, das Echterdinger Hell. „Eine Sorte nur?“, denke ich mir, und bestelle ein kleines Glas.
Blitzschnell wird es serviert, es schmeckt lecker, aber unauffällig. Leicht süßlich, nur schwach gehopft. Ein typisches Gasthausbrauereibier. Ohne Ecken und Kanten, ohne Braufehler.
Während ich die Speisekarte durchblättere und mir etwas zum Essen bestelle, fällt mir ein Schriftzug ins Auge: Mandarin Weizen – vom Sommer geküsst!
Mandarin Weizen
Aha, es gibt also doch noch eine zweite Biersorte! Die muss natürlich auch probiert werden, und gemeinsam mit dem Essen wird das Mandarin Weizen serviert. Mit Mandarina Bavaria ist es gehopft, der noch neuen Hopfenzüchtung, die den damit gestopften Bieren ein leichtes Mandarinenschalenaroma verleiht. Nur ganz dezent wurde der Hopfen hier eingesetzt, verleiht dem fruchtigen, leicht nach Aprikose duftenden und spritzigen Weizen ein paar weitere, ungewöhnliche Fruchtnoten. Sehr schön. Sehr gut ausbalanciert, ein sehr feines Bier. Nicht so der Holzhammerschlag auf die Zunge, sondern wirklich schön austariert. Ich bin sehr zufrieden.
Ähnlich zufrieden bin ich mit dem Geschmack meiner Schweinebäckchen mit Linsen, aber hier vermisse ich ein wenig die liebevolle Dekoration, die ich in diesem Umfeld erwartet hätte. Parkhotel, und dann ein wenig lieblos auf den Teller gepackt – das überrascht. Aber geschmacklich vollkommen in Ordnung. Zum Glück.
Schweinebäckchen mit Linsen
So langsam beginnt sich der Biergarten zu füllen, die Schwaben sind wohl auch nicht mehr die Frühaufsteher, die sie mal waren, die spätestens um sieben in der Arbeit sind und die Mittagspause gegen halb zwölf beginnen. Während ich mich wieder auf den Weg zurück in den unvermeidlichen Stau mache, auf den ich schon mit dem zähen Verkehr mitten im Ort einen kleinen Vorgeschmack bekomme, fangen die beiden netten Damen so richtig an, zu arbeiten, die zahlreichen Gäste, die jetzt kommen, zu verwöhnen.
Das Echterdinger Brauhaus ist eines von mehreren Restaurants im Parkhotel; es ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist es in (theoretisch) fünf Minuten ab der Autobahnabfahrt Leinfelden-Echterdingen, Parkplätze gibt es vor dem Hotel oder in der Tiefgarage. Aber auch die S-Bahnlinien S2 und S3 sind eine Option – der Bahnhof Echterdingen befindet sich direkt vor dem Hoteleingang.
Echterdinger Brauhaus
Parkhotel Stuttgart Messe-Airport
Filderbahnstrasse 2
70771 Leinfelden-Echterdingen
Baden Württemberg
Deutschland
Be the first to comment