Braustube Salterberg
Hamm an der Sieg
DEU

Nachtrag 10. Januar 2017: Die traurige Nachricht erreichte mich erst einige Wochen später – am 10. Januar 2017 ist Dieter Salterberg, Hobbybrauer auf dem Weg zur Professionalität und Eigner der Braustube Salterberg, verstorben.

Dieter, der unermüdlich an seinem Projekt, das alte Fachwerkhaus irgendwann einmal in eine Gasthausbrauerei umzuwandeln, werkelte. Der immer freundlich und mit gutem Rat anderen Hausbrauern zur Seite stand, Empfehlungen und Tipps hatte und weiter wusste, wenn andere mit ihrem Latein am Ende waren.

Leider war nach meinem Besuch in seiner Braustube Salterberg – insbesondere bedingt durch meinen Umzug ins Ausland – der Kontakt zu ihm eingeschlafen, und so habe ich die Fortschritte des Projekts nicht weiter verfolgt, bin von der Nachricht über seinen Tod völlig überrascht worden.

Ich erhebe mein Glas, Dieter, und trinke auf Dein Wohl. Egal, wie weit Du mit Deinem Projekt gekommen warst – die Arbeit daran war Dir Freude und Lebensinhalt. Der Weg war das Ziel. Davon hatte ich mich seinerzeit bei meinem Besuch vergewissern können!

Originalbericht 10. August 2014: „Brauer gesucht!“ so klingt ein Notruf durch Hamm, denn es besteht die Gefahr, dass das Hämmscher Bier immer knapper wird und irgendwann vielleicht gar nicht mehr zu kriegen sein wird. Für den Liebhaber von regionalen Bieren ein echtes Alarmsignal. Wie kann das sein?

Braustube Salterberg, Hämmscher Bier
knappe Biervorräte im Lagerkeller

Nun, viel kriminalistischer Spürsinn ist nicht notwendig, um dem Grund auf die Spur zu kommen – wie Dieter Salterberg von der Braustube Salterberg selbst sagt: „Man kann halt nicht auf zwei Hochzeiten tanzen!“ So einfach ist das.

Aber der Reihe nach!

Mitten in Hamm an der Sieg, nur wenige Schritte vom Geburtsthaus Friedrich Wilhelm Raiffeisens, dem heutigen Raiffeisenmuseum, entfernt, steht ein uraltes Fachwerkhaus mit einem Anbau und zwei kleinen Nebengebäuden in zweiter Reihe. Ein hübsches Ensemble, in dem man sich sofort eine urgemütliche, kleine Kneipe vorstellen kann, und diese – natürlich! – am besten mit eigener Brauerei.

Und genau das entsteht hier vor Ort gerade. Dieter Salterberg baut die kleinen Häuschen um zu einer Gaststätte mit Brauerei und Ferienwohnung. Und wie sich das gehört, hat er sorgfältig über die Reihenfolge nachgedacht, in der er das macht, und mit der Brauerei begonnen. Seit geraumer Zeit gibt es also schon Hämmscher Bier – leckeres, schön hopfiges und herbes Helles, aber auch Spezialbiere mit spannenden Rezepturen, die das Reinheitsgebot auch schon mal geflissentlich ignorieren, dafür aber mit leckeren Aromen und Geschmäckern aufwarten.

Braustube Salterberg, Hämmscher Bier
Teile des Sudwerks der Braustube

Auf einer in wesentlichen Teilen selbst konstruierten Brauanlage entstehen pro Sud knapp zweieinhalb Hektoliter Bier, die nach der Vergärung direkt in einer kleinen Kühlkammer gelagert werden und von dort aus entweder in Bügelflaschen oder frisch gezapft zum sofortigen Verzehr ihrer eigentlichen Zweckbestimmung zugeführt werden. Die blitzblanken Kessel, die in der frisch gefliesten Braustube stehen, ließen es mir in den Fingern jucken – am liebsten hätte ich selbst sofort Hand angelegt und einen Sud eingebraut. Insbesondere die witzige Konstruktion des rechteckigen (!) Läuterbottichs hatte es mir angetan.

Gelandet bin ich dann aber doch – dem Weg der Kupferleitung des Gegenstromkühlers folgend – im Gär- und Lagerbereich und habe dort das fertige Hämmscher Bier probiert. Was für ein Glück, dass auch gerade etwas da war. Denn ganz so einfach ist es mit dem Brauen nicht – schließlich ist bisher nur die Brauerei fertiggestellt, und die Renovierung des Fachwerkhäuschens bis hin zur fertigen Gaststätte ist noch nicht abgeschlossen. Und der Mensch kann sich nicht zweiteilen, kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Jedenfalls nicht gleichzeitig. Entweder brauen, oder renovieren.

Braustube Salterberg, Hämmscher Bier
die Hauptgärung

Zwei Seelen wohnen also, frei nach Goethes Faust, ach!, in seiner Brust, und zwar in der des Hammer Ur-Einwohners. Soll er hoffen, dass die Gaststätte rasch fertig wird und man dann gemütlich beim Bier zusammenhocken kann? Dann wird aber vorerst nicht allzu oft gebraut werden, und das Hämmscher Bier wird noch lange Zeit immer knapp sein. Oder wünscht er sich doch lieber allzeit und reichlich verfügbares Hämmscher Helles? Dann wird der Bau der Gaststätte wiederum nur langsam voranschreiten. Ach, es ist schwierig. Dieter tut, was er kann, renoviert hier, braut da, aber der Tag hat nur 24 Stunden, die Woche nur sieben Tage.

Mein netter Besuch in der Braustube Salterberg am 10. August 2014 endete also nicht nur mit einer Brauereibesichtigung, ein paar leckeren Bieren, frisch gebackenem Treberbrot und einem guten Gespräch, sondern auch mit einer Bitte: „Schreib‘ doch mal, dass ich einen Brauer suche, der schon mal hier mit einsteigt! Ganz langsam, erst mit Brauen, und dann, wenn ich die Gaststätte fertig habe, gerne auch mehr! Nicht gleich der Sprung ins kalte Wasser, sondern Schritt für Schritt. Vielleicht meldet sich ja jemand!“

Braustube Salterberg, Hämmscher Bier
die alte Holztür führt ins Reich des Brauers

Diese Bitte sei hiermit also erfüllt. Brauer, meldet Euch! Wenn Ihr Interesse daran habt, hier einzusteigen, das Bier zu brauen (es verkauft sich ausgezeichnet!) und in Zukunft gegebenenfalls auch im Gaststättenbetrieb mitzumischen, dann wendet Euch an Dieter (d.salterberg@braustube-salterberg.info oder +49 157 8474 6484).Mehr Informationen gibt’s auf seiner Website www.hämmscher-bier.de (ja, mit echtem deutschen ä-Umlaut!), und einen Auszug aus dieser Website findet Ihr auch unten.

Richtige Öffnungszeiten hat die Braustube Salterberg noch nicht, am besten, man fragt vorher mal an. Parken kann man aber problemlos jetzt schon, und das kostenfrei rund um das Fachwerkhäuschen. Wenn gerade Bier da ist, dann kann man’s auch kaufen und mitnehmen – dafür sind Brauereien schließlich da.

Bilder

Braustube Salterberg
Bergstraße 7-11
57 577 Hamm an der Sieg
Rheinland Pfalz
Deutschland

Und hier ist der von Dieter Salterberg auf seiner Website selbst veröffentlichte Text mit etwas mehr Detailinformationen:

………. man kann nicht auf 2 Hochzeiten tanzen ……….

Ich baue zur Zeit ein (ur)altes Fachwerkhaus zur Gaststätte mit Brauerei und einer Ferienwohnung um. Natürlich habe ich zuerst einmal das Wichtigste gebaut, die Brauerei.

Damit sich die ganze Sache auch lohnt, braue ich zur Zeit und verkaufe mein Bier in Flaschen, Fässern und nehme auch mal mit einer Außengastronomie parallel zum Weihnachtsmarkt oder ähnlichen Veranstaltungen (die gegenüber am Kulturhaus stattfinden) teil. Die Lage, direkt neben dem (neu sanierten) Veranstaltungsort der Gemeinde, dem Kulturhaus, der Bushaltestelle und vielen Parkplätzen ist optimal.

……….. aber, das Brauen, die nachfolgenden Arbeiten wie umfüllen, abfüllen, reinigen, putzen, putzen, putzen, das Gespräch mit den Kunden usw, nimmt viel Zeit in Anspruch.

………… und ist man mal beim Bauen, kommt natürlich Kundschaft und man verkauft Bier in schmutziger Arbeitskleidung und der Mörtel wird langsam hart.

Man kann eben nicht auf 2 Hochzeiten tanzen!

…………. also, ich möchte zuerst die laufende Brauerei mit allen dazu gehörigen Einrichtungen verpachten. Die Brauerei kann von einer Person betrieben werden. Ein Meistertitel ist nicht erforderlich. Es können Sude von ca. 240ltr gefahren werden, bei einem 14 Stundentag auch ein Doppelsud mit 480ltr. Durch einen Gegenstromkühler (mit Kühlwasserreservoir läuft das Bier durch Schwerkraft in den Gärraum. Dort stehen ein 260ltr (mit Mantelkühlung) und ein 600ltr Gärbehälter zur Verfügung. Ebenfalls gibt es drei 200ltr und drei 300ltr Drucktanks. Die Reifung findet in einer Kühlzelle im gleichen Raum statt. Davor steht der Flaschenfüller, für Flaschen von 0,33- 3,0ltr geeignet.

Selbstverständlich hat der Flaschenfüller auch einen Zapfhahn für ein „Probierbier“

Die Flaschen werden im Freien vom groben Schmutz gereinigt und in einem modifiziertem Winterhalter Gastrogerätespüler gespült. Daneben werden die Flaschen noch einmal klar gespült und optisch auf Verunreinigungen geprüft. Auch die Fässer können hier mittels Pumpen gespült werden. Es gibt genügend o,75ltr Flaschen, allerdings biete ich auch die direkte Füllung von eigenen Flaschen an. Auch Keg / Bauchfässer verschiedener Größen und Durchlaufkühlungen sind vorhanden.

Damit das Konzept Fachwerkhaus – gute, alte Zeit – urtümlich – gemütlich stimmt, kann in einem kleinen Backes (Backhaus) Brot (Treberbrot) und „Quetschenkuchen“ gebacken werden. Der Belag fürs Brot kommt aus der ebenfalls vorhandenen Räucherkammer.

Es gibt also Brauraum, Lagerraum, Büroraum (originale Deckenhöhe von 1,90m!) mit Alkoven, einen 2. Lagerraum mit Malzlager im ersten Stock. Gärraum (verbunden mit dem Brauraum durch den Gegenstromkühler), Kühlzelle und Flaschenfüller befinden sich in einem Nebengebäude.

Waschstation, Räucherschrank, Flaschen/ Fasslager befinden sich daneben in einem weiteren Nebengebäude. Der Backes steht zwischen dem Haupthaus und den Nebengebäude auf dem „Hinterhof“, der auch für kleine Veranstaltungen wie mal eine Bierprobe oder einen Frühschoppen genutzt werden kann. Zur Straße hin befinden sich die geforderten Parkplätze und ein Biergarten (noch im Bau), hier kann mit Außengastronomie die (im Sichtbereich liegenden) Veranstaltungen der Gemeinde begleitet werden.

Im Bau ist noch die dazugehörige Gaststätte und eine Ferienwohnung, die allerdings auch als eigene Wohnung genutzt werden kann. Eine einfache Singlewohnung könnte kurzfristig realisiert werden.

Ich möchte allerdings erwähnen, dass einige Bauteile wie Deckenhöhen, Treppen usw. nicht dem heutigen Standart entsprechen. Alle öffentlich genutzten Bereiche sind oder werden den entsprechenden Genehmigungen angepaßt.

Dies alles möchte ich verpachten, vorzugsweise an einen Brauinfizierten mit Ideen und Engament. So könnte man vielleicht mit kleinen Schritten in die Selbstständigkeit wachsen. Der Pachtpreis bezieht sich z.Z. nur auf die Brauerei mit allen dazugehörigen Einrichtungen und Inventar. Mit weiteren Fertigstellungen des Baues wird er natürlich angepaßt. Späterer Kauf wäre möglich.

Noch zur Info, ich habe damals einen Existenzgründungszuschuß bekommen.

Natürlich gebe ich mein „Brauwissen“ gerne an die neue Brauerin/ den neuen Brauer weiter.

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2 Kommentare

  1. Oh nein das ist wirklich eine trauerige Nachricht. Ich hatte beim Dieter im Herbst 2014 und 2015 mein eigenes Bier gebraut. Ein aufrichtiger Mann und Braubruder den man in Hobbybraukreisen vermissen wird.

    • Hallo, Robert,

      ja, mich hat diese Nachricht Anfang des Jahres auch sehr getroffen, als ich sie unvermittelt von anderen Hausbrauern übermittelt bekommen habe. :-(

      Ein Prost auf Dieter!

      Volker

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