Jabeerwocky Multitap Bar
Warszawa
POL

Nachtrag 15. September 2016: Knapp ein Jahr später kehre ich mit Freunden erneut im Jabeerwocky ein. Eine ausgiebige Bierprobe überzeugt uns von der unverändert guten Bierpflege und sorgfältigen Auswahl der hier angebotenen Biere. Exotisch sollen sie sein, aber gleichzeitig auch qualitativ herausragend. Eigner Rafał Kowalczyk, der dafür verantwortlich zeichnet, gelingt dies außerordentlich gut, und mit Marcin Chmielarz hat er einen Barmann und Biermanager, der auch zu jedem Bier eine Geschichte zu erzählen weiß. Oder, wie im Falle der JaBeer Biere auch beim Brauen mit Hand angelegt hat. Denn unter dem Namen JaBeer braut die Equipe vom Jabeerwocky gelegentlich bei befreundeten Brauern, zum Beispiel den Beer Bros oder der Browar Jana, in deren Brauereien und produziert originelle und wohlschmeckende Sondersude.

zu verkosten gab es wahrlich genug

So ist die Liste der heute verkosteten Biere mal wieder recht lang: Pinta – Król Lata, Retorto – Krakatoa, Nepomucen – Stout Owsiany, JaBeer & Browar Jana – Edmund, Pracownia Piwa – Krakowskie Śniadanie, Freigeist & Kingpin – Grätzhainer, JaBeer & Beer Bros – Salt Lord, Big Chill – American Stout, Browar Widawa – This is Pils! Single Hop Waimea, Kingpin – Aficionado, Bednary – Czarny Karzeł.

Jabeerwocky Multitap Bar

Jabberwocky – ein Fabelwesen aus dem gleichnamigen Gedicht von Lewis Carroll, das dieser in seinem Buch Alice hinter den Spiegeln 1871 veröffentlicht hat. Und im Sommer 2015, als die Bierbar Jabeerwocky in Warschau eröffnete, gleichzeitig Namenspate.

Zwar haben die Bar selbst und ihre Einrichtung keinen wie auch immer gearteten Bezug zu der drachenartigen Fantasiefigur, aber das Prinzip Wortspiel findet sich in der Multitap-Bar Jabeerwocky immer wieder. An der Wand im hinteren Schankraum hängen surrealistische Malereien, die zumeist einen Songtitel tragen, der durch Austausch nur weniger Buchstaben einen Bierbezug erhält: Wish You Were Beer, Glass of the Rising Sun, For Those about to Beer We Salute You und Message in a Bottle.

Fünfzehn normale Zapfhähne und zwei englische Handpumpen zähle ich an der Theke, dazu ein Angebot von etwa einhundert verschiedenen Flaschenbieren, wie die junge Kellnerin erzählt. Hinter der Theke die obligatorische schwarze Tafel, auf der mit weißer Kreide mehrmals am Tag das Angebot aktualisiert wird. Die Wände roh und unbearbeitet, mit ein paar Bildern verziert, und an der Stirnwand eine Mindmap mit den Bierstilen dieser Welt. Hat man alles so oder ähnlich schon ein paar Mal gesehen, es scheint sich so langsam als Standard für gute Bierbars heraus zu kristallisieren.

Jabeerwocky

Kunststück – im Bestreben nach immer mehr Originalität, nach einem bewussten Absetzen von der guten alten Eckkneipe in konservativ-rustikaler Gemütlichkeit endet man als Innenraumdesigner bei den immer gleichen Stilelementen, die lediglich am anderen Ende des Geschmacksuniversums angesiedelt sind. Schöne Tapeten? Fort damit, rohe Ziegel oder Beton reichen. Gemütliches und einheitlich bezogenes Gestühl? Ach was, Holzstühle und Bänke, wie sie gerade kommen. Eine ordentliche, gebundene Speise- und Getränkekarte? Nein, eine Kreidetafel reicht aus. Holzverkleidete Zapfanlagen und Theke? Quatsch, Blick auf die Technik und das blanke Metall. Und so nähert man sich in der exzessiven Individualität einander wieder an …

Lassen wir die grundsätzliche Kritik aber mal beiseite, dann ist das Jabeerwocky ein exzellentes Multitap und setzt den Ansatz Craft-Bier-Bar in sehr professioneller Weise um! Die Biersorten sind sehr sorgfältig ausgewählt, die Crême de la Crême des polnischen und internationalen Craftbier-Wesens. Und wenn, wie heute, dem 19. September 2015, Themenabend ist, dann wird dies konsequent angegangen. Die Welt der Sauerbiere, der spontan vergorenen belgischen Geuze, der deutschen Gose oder ähnlicher wilder Produkte, das war das Thema heute. Kwasiory atakują! – Die Sauren greifen an! hieß es im Vorfeld.

Und bildete die Kreidetafel am frühen Nachmittag noch einen Querschnitt durch die Bierstile dieser Welt ab, so wandelte sie sich nach und nach – immer mehr Sauerbiere erschienen, jedes Fass, das geleert war, wurde durch ein Fass mit einem Themenbier ersetzt, und am Abend waren fast alle Zapfhähne dem Leitthema angepasst.

Ob eine echte Gueuze von Cantillon vom Fass, ob ein Lichtenhainer, eine deutsche, polnische oder amerikanische Gose, ob ein saures Früchtebier oder ein holzfassgereiftes und dadurch dezent gesäuertes Bier – es war ein buntes Angebot, und allen Bieren war letztendlich nur der geringe pH-Wert gemeinsam …

Die Preise sind fair, wenn auch für die eine oder andere Spezialität ein Aufschlag gezahlt werden muss. Und die Standardgröße für ein Glas ist 200 ml, so dass sich der Liebhaber geduldig durch eine ganze Reihe von Sorten verkosten kann. Aber keine Sorge: Der durstige Besucher bekommt auch große Gläser, er muss nicht nur in homöopatischen Mengen nippen, sondern darf auch seinen Durst stillen.

Und bei schönem Wetter stehen draußen vor der Tür noch ein paar überdachte Holzbänke, die sich insbesondere bei den Rauchern gewaltiger Beliebtheit erfreuen.

Die Jabeerwocky Multitap Bar ist täglich ab 13:00 Uhr durchgehend bis tief in die Nacht geöffnet, sonntags erst ab 15:00 Uhr. Zu erreichen ist sie bequem mit Bus oder Straßenbahn, die nächste Haltestelle (Krucza) liegt gerade einmal fünf Minuten zu Fuß entfernt.

Bilder

Jabeerwocky Multitap Bar
ulica Nowogrodzka 12
00-511 Warszawa
Polen

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