Privatbrauerei Georg Dörr
Michelstädter Brauerei
Michelstadt
DEU

Nachtrag 20. Juli 2021: Ein Leser meines Blogs macht mich darauf aufmerksam – die Michelstädter Brauerei existiert wohl nicht mehr. „Der Braumeister wurde entlassen, die Gebäude verkauft oder vermietet. Im Sudhaus wurde mit Brachialgewalt alles Kupfer herausgestemmt“, heißt es.

Das Schema ist bekannt. Im ersten Schritt wird eine Brauerei übernommen. Dann wird das Bier-Portfolio zurechtgestutzt; die erfolgreichste Marke wird beim neuen Besitzer auf einer neueren, effizienteren Anlage gebraut. Mit den anderen Marken lässt sich die alte Brauerei nicht mehr wirtschaftlich betreiben, also wird sie wegen fehlender Effizienz geschlossen. Für eine Weile hält man die Marke noch am Leben, während man die alte Brauerei ausschlachtet und verkauft. Irgendwann stirbt dann auch die Marke, und die Brauerei landet endgültig auf dem Scheiterhaufen der Geschichte.

Ob es in Michelstadt auch so kommen wird? Derzeit gibt es die Marke Michelstädter noch, und auf der Website wird die Odenwälder Brautradition noch fleißig beworben. Pfiffige Formulierungen lassen den Leser aber im Unklaren, wo das Michelstädter Bier entsteht.

Michelstädter Brauerei

Nachtrag 19. Juni 2016: Wie seinerzeit, also während unseres Besuchs vor zehn Jahren, schon zu befürchten stand, ist der Überlebenskampf der kleinen Familienbrauerei nur zum Teil erfolgreich gewesen. Zwar wurde die Brauerei nicht stillgelegt, aber sie ging 2013 an einen anderen Besitzer über und wurde gleichzeitig von Privatbrauerei Georg Dörr in Michelstädter Bier GmbH umbenannt.

Aber damit nicht genug – denn auch der neue Besitzer war nicht in der Lage, ein dauerhaftes erfolgreiches Konzept zu entwickeln, und so wechselte die Brauerei erneut ihren Eigentümer und gehört nun, 2016, als Michelstädter Brauerei zur Pfungstädter Brauerei. Es heißt, dass die Rezepte beibehalten und der Brauereistandort erhalten bleiben sollen: „Die fast 300 Jahre alte Tradition wird seit dem Jahre 2016 weitergeführt in der Partnerschaft Michelstädter Bier und Pfungstädter Brauerei. Die ursprünglichen Rezepturen des Michelstädter Bieres – das Geheimnis des großen Erfolgs als älteste Brauerei des Odenwalds – bleiben in ihren Grundfesten erhalten. Auch der Braustandort – Michelstadt im Herzen des Odenwalds – besteht unverändert weiter.“

Warten wir es ab.

Privatbrauerei Georg Dörr

Die Privatbrauerei Georg Dörr in Michelstadt besuchten wir am 6. Mai 2006 im Rahmen der diesjährigen Tour de Bier. Kaum waren wir mit dem Reisebus vorgefahren, kam auch schon die Chefin persönlich, empfing uns mit strahlendem Lächeln und nahm sich mit viel Begeisterung die Zeit, uns ihre Brauerei zu zeigen, durch die Lagerkeller zu gehen und uns hinterher mit Bier und Brezeln zu bewirten.

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das schöne Sudhaus aus den 60er Jahren

Wie viele kleinere Brauereien kämpft auch die Privatbrauerei Georg Dörr tapfer um ihren Absatz in der Region. Einerseits ist es nicht weit weg bis zu den Frankfurter Brauereiriesen, andererseits gibt es in Michelstadt für den ganz exklusiven Biergenuss das Michelstädter Rathausbräu. Gleichwohl – beim Dörr produziert man einige sehr leckere Biere, und auch wenn das Pils und das Export eher Standardbiere sind (vom Stil her, sicherlich nicht von der Qualität, denn da sind sie hervorragend …), so ist das Ratsherren Jubiläumsbier etwas Besonderes, eher in Richtung aromatisches Märzen.

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frisch angestelle Hefe in der Hefebirne

Wir genossen die Kostprobe jedenfalls sehr und werden auch noch lange an den interessanten Rundgang durch die weitläufigen und kühlen Brauereikeller denken.

Und wer nicht, wie wir, das Glück hat, direkt in der Brauerei bewirtet zu werden, der findet in der Altstadt Michelstadts den Brauerei-Ausschank Brauerei zum deutschen Haus.

Bilder

Privatbrauerei Georg Dörr
Hochstraße 15
64 720 Michelstadt
Hessen
Deutschland

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2 Kommentare

  1. Pfungstädter hat Michelstädter abgewickelt. Der Braumeister wurde entlassen, die Gebäude verkauft oder vermietet. Im Sudhaus wurde mit Brachialgewalt alles Kupfer herausgestemmt. Das Anwesen dient heute scheinbar irgendwem als Lager und macht einen verwahrlosten Eindruck. Die Gastronomie wurde scheinbar nicht übernommen, die betroffenen Wirte stellten auf Faust oder Schmucker um. Michelstädter Pils in Flaschen wurde noch eine Zeit lang in Pfungstadt gebraut und im Odenwald vertrieben, ist aber inzwischen nicht mehr erhältlich. Die neue Sorte „Pfungstädter Braumeister-Pils“ weißt denselben Geschmack auf, wie das in Pfungstadt gebraute Michelstädter Pils. Scheinbar wurde hierfür das Michelstädter Rezept recycelt. Die Webseite http://www.brauerei-michelstaedter.de gaukelt weiterhin eine Odenwälder Braukultur vor. ENDE

    • Hallo, Jupp,

      hab‘ herzlichen Dank für Deine ergänzenden Informationen. Ich werde den Blogbeitrag in den nächsten Tagen aktualisieren.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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